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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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— , Gaby dort. Blieb sie mit Petra
wirklich im Haus? Lief auch dort das Radio — und die Kleinfeldener waren
gewarnt? Suchten Polizisten das Dorf ab? Aber wie weit konnten die gucken — bei
dem Schneegestöber? Andererseits — daß man Flühter dort gesehen hatte, besagte
nicht viel. Für einen entsprungenen Häftling bieten sich die besten Verstecke
in einer Großstadt, wo der einzelne in der Menge nicht auffällt, wo Gassen,
Höfe, Winkel, Keller, Spelunken, leerstehende Häuser, Industrie-Bezirke,
Bahnhöfe, U-Bahn-Tunnel und Lagerhallen als Schlupfwinkel dienen können.
    Ganz zu schweigen von der immer
reichlich vorhandenen Unterwelt.
    Wenn er schlau ist, dachte Tim, flieht
er durch Kleinfelden nur durch. Hierher setzt er sich ab. Zum Teufel, ja, hier
im Internat sind wir mehr gefährdet als die Mädchen bei Goehmes. Trotzdem...
    Er betrachtete seine Fingernägel, an
denen etwas Leim klebte.
    „Ich rufe mal an bei den Goehmes,
Willi. Aber erst klebe ich noch die drei Schafe in ihre Herde.“

2. Der Geisterhund greift an
     
    Todesangst!
    Gaby sah die zerfetzte Katze — und das
unheimliche, phosphoreszierende Tier, das aus dem Waldesdunkel heranjagte.
    Noch etwa 200 Meter war das Ungetüm
entfernt — jetzt weniger.
    Oskar winselte und machte sich klein
wie eine Maus. Seine Schnüffelnase hatte längst festgestellt, welches Unheil da
nahte.
    Kein Versteck!
    Gaby zitterte. Ihr Blick fiel auf die
Schichtholzbank. Sie war nur wenige Schritte entfernt, reichte etwa anderthalb
Meter hoch und wurde überzogen von einer dünnen Decke Schnee.
    „Schnell, Oskar!“
    Sie hob ihn hinauf.
    Er geriet mit der Vorderpfote in einen
Spalt und jaulte.
    Gaby kletterte hinterher. Sie stieß
sich am Schienbein, und vor Angst waren ihre Arme ganz schwach.
    Unter der Schneedecke war das Holz
rutschig und ziemlich vereist. Dicke und mitteldicke Meterstücke von Stämmen
stapelten sich zum Raummeter, der von Pfosten auf beiden Schmalseiten gestützt
wurde.
    Als Gaby oben saß und Oskar an sich
preßte, wurde aus ihrer Angst Panik.
    Anderthalb Meter Höhe! Nur!
    Kein Hindernis für ein großes Tier.
    Vielleicht war man hier vor einem
Krokodil sicher, vor einem Hai und Tollwut-Füchsen.
    Aber ein Tier, das mit Rekord-Sprüngen
heranjagt, springt sicherlich nicht nur weit, sondern auch hoch.
    Gaby rutschte auf die Mitte der
Schichtholzbank.
    Unter dem seidigen, schwarzweißen Fell
schlug Oskars Herz wie rasend. Er hatte Angst, der treue, liebe Vierbeiner, der
von Heldenmut nichts weiß.

     
    Gaby starrte dem Ungetüm entgegen.
    Furcht und Kälte machten ihre Glieder
ganz klamm.
    O Gott, was war das?
    In wenigen Sekunden nur hatte alles
sich abgespielt.
    Jetzt schoß das Tier unter den Bäumen
hervor, stoppte und warf einen kurzen Blick auf die Kadaver-Hälften der Katze.
    Nein! dachte Gaby. Sowas gibt’s doch
nicht. Was ist los hier im Schauer-Wald? Machen die Hunde Fasching?
    Als leidenschaftliche Tierfreundin — die
nicht umsonst den Spitznamen Pfote trägt — erkannte Gaby Art und Rasse
sofort.
    Zweifellos
war das ein Hund — und zwar ein riesenhafter Mastino. Also ein römischer
Kampfhund. Oder ein Mastiff - was fast aufs gleiche hinausläuft, obwohl dieser
Wach- und Kampfhund englischen Ursprungs ist.
    Das gewaltige Tier mit seinem
quadratischen Schädel und der breiten, kurzen Schnauze wog sicherlich
anderthalb Zentner. Ein Ungetüm!
    Die Natur hatte den Riesenhund mit
dunklem Fell ausgestattet. Nur die linke Vorderpfote war hell, fast weiß.
    Doch nicht das stach ins Auge, nicht
das gab ihm dieses unheimliche Aussehen.
    Der Mastiff — Gaby entschied sich, ihn
bei dieser Rasse einzuordnen — war mit Phosphor-Farbe angepinselt: an der
Brust, an den Flanken, auf dem Rücken. Eine Maske aus Phosphor-Farbe umschloß
seinen Kopf. Nur Augen, Schnauze und Ohren waren ausgelassen.
    Der
Mastiff trug ein Geschirr. Auf dem Rücken war ein kleiner Metallkasten
festgeschnallt, aus dem eine Antenne ragte.
    Als der Hund jetzt zur Schichtholzbank
kam, begann Gaby zu schreien.
    „Hiiiiilfe!“
    Er bewegte sich langsam. Er schritt.
    Entsetzt sah Gaby, daß in den Augen
kein Weiß war. Ein blutunterlaufener Blick richtete sich auf sie. Nur blutiges
Rot umgab die Pupillen.
    Aus den Lefzen tropfte Schaum.
Jedenfalls zerplatzten Blasen in der Winterluft. Aber der Schaum war nicht
weiß, sondern rot. Ein gelbliches Orange-rot. An Blut erinnerte es nicht.
Sondern woran? Hatte ein Wahnsinniger diesem Riesenhund die Zunge

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