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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wo’s
langgeht.«
    »Aber nicht mehr lang«, grinste
Klößchen, »bestimmt der Grapsbach, wo’s langgeht. Denn wir lassen ihn
hochgehen.«
    Karl schüttelte sich, als
friere er in der glühenden Hitze. »Da haben wir uns was vorgenommen. Ich muss
erst mal ausschlafen. Heute gehe ich um acht Uhr ins Bett. Und ihr?«
    Gaby und Klößchen pflichteten
bei.
    Tim hatte den Kopf gesenkt,
schien für einen Moment nicht hinzuhören, luchste aber durch seine Sonnenbrille
schräg aufwärts nach links. Er stand mit dem Rücken zur Häuserzeile. Vor ihm
der Parkplatz. Dahinter die Seitenfront des Hotels.
    Im dritten Stock waren einige
Fenster geöffnet. Und an einem — es musste 311 sein — zeigte sich in diesem
Moment Dr. Ferndinand Geeber.
    Er stand dort, lehnte mit den
Hüften am Fenstersims, beugte sich etwas hinaus und — tatsächlich! — er winkte.
Erst mit der Linken, dann mit beiden Händen... Zweimal!
    Meint der etwa uns?, dachte Tim
erschrocken. Nein! Der meint... den dort!
    Erst jetzt bemerkte Tim diesen
Typ. Er kam langsam von der Rückseite des Hotels, schnürte an den abgestellten
Wagen entlang, näherte sich. Just hatte er Geeber entdeckt und erwiderte das
Winken, kurz, einmal rechts. Es wirkte irgendwie verstohlen.

    Und jetzt äugt er auch schon
her, stellte Tim fest, zu uns. Ein argwöhnischer Blick. He, Mann! Was ist denn
dabei, wenn zwei sich zuwinken?! Nichts! Es sei denn, sie dürfen sich nicht
kennen. Weil... hm! Das is’n Ding und eine Überlegung wert.
    Der Mann ging vorbei,
unbeachtet von Gaby, Karl und Klößchen. Auch Tim bekundete scheinbar null
Interesse. In Wahrheit fixierte er ihn durch die Sonnenbrille mit Blicken — wie
die Kamera des Polizeifotografen, der einen Schwerverbrecher ablichtet.
    Ein bulliger Mittdreißiger
war’s von mittlerer Größe, zwei Narben im Gesicht, Akne (Hautausschlag) — an dem ein Mädchen verzweifelt wäre, gesittetes Outfit, das aber unecht an
ihm wirkte. Hinten am Kopf baumelten die Haare als gefetteter Pferdeschwanz.
    Sieht nicht aus wie ein
Schweizer, dachte Tim. Eher wie ein Euro-Verschnitt aus nem versifften Bezirk.
Was hat der mit dem Geeber zu tun?
    Der Mann bog um die Ecke und
verschwand.
    Oben bei 311 wurde das Fenster
geschlossen.
    »...hörst du uns noch zu?«,
fragte Gaby und stieß Tim ihre kleine Faust in die Rippen.
    »Au! So was, Pfote, wird in der
Schweiz bestraft.«
    »Bist du weggetreten vor
Müdigkeit oder weil du bessere Gedanken hast als wir?«
    »Ich gehe um zehn ins Bett. Das
reicht mir zum Ausschlafen.«
    »Was? Wovon redest du?«
    »Da waren wir doch stehen
geblieben. Oder?«
    »Wir sind schon viel weiter,
Blindfuchs, während du geträumt hast. Wir überlegen, wie wir den Nachmittag
gestalten.«
    »Da weiß ich was. Mir nach!
Aber unauffällig. Am besten, wir albern, als wären wir erst 13.« Tim setzte
sich in Bewegung.
    »Was ist denn los?«
    »Während ihr euch die Ohren
voll schnurrt, habe ich eine Beobachtung gemacht. Nämlich...«
    Er ließ raus, was ihm
aufgefallen war, und fügte an: »Die beiden kennen sich also. Das ist Fakt. Aber
sie tun heimlich und wohnen nicht im selben Protzbunker. Ich frage mich: Tut
sich was? Ist der Pickeltyp ein Waffeneinkäufer? Oder kriegt er den wertvollen
Koffer?«
    »Heh!«, meinte Gaby: »Ich weiß
noch eine dritte Möglichkeit. Wieso fällt dir das nicht ein? Vielleicht soll
der Geldkoffer, der ja vermutlich von der Waffenfirma stammt, seiner Bestimmung
gar nicht zugeführt werden — sondern in die falschen Hände gelangen.
Comprenez-vous? (Versteht ihr?) «
    Tim blieb stehen und küsste
seine Freundin auf den Mundwinkel.
    »Was überkommt dich,
Häuptling?«
    »Ich schnall ab vor deiner
Schläue.«
    Gaby lächelte. Karl und
Klößchen grinsten.
    TKKG bogen um die Ecke. Tim sah
den Pickeltyp 50 Meter voraus. Er ging flott, aber nicht hastig, und sah sich
nicht um.
    »Der dort!«Tim wies mit dem
Kinn. »Wir lassen ihm noch etwas mehr Vorsprung. Hat offenbar keinen Wagen.
Hoffentlich fällt’s nicht auf, dass wir die Velos nur schieben. Jaaaaa, Pfote!
Ich schließe mich deiner Idee an. Geeber hat vermutlich einen so mächtigen
Knete-Berg im Koffer, dass er ne Menge risk (Risiko) eingeht — aber
nicht wegen fun (Spaß), sondern wegen Bereicherung.«
    »Auch das ist fun«, meinte
Karl. »Jedenfalls auf diese Weise. Bereicherung durch harte Arbeit — da hört
der Spaß auf.«
    »Mal sehen, wo er hin will.«
    Sie folgten ihm. Der Abstand
wuchs. Der Pickeltyp interessierte sich offensichtlich

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