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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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eine
Gürteltasche angeschnallt. Sie war praktisch und wirkte weitläufig. Aber vor
allem: Sie enthielt die Fotokopien der unsäglichen Papiere des Serienmörders
Otto-Albrecht.
    TKKG radelten weiter. Der Weg
führte am See entlang. Blaues Wasser, der Zürichberg, Berge in der Ferne,
Schiffe, alle Welt war unterwegs. Tims Drahtesel gab knirschende Laute von
sich. Karl hatte zu wenig Luft auf dem Hinterreifen. Klößchen begann plötzlich
zu fluchen.
    »Was soll der Anfall?«, fragte
Tim.
    »Ich habe vergessen, mich mit
Schweizer Schoko einzudecken.«
    »Kannst du nachher machen.«
    »Hunger habe ich aber jetzt.
Müdigkeit und Hunger — das ist zu viel!«
    »Wahrscheinlich«, sagte Gaby,
»frierst du auch noch.«
    Klößchen, dem der Schweiß von
der Stirn tropfte, meinte: »Klar! Und heute Nacht kriege ich die Windpocken.
Oder wenigstens Masern.«
    Karl, der voranfuhr, stoppte.
»Wir sind da, Leute!«
    Tim hatte bereits festgestellt:
Die ufernahe Straße war zweifellos vornehm. Villen in üppigen Gärten reihten
sich aneinander. Die Bewohner konnten den Seeblick genießen. Eine sanfte Brise
wehte vom Wasser her. Und unter den Bäumen der Prachtstraße war’s so schattig,
dass Tim, Karl und Gaby ihre Sonnenbrillen abnahmen. Klößchen hatte seine zu
Hause vergessen und musste blinzeln.
    TKKG standen vor einem
Parkgrundstück. Die Umfriedung bestand aus gemauertem Sockel und eisernem Zaun.
Die kunstvoll geschmiedeten Streben waren ca. zweieinhalb Meter hoch und
wirkten wie aufgestellte Speere.
    Breites Einfahrtstor zwischen
Steinpfeilern, zwei Pforten, Gegensprechanlage. Im Hintergrund eine romantische
Villa aus dem vorigen Jahrhundert. Über einer großen Terrasse war eine gelb-weiße
Markise ausgefahren.
    »Klingeln wir mal!«, meinte Tim
und stellte sich vor die Gegensprechanlage.
    »Ein bisschen bange bin ich
schon«, flüsterte Gaby neben ihm.
    »Kein Grund zur Sorge, Pfote.
Wir haben alle Trümpfe in der Hand.«
    Aus der Gegensprechanlage
näselte eine Männerstimme.
    »Bitte, wer begehrt?«
    »Grüezi, Herr Baron!«, sagte
Tim gegen die Metallrippen. »Mein Name ist Peter Carsten. Ich und meine Freunde
kommen aus Deutschland. Wir müssen Sie sprechen — in einer unglaublich
wichtigen Angelegenheit. Unglaublich wichtig für Sie!«
    »Ich bin nicht der Herr Baron,
ich bin der Butler«, erwiderte die Näselstimme. »Baron Otto-Alexander Mugus zu
Grapsbach weilt nicht in Zürich.«
    »Wo weilt er denn?«, fragte Tim
enttäuscht. »Unsere Angelegenheit ist nämlich megamäßig wichtig. Wichtig für
ihn!«
    »Der Herr Baron weilt in Lugano
und wird erst spätabends zurückerwartet.«
    »Na, Senor, das ist doch schon
was! Dann müssen wir eben für morgen ein Meeting, ein Treffen, vereinbaren.
Denn es ist ultra-irre wichtig! Wichtig für ihn, Ihren Chef«
    »Der morgige Tag des Herrn
Baron ist bereits verplant.«
    »Sir, monsieur, gospodine! Sie
haben offenbar noch nicht geschnallt, dass der Grund unserer Anreise von
galaktischer Wichtigkeit ist. Wichtig für den Baron, wie ich wohl schon sagte.
Sein Überleben hängt davon ab. Do you understand? Capisce?«
    »Ich verstehe sehr gut.« Der
Butler war nicht aus der Ruhe zu bringen. »Vielleicht ist am späten Vormittag
ein kurzes Gespräch möglich. Vor 12 Uhr — im Hotel Beauchâteau. Der Herr Baron
speist dort um 12 Uhr mit einem Geschäftsfreund.«
    »Hotel Beauchâteau? Machen wir
doch. Wir stehen auf der Matte.«
    »Welchen Namen darf ich
notieren?«
    »Peter Carsten and friends.
Carsten mit C.«
    »Und in welcher Angelegenheit?«
    »Ahnenforschung, Politik, Geld.
Also alles, was unsere Herzen bewegt. Arrivederci, Senor!«
    Vielleicht fühlte sich der
Butler nicht ernst genommen — er unterbrach die Verbindung ohne Abschiedswort.
Ein Knacken in der Anlage. Funkstille.
    »Jetzt haben wir viel Zeit«,
meinte Tim. »Den ganzen Tag.«
    »Ich muss unbedingt Schoko
kaufen«, erinnerte sich Klößchen.
    »Zeit für Kultur«, rief Karl.
»Sehenswürdigkeiten satt.«
    »Und ein bisschen
Geschäftsbummel«, forderte Gaby. »Hier gibt es tolle Geschäfte für angesagtes
Outfit. Allerdings — im Grunde nichts anderes wie auch bei uns.«
    »Nur etwas teurer«, lachte Tim.
»Leute! Bevor wir die Zeit totschlagen, suchen wir das Beauchâteau. Vielleicht
liegt es megamäßig ungünstig und wir haben zwei Stunden Velo-Anfahrt.«
    »Ganz bestimmt«, murrte
Klößchen, »liegt es nicht neben der Jugendherberge. Das wäre mir aufgefallen.
Außerdem wäre dann der uniformierte

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