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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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stimmte."
    Carter setzte sich. Er hatte sein Glas entdeckt und führte es an die Lippen. Dann, nachdem er es abgesetzt hatte, fragte er: „Hast du Feinde?"
    „Am Theater, meinst du?"
    „Ja, meinetwegen am Theater."
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe eine sehr gute und ziemlich einflußreiche Position. Das macht sich besonders bei der Rollenbesetzung bemerkbar. Dabei lassen sich, wie du dir denken kannst, nur selten gewisse Härten vermeiden. Es gibt immer Leute, die sich benachteiligt fühlen. Schon möglich, daß ich dabei den einen oder anderen verärgert und mir zum Feind gemacht habe. Aber das ist doch kein Grund, in ein fremdes Haus einzudringen und einen Menschen töten zu wollen!"
    „Tja", meinte Carter und holte sich eine Zigarette aus dem Kästchen, das auf dem Tisch stand, „die Frage ist nur, ob er dich wirklich töten wollte."
    „Du meinst, es ging ihm nur darum, mich zu erschrecken?"
    „So etwas Ähnliches. Vielleicht wollte er dir einen Schock versetzen und seinen Zorn abreagieren."
    „Aber das wäre doch völlig verrückt!"
    „Auch Mord ist verrückt. Es gibt ihn trotzdem. Die Menschen tun oft die verrücktesten Dinge."
    Julia dachte nach, während sich Carter die Zigarette in Brand steckte.
    „Ich habe", sagte sie nach kurzer Zeit, „in Gedanken alle männlichen Darsteller Revue passieren lassen, die vielleicht einen Grund hätten, mich zu hassen. Aber keiner von ihnen wäre nach meinem Dafürhalten einer solchen scheußlichen Tat fähig."
    „Es muß nicht unbedingt jemand vom Theater sein."
    „Ich bin doch kein Mensch, der sich bewußt Feinde macht!"
    „In meinem Falle hast du das Gegenteil bewiesen."
    „Du bist eine Ausnahme. Ich weiß, daß mich dein Haß trifft, aber das stört mich wenig. Warum habe ich dich denn erpreßt? Weil ich gelernt habe, daß man nicht auf Menschen Rücksicht nehmen darf, die selbst keine Rücksicht kennen. Du hast die sechzehnjährige Monika verführt, obwohl ich dir verboten hatte, das Mädchen anzurühren. Über meine empörten Vorhaltungen hast du nur höhnisch gelacht. Da entschied ich mich dafür, dich dort zu treffen, wo du am ehesten verletzlich bist — an deinem Geldbeutel. Du darfst dich nicht wundern. .."
    Hör schon auf, mich mit diesem Thema zu belästigen", unterbrach er sie. „Zum Teufel mit Monika! Sie war und ist nur ein kleines Flittchen. Ein unschuldiger Augenaufschlag ist noch kein Beweis für wahre Keuschheit. Ich habe sie mit einem hübschen Scheck abgefunden, und sie war entzückt, ihn zu bekommen."
    „Du mit deinen ekelhaften Geldgeschenken! Was macht es dir denn schon aus, zehn oder hundert Pfund auszugeben? Dich trifft man erst, wenn man Tausende verlangt. Du bist ein brutaler alter Mann, der auf seine Weise versucht, die Jugend zurückzuerobern. Ich weiß, daß ich dafür oft genug eine unfreiwillige Helferin war."
    Carter schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser tanzten.
    „Rede keinen Unsinn! Du warst dir durchaus darüber im klaren, daß ich mit den jungen Damen kein Bridge spielen wollte. Mir ging es darum, mit ihnen zu flirten. Ich gebe das zu. Was ist schon dabei? Aber keiner von ihnen tat ich jemals Gewalt an, keiner näherte ich mich als der große Verführer, den du in mir zu sehen scheinst. In meinem Alter schafft man das nicht mehr. Weder bei einer Gladys Brooks noch bei einer Monika Craftfield. Ich sehe mich selbst sehr klar und genau. Ich bin kein bezaubernder Beau mit Scharm und Esprit. Ich bin nur ein alternder Geschäftsmann, der es im Leben zu etwas gebracht hat. Ich habe das Geld, die anderen haben die Jugend. Jeder gibt, was er hat. Willst du es mir verübeln, daß ich mein Geld auf eine Weise anlege, die mir persönlich am meisten Spaß macht? Du selbst hast von meiner Großzügigkeit mehr als genug profitiert. Aber damit ist jetzt Schluß. Ein und für allemal! Ich bin kein Mann, der sich erpressen läßt!"
    „Du weißt, daß ich dich in der Hand habe. Wenn die Behörden erfahren sollten, daß die kleine Monika..."
    „Ich will den Namen nicht mehr hören!" unterbrach Carter und schrie plötzlich. „Die kleine Monika! Sie ist nicht so klein und unberührt, wie du glaubst. Ich war nicht der erste, den sie küßte. Das kann ich beweisen!"
    „Beweisen?"
    Carter grinste plötzlich. Er betrachtete beinahe genußvoll die Asche seiner Zigarette.
    „Mein liebes Kind, als du mich zum erstenmal wegen dieser dummen Geschichte zu erpressen versuchtest, machte ich mich sofort daran, einen

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