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Der Monat vor dem Mord

Der Monat vor dem Mord

Titel: Der Monat vor dem Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bier bis zum Rand des Glases und trank das Gemisch in schnellen, energischen Zügen aus. Dann erst sagte sie: »Es ist ziemlich, bitter, so spät erwachsen zu werden.«
    »Ja«, sagte Horstmann, ohne recht zu begreifen, was sie meinte.
    »Für manche Dinge ist es zu spät«, sagte sie, »für manche nicht.«
    »Ja«, sagte Horstmann wieder, und er bemerkte im Benehmen seiner Frau beunruhigende Eigenschaften, die sie zwanzig Jahre lang nicht gehabt hatte.
    »Was ist mit dir?«
    »Ich muss mit dir sprechen«, sagte sie. »Am besten in deinem Labor.« Das klang bestimmt.
    »Wie du willst.« Horstmann überlegte. Vermutlich wollte sie ihm den Scheck über zwanzigtausend Mark zurückgeben.Aber das war es sicher nicht allein. »Es ist auch wegen Binder, ja?«
    »Ja«, sagte sie ruhig. »Hast du etwas anderes erwartet?«
    »Nein. Aber ich verstehe nicht, was dir das Recht gibt, mich vor die Schranken deines Gerichtes zu stellen.« Jetzt brüllte er, weil er immer unsicherer wurde. »Was fällt dir eigentlich ein? Bist du verrückt geworden? Plötzlich erfährst du irgendetwas aus dem Betrieb und spielst Sphinx. Binder! Dieses Arschloch!«
    »Sei doch nicht so vulgär«, sagte sie heiter.
    Tatsächlich, sie war heiter. Horstmann fragte sich, warum sie heiter sein konnte. Und dann hasste er Maria, weil er plötzlich ihre Heiterkeit begriff. Sie hatte mit Binder gesprochen. Sie wusste, dass er, Horstmann, viel Geld hatte. Sie wusste auch, wofür er es bekommen hatte. Und sie wusste wahrscheinlich auch, welche Gründe er dem Chef angegeben hatte. Sie wusste alles. Seine Frau Maria wusste alles. Er hasste sie.
    Maria setzte sich an seinen Arbeitstisch vor das große Mikroskop. »Ich habe zuerst Reichel von der Bank angerufen«, sagte sie müde, als sei ihr das Durcheinander in dieser Familie, ihr Versagen und das Verhalten der Kinder zu viel. »Reichel war immer für uns da. Vom ersten Kleinkredit bis zur Finanzierung des Hauses. Ich habe erfahren, ohne dass er sich dessen bewusst war, dass du von der Firma hunderttausend Mark bekommen hast.«
    »Ja und?«, fragte Horstmann aggressiv.
    »Wofür?«
    »Für das Schädlingsmittel gegen den Kiefernfresser.«
    »Das kann nicht sein«, sagte sie. »Du hast Reichel gesagt, du bekämst das Geld, um nebenbei Forschungen für deine Firma zu betreiben. Reichel war stolz auf uns, weil wir unsso gut hochgearbeitet haben.« Sie spielte mit einem dünnen Reagenzglas. »Weshalb besitzt du plötzlich so viel Geld?«
    »Es ist das Geld für das Schädlingsmittel«, beharrte er. »Seit wann misstraust du mir so? Seit wann geht dich das etwas an?«
    Sie lächelte. »Seit wir vor zwanzig Jahren noch mit zweihundert Mark im Monat auskommen mussten. Ich kannte unser Konto immer besser als du.«
    »Ich wollte keine Nummer mehr sein.« Er hielt den Kopf gesenkt. »Ich wollte nicht alles, was mein Gehirn erfindet, für einen gütigen Blick dem Chef geben. Da habe ich ihm. gesagt, ich brauche das Geld, um unser Haus abzubezahlen.«
    »Aber es ist doch bezahlt.«
    »Ich habe es aber behauptet«, murmelte er. Dann war plötzlich Kälte in Ihm. »Jemand aus dem Betrieb hat es herausbekommen. Ich werde erpresst. Ich soll das Mittel gegen die Schädlinge herausgeben.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte sie, und wieder war sie ganz heiter. »Dieser Binder, euer Finanzchef, hat angerufen. Gestern Abend war das. Er hat mir gesagt, ich soll dich warnen und dir ausrichten, dass du nicht glücklich wirst mit dem Geld, das du vom Chef erschwindelt hast. Dieser Binder ist ein netter Mann, jedenfalls am Telefon. Er hat gesagt, wir sollten doch nicht unsere Existenz vernichten und die Familie zerstören. Er könne dir helfen, wenn du ihm einen Gefallen tätest. Du wüsstest schon was. Er würde dann dafür sorgen, dass alles in Ordnung geht.«
    »Wie bitte?«, fragte Horstmann fassungslos.
    »Er will dafür sorgen, dass wir heil aus der Geschichte herauskommen.«
    Horstmann tat etwas Seltsames. Er ließ sich mit dem Rücken an der rauen Wand heruntergleiten, bis er saß. Er sagte: »Du kannst doch wirklich nicht so dämlich sein!«
    »Wie meinst du das?« Sie war wieder die Alte, sie hatte nicht mehr sehr viel Zuversicht.
    »Was hast du diesem Schwein denn gesagt?«, fragte Horstmann.
    »Ich habe Herrn Binder gesagt, ich würde dir das ausreden. Das mit den hunderttausend Mark. Ich habe ihm auch versprochen, dass du dich erkenntlich zeigst. Du sollst irgendetwas für ihn tun. Das habe ich ja schon gesagt. Irgend etwas im

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