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Der Monat vor dem Mord

Der Monat vor dem Mord

Titel: Der Monat vor dem Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sprechen.«
    »Du hast mir erzählt, dass er dich erpresst hat«, sagte sie, während sie sich setzte.
    Wieder beging Horstmann einen großen Fehler. »Hör auf damit«, sagte er. »Das ist doch langweilig. Binder ist tot.«
    »Gestern Abend wärst du bei dieser Nachricht vor Aufregung und Freude an die Decke gehüpft«, bemerkte sie. »Ich dachte mir das.«
    »Was dachtest du dir?«
    »Dein Verhalten verblüfft mich nicht«, sagte seine Frau. »Erst bekommst du hunderttausend Mark, dann wirst du erpresst, dann machst du dir nichts mehr daraus. Weder aus dem Geld noch aus der Erpressung. Ich kann mir denken, warum.«
    Das war ungeheuerlich. An welchem Punkt hatte er einen Fehler gemacht? »Ich verstehe nicht.«
    »Aber es ist doch einfach«, sagte sie wie eine Lehrerin, die einem sehr begriffsstutzigen Schüler etwas beibringen muss.
    »Du erfindest den Stoff, dann bekommst du als Belohnung hunderttausend Mark. Davon sollte ich nichts wissen. Dann wirst du erpresst. Davon sollte ich natürlich auch nichts wissen. Aber du hast es mir gesagt, weil du niemanden hast, mit dem du sprechen kannst. Dann hast du mit einer anderen Frau geschlafen. Das sollte ich auch nicht wissen. Aber Frauen merken so etwas. Wenigstens eine Frau wie ich, die ständig damit rechnet. Und während alle diese Dinge geschehen, verlässt du uns, das heißt, dein Herz verlässt uns. Dass der Junge verschwindet, regt dich nicht sonderlich auf, dass Sabine mit Jungen schläft, auch nicht. Das passt doch alles zusammen. Und nun ist Binder tot.«
    »Das sind doch Theorien«, sagte er lahm.
    »Du kannst mir nichts vormachen«, fuhr sie unbeirrt fort. »Nicht umsonst bin ich zwanzig Jahre mit dir verheiratet,und ich habe nicht verlernt zu überlegen. Erstens: Du bekommst hunderttausend Mark. Von wem? Natürlich vom Finanzchef. Zweitens: Du wirst erpresst. Von wem? Vom Finanzchef, der vermutlich weiß, warum du das Geld bekommen hast. Drittens: Du gehst morgens um vier Uhr aus dem Haus. Du bist kein Mann, der in Bars geht. Du bist auch kein Mann, der stundenlang grübelnd durch die Gegend fährt. Du gehst also in den Betrieb. Und seltsamerweise ist dieser Binder auch da, obwohl ein Mann wie er um diese Zeit nichts im Büro verloren hat. Hattest du ihn dort hinbestellt?«
    Horstmann schluckte trocken. Er hatte Binder getötet. Jetzt erwies sich das als falsch. Binder war nicht so gefährlich gewesen. Gefährlich war Maria, seine Frau. Sie kannte ihn zu genau. Er lächelte unsicher. »Das ist doch alles Unsinn.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte Maria. »Ich bin ja da. Ich war doch immer da, nicht wahr?«
    »Aber es stimmt nicht, was du sagst«, versuchte er sie abzuwehren.
    Sie sah ihn nur an, und sie wusste, dass sie recht hatte. Es konnte gar keine andere Erklärung geben. Sie wusste zwar nicht, wie er diesen Binder getötet hatte, aber es gab so unendlich viele Stoffe, die spurlos verschwanden. So unendlich viele. Die forensische Toxikologie kam einfach nicht nach. »Hoffentlich hat keiner deinen Wagen gesehen, als du heute morgen in die Firma gefahren bist.«
    »Du bist wahnsinnig«, brüllte Horstmann, den die Nerven verließen.
    »Schrei bitte nicht. Wir müssen jetzt überlegen, was wir tun können.«
    »Verdammt, hör endlich auf! Ich verstehe überhaupt nicht, was du willst!«
    »Dich«, sagte sie schlicht. »Dich will ich. Deshalb werde ich dir helfen.«
    »Wobei?«
    »Bei allem, was jetzt auf dich zukommt. Ich könnte mir vorstellen, dass man dich verdächtigen wird.«
    »Und wer sollte das tun?«
    »Die Polizei natürlich. Aber niemand soll dir etwas tun. Und ich will auch nicht, dass man mir etwas tut. Ich habe nur dieses Leben, und ich will das Beste daraus machen. Aber hör genau zu: Wenn du dir nicht helfen lässt, wenn du immer noch die Absicht hast, uns zu verlassen, gehe ich zur Polizei!«
    »Was wirst du tun?« Er starrte sie mit aufgerissenen Augen an.
    »Ich gehe zur Polizei«, wiederholte sie.
    »Du musst verrückt sein«, flüsterte er. Dann stand er auf. stieg mit steifen Beinen die Kellertreppe hinauf und verließ wenig später das Haus.
    Langsam ging er durch die Siedlung, in der er bisher gern gewohnt hatte. Die Häuser hatten je vierhundert Quadratmeter Garten, und jeder Besitzer gab sich große Mühe, seinen Garten zu pflegen. Es war sehr still. Man konnte nachdenken. Und – dies war das Wichtigste – man kannte einander kaum. Hin und wieder traf man sich und grüßte freundlich. Oder man verschoss in der

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