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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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das war bedauerlicherweise die Zeit meines größten Ruhmes. Ich hatte nicht viel davon. Später, als ich dazu wieder imstande war, konnte ich nachlesen, was die Gazetten über mich geschrieben hatten. Ich war ein Held gewesen für einige Zeit, ein veritabler Held. Als ich wieder soweit hergestellt war, um mich als solcher feiern zu lassen, war inzwischen genug anderes passiert, man sprach nicht mehr von meinen Heldentaten.
    Ich erinnere mich dunkel an die Reporter, die an meinem Bettchen saßen, als ich schwach und krank darin lag. Sie wollten mich interviewen, aber ich wußte gar nichts mehr und murmelte höchstens dummes Fieberzeug vor mich hin. Und dann wurden sie immer wieder sehr schnell von Schwester Innocentia, die mich mütterlich betreute, vertrieben.
    Ich erinnere mich auch an Renate und Jacques Thorez. Renate saß neben meinem Bett, sie hatte meine Hand an ihre Wange gelegt, sie weinte, ihre Tränen flossen über meine Hand. Und Jacques, der groß und stattlich vor meinem Bett stand, sagte: »Mein Leben gehört Ihnen, Ried. Sie können alles von mir haben, was Sie sich nur wünschen.«
    Aber damals wünschte ich mir gar nichts, ich war viel zu krank.
    Alle waren einmal dagewesen, Madame de Latour, und Annabelle, und natürlich Tante Hille und meine verschiedenen Mitarbeiter von der internationalen Kriminalpolizei. Alle hatten sie die Reise nach Locarno gemacht, um mich zu besuchen. Nur eine war nicht gekommen.
    Es war September, bis ich wieder einigermaßen auf Deck war. Ich durfte jeden Tag ein Stündchen aufstehen, konnte mich an den Blumen freuen und an all dem anderen, das mir regelmäßig geschickt wurde, auch von ganz wildfremden Leuten. Ich konnte wieder Briefe und Zeitungen lesen.
    Und dann ging es eigentlich sehr schnell mit dem Gesundwerden. In dieser Zeit besuchte mich Annabelle wieder einmal. Sie sah entzückend aus, sie lächelte mich strahlend an, ihr blondes Harr leuchtete in der Sonne, die freigiebig durch das Fenster strömte und mein Zimmer wärmte.
    »Oh, mein Liebling«, sagte sie zu mir und küßte mich, erst auf die Wange, dann auf den Mund. »Ich bin so froh, daß es dir endlich besser geht. Was habe ich für Angst um dich ausgestanden! Aber jetzt siehst du schon viel besser aus.«
    Sie hatte mir auch viel mitgebracht, Blumen natürlich, auch Süßigkeiten und allerhand Leckerbissen, Bücher, ein paar verheißungsvoll aussehende Flaschen, und es war schön, sie anzusehen, wunderschön, von ihr geküßt zu werden, und ich dachte, wie schade es gewesen wäre, wenn es wirklich bei mir abgeklingelt hätte und ich nie mehr einen Frauenmund hätte küssen können.
    Alles, was sie mir erzählte, interessierte mich außerordentlich. Zum Beispiel, daß es René jetzt gut ging, daß er den Schock einigermaßen überwunden hatte. Renate war wieder bei ihrem Mann, sie hatten sich versöhnt, und es schien alles in schönster Butter zu sein. Renate war mit dem Jungen auf dem Landgut der Familie Thorez in der Bretagne, und wann immer es Jacques' Zeit erlaubte, war er bei ihnen. Ende des Monats wollten sie in ihre Villa an der Côte d'Azur umsiedeln, und ich sollte dann bei ihnen einen schönen langen Erholungsurlaub machen.
    Ja, das wußte ich bereits. Renate hatte mir das schon ein paarmal geschrieben und auch, wie sehr sie sich alle drei darauf freuten, wenn ich kommen würde – oder besser gesagt, alle vier, denn Amigo lebte natürlich im Kreise der Familie Thorez und war der liebste, beste, schönste Hund geworden, der je auf dieser Welt gebellt hatte.
    Gebadet, gekämmt, gepflegt sei er jetzt und etwas voller geworden und von einer rührenden Anhänglichkeit und einer geradezu umwerfenden Intelligenz, denn er habe sich spielend in das neue Leben hineingefunden und benehme sich bereits wie ein Aristokrat. Sie hatte mir auch ein Bild geschickt, auf dem sie alle zu sehen waren, im Sonnenschein auf der Terrasse, und Amigo saß sehr vornehm auf einem großen Kissen und blickte mit der gelangweilten Miene eines Angehörigen der oberen Zehntausend in die Ferne.
    So ein Kissen hatte Jacques Thorez auch für mich bereit. Eine Position in einem seiner Werke, ganz nach Wunsch, das Gehalt konnte ich selbst bestimmen, ein Haus in der schönsten Gegend und alles, was mein Herz sonst noch begehrte. Darüber war Annabelle informiert. Und sie begann sehr bald davon zu sprechen.
    »Ist das nicht herrlich, Walter? Du wirst eine große Karriere machen, du brauchst nicht mehr nach Indien, wir können in Paris

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