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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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irritiert offenbar durch mein komisches Benehmen, dann sah er Ilona an, die immer noch dastand, als habe sie einer an den Boden geschmiedet, und er sagte mit einer kleinen Schärfe im Ton: »Fräulein Ilona!«
    Sie schaute ihn verwirrt an und sagte leise: »Ja, ja, ich …« Ich ließ ein kleines Lachen hören und sagte: »Jetzt muß ich wohl einen Zettel ausfüllen, nicht?« Und sah sie an und dachte, sie würde vielleicht auch lächeln, würde sich daran erinnern, wie ich sie damals mit dem Meldezettel geärgert hatte, aber sie verzog keine Miene.
    »Aber das eilt doch nicht«, sagte der Herr Hotelbesitzer, »das hat Zeit.«
    »Eben«, sagte ich, »das hat Zeit. Zumal das Fräulein Ilona mich ja kennt. Jetzt kennt sie mich. Das erste Mal, als ich bei ihr einen Zettel aufüllen sollte, kannte sie mich nicht.«
    Der Hotelbesitzer sah mich an, als sei bei mir eine Schraube locker, und ich mußte auch so auf ihn wirken, ich benahm mich reichlich idiotisch. Und damit war jetzt endgültig Schluß.
    »Wissen Sie«, sagte ich und lächelte ihn freundlich an, »eigentlich bin ich gar nicht wegen eines Zimmers gekommen. Aber wohnen muß ich ja schließlich irgendwo, das ist klar. Eigentlich kam ich wegen dieser Dame hier.«
    »Ach so«, sagt er und wußte nicht ganz, was das alles bedeuten sollte.
    »Ja«, sagte ich. »Wegen Ilona. Weil ich sie nämlich fragen wollte, ob sie nicht vielleicht – na ja, ob sie mich nicht heiraten möchte.«
    Als ich es ausgesprochen hatte, staunte ich selber. Daß ich es gesagt hatte und wie ich es gesagt hatte. Aber mir fehlte natürlich jede Übung, es war der erste richtige Heiratsantrag meines Lebens.
    »Ah naa!« rief der Hotelbesitzer und lachte plötzlich. »Jetzt so was aa!«
    »Ja«, sagte ich und lachte auch. Und dann sahen wir alle beide Ilona an.
    Sie benahm sich nicht ganz richtig. Sie sagte: »O Gott!« Dann schlug sie beide Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
    Wir Männer blickten uns hilflos an, der Hotelbesitzer hob die Schultern, es tat ihm offensichtlich leid, daß ich so wenig Erfolg bei meinem Unternehmen hatte.
    »Aber Fräulein Ilona …«, sagte er, und dann fiel bei ihm der Groschen. »Ja, sind Sie denn nicht – sind Sie denn nicht dieser Mann, der das Kind …«
    »Ja«, unterbrach ich ihn eilig, »ja, der bin ich. Sie verstehen, das ist alles ein bißchen kompliziert, nicht? Aber vielleicht können Sie Ilona für heute beurlauben, und wenn ich dann ein bißchen Gelegenheit habe, mit ihr zu sprechen, und wenn ich …«
    »Aber kloar«, sagte er, »sie ist frei für heute. Warten's«, und da eben zwei Leute das Hotel betraten, Gäste wahrscheinlich, ging er rasch hinter das Pult, schob die weinende Ilona ins Büro, winkte mir, sagte: »Gehen Sie inzwischen auch da hinein, und dann, na, Sie werden schon wissen. – Ja, bittschön, ah, grüß Sie Gott, Herr Doktor! Küß die Hand, gnä' Frau. Schönen Spaziergang gemacht? Ist ja auch ein herrliches Wetter. So ein prächtiger Herbst. Ich sag ja immer, ein Urlaub im Herbst …«
    Aber das weitere hörte ich nicht mehr, ich war im Büro, schloß die Tür, nahm die weinende Ilona einfach in die Arme und hielt sie fest, ganz fest.
    »Ist ja gut«, murmelte ich dabei, »ist ja alles gut. Ich bin ja bei dir. Du brauchst nicht mehr traurig zu sein. Nie mehr sollst du traurig sein. Wir gehen nach Paris oder nach München, wohin du lieber möchtest. Und Bojar nehmen wir mit, und du kriegst auch ein Pferd, damit wir zusammen spazierenreiten können, ich werde ja eine prima Position bekommen und anständig Geld verdienen, und dann werden wir uns eine hübsche Wohnung einrichten, und wir werden …«
    Aber sie schluchzte jetzt richtig, sie hörte mir wohl gar nicht zu. »Oder magst du mich am Ende nicht?« flüsterte ich in ihr Haar. »Magst du mich nicht? Dann sag mir's gleich.«
    Ich schwieg und wartete, eine Weile kam nichts, und dann flüsterte sie: »Aber ich? Warum gerade ich?«
    »Ich weiß auch nicht«, sagte ich. »Dich will ich eben gerade haben. Ich habe das Gefühl, wir können eine Menge miteinander anfangen. Denkst du das nicht? Oder bin ich dir unsympathisch?«
    Ich spürte, wie sie weicher wurde in meinen Armen, sie weinte nicht mehr, und dann schüttelte sie den Kopf.
    »Also nicht unsympathisch? Und du könntest mich vielleicht auch ein bißchen liebhaben?«
    Sie hob nicht den Kopf, ihre nasse Wange lag an meinem Hals, aber sie sagte leise: »Doch.«
    Es konnte ja auch nicht anders sein. Wir beide

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