Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
abbiegen. Konstantin hatte an diesem Tag zu seinem augenblicklichen Bedauern frei. Er musste sowieso in sein eigenes Haus zurück und sei es nur, um seine Kleidung zu waschen. Überrascht stellte er fest, dass er dazu Vaíls Arm loslassen musste, den er (oder sie?) untergeschlagen hatte.
„Soso“, sagte Cenimnir schließlich. Amüsiert beobachtete er, wie Konstantin Vaíl noch lange nachblickte. „H´CiwarTHAN und du, ja?“
„Vielleicht. Na ja, um ehrlich zu sein, ich hoffe es“, antwortete Konstantin verlegen. „Da ist doch nichts gegen einzuwenden? Gib es zu, wenn du nicht in festen Händen wärest, würdest du dich selbst um sie bemühen.“
„Das könnte schon sein. Jedoch, anscheinend steht sie ja sowieso eher auf dich. Um offen zu sein: Sie ist sicher nett und wunderschön aber sie wäre nichts für mich. Sie verbringt ihre sämtliche Zeit mit dem Studium von historischen Dokumenten und abgesehen davon, für meinen Geschmack auch zu viel in gehobener Gesellschaft. Natürlich bin ich als Lehrer durchaus immer für Bildung zu begeistern, aber das ist nicht alles für mich. Meine Partnerin muss auch verstehen, wie man praktisch zupackt. Ich meine fast, was das alltägliche Leben anbetrifft, steht sie dir an Weltferne kaum nach.“
„Ich hoffe, damit willst du sagen, dass sie zu mir paßt?“
„So kann man es wohl sehen. Ja, ich glaube ihr wäret ein schönes Paar. Allerdings wäre es vorteilhafter, wenn du mit einer Frau wie Venigara zusammenkämest. Mir ist natürlich bewusst, das Venigara und du nur Freunde sein möchtet. Das war als reines Beispiel gemeint. Abgesehen davon muss ich dich auch warnen. Auch wenn etwas daraus wird: Dir muss klar sein, das Vaíl irgendwann fortgeht, entweder, um anderswo ihre Studien fortzusetzen oder um heimzukehren.“
„Oh, damit könnte ich umgehen. Es ist ja nicht so als wäre es vollkommen unmöglich, wenn nötig, irgendwann wegzuziehen. Das mit dem Kredit hält mich nicht für immer fest. So lange will ich sowieso erst mal nicht planen. Aber es wäre schön, wenn sie wenigstens lange genug bleiben könnte, damit wir es überhaupt miteinander versuchen könnten.“
„Ein paar Tage habt ihr noch. Entwickelt sich in dieser Zeitspanne was Ernstes zwischen euch, musst du das Selljin nur sagen. Du bist schließlich Bürger der Stadt. Kein Politiker würde deine Gefährtin ausweisen lassen. Dazu müsste sie schon etwas wahrlich Gravierendes anstellen.“
Konstantins Leben, in den nächsten Wochen, war der reinste Traum für ihn. Das Wichtigste war erst mal, dass Vaíl ihn am kommenden Tag nicht nur besuchen kam, sondern gleich ganz blieb. Damit ist durchaus nicht nur über Nacht gemeint. Sie verstanden sich einfach sofort so ausgemacht gut, dass es ihnen nichtmehr in den Sinn gekommen wäre, sich auf absehbare Zeit wieder zu trennen. Wie Cenimnir vorausgesehen hatte, war damit das Problem von Vaíls Bleiberecht vom Tisch.
Konstantin konnte sich kaum an dieses Glück gewöhnen, da schlug schon das Nächste rücksichtslos zu und zwang ihm noch mehr überbordende Lebensfreude auf. Celljin hatte Wort gehalten und ihm ein Vorstellungsgespräch bei der Suchergilde verschafft. Dort wurde seine Bewerbung mit Kusshand entgegengenommen. Ein junger Mann, dessen sehnlichster Wunsch es war, sich möglichst schwierigen Fällen in der Verbrechensbekämpfung zu widmen, war überaus willkommen. Es war Cenimnir, der Konstantin mühevoll überzeugte, diesen neuen Beruf erst anzutreten, wenn er Haus und Hof gekauft und in Ordnung hätte. „Außerdem wirst du bei deiner Ausbildung weniger gehandicapt sein, wenn du in unserer Sprache und unserer Gesellschaft erst noch sicherer wirst. Du bringst jedenfalls immer noch dauernd die Wortstämme aingu – Schwur, ainis – Nacht und aigu – Biegung durcheinander“, unterstrich Cenimnir dieses Argument.
Auch mit der Renovierung konnte Konstantin bald beginnen. Die Kredite wurden zeitnah ausgezahlt und so musste der Kauf des Anwesens nicht lange warten. Konstantin gab mehr für die Instandsetzung des Grundstücks aus als Cenimnir ihm geraten hatte. Einerseits wollte er einfach nicht auf seinen eigenen Stil verzichten, andererseits konnten Konstantin und Vaíl nur sehr wenige Dinge selbst erledigen. Sie mussten fast alles machen lassen. Auch wenn Vaíl alles andere als faul war, so stimmte doch Cenimnirs Einschätzung, dass sie, was auf ganz H´Veredy selten war, weder mit handwerklichen Dingen noch mit den praktischen Aspekten des
Weitere Kostenlose Bücher