Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
und gleichmäßig in Richtung Küche, damit ich dich betäuben kann!“
Konstantin rang um einen letzten Hauch von Fassung. Hass, verzweifelte Liebe und Verunsicherung stritten in seinem Geist um die Vorherrschaft. Er hatte Angst davor, was mit ihm geschehen würde und fürchtete sich fast gleichermaßen vor jedem denkbaren Ausgang, den diese Sache haben könnte.
„Nein!“, schrie er heraus. „So wird das nicht laufen, Vaíl! Ich werde keinen Schritt machen. Wenn du mich töten willst, tu es! Wenn nicht, lass es bleiben. Ich sage dir, was ich jetzt machen werde: Ich werde mich losreißen und nach dir mit der Axt schlagen, die ich immer noch in der Hand habe. Selbst wenn du mir die Kehle durchschneidest, solltest du besser zurückweichen. Eins! Zwei! Drei!“, schrie er und wirbelte herum.
Konstantin wollte seinen Hieb noch aufhalten, doch dazu war es zu spät. Statt zuzustechen oder zurückzuweichen hatte Vaíl bei „Drei“, ihren Dolch fallengelassen und die leeren Hände erhoben, nicht, um sich zu wehren, sondern um sich in ihr Schicksal zu ergeben. Die schwere Axt zertrümmerte ihr den Brustkorb. Sie sackte sofort auf die Knie, steckte flehentlich die linke Hand nach Konstantin aus und fiel dann auf den Rücken. Konstantin konnte nur noch H´CiwarThan, die wundervolle Frau in ihr sehen und nicht mehr die Verschwörerin, Meuchlerin, Verräterin, als die sie ihm vor Sekunden noch erschienen war. Für die wenigen Augenblicke, die ihr in dieser Welt noch blieben, nahm er sie ein letztes Mal in die Arme.
Dann erst stand er ohne jede weitere Regung auf und ging langsam und stetig zur Suchergilde, wo er einen Bericht wie aus dem Lehrbuch abgab. Äußerlich blieb er die Ruhe selbst. Doch innerlich war für den Augenblick kaum etwas von ihm übrig geblieben. Ich habe sie ermordet. Ich will nie wieder irgendetwas fühlen. Diese Schmerzen kann ich nicht ertragen oder begreifen. Ich lasse sie nicht an mich heran. Nichts und niemanden werde ich je wieder an mich heranlassen.
Der Bericht war gemacht und noch immer trafen Freunde und Kollegen in der Suchergilde ein, um nach Konstantin zu schauen, beziehungsweise, um die Ermittlungen aufzunehmen. Der verschwundene und ziemlich sicher ermordete Saingu musste gesucht werden, die Verhaftung der Verschwörer unter den Torwachen musste trotz allem noch stattfinden. Konstantin wurde erst einmal zu seinem eigenen Wohl vom Dienst suspendiert. Man würde auch seine Aussage in allen Punkten überprüfen.
Schließlich übernahm Sorthovrin Konstantins Fall auch formal. Ein herbeigerufener Arzt flößte dem willenlosen Konstantin eine größere Menge Beruhigungsmittel ein. Da alles Andere zu weit entfernt war, um es in der Nacht noch aufzusuchen, bekam er ein Bett in der Sanitätsstation der Gilde. Dort leisteten ihm sowohl Senigara als auch Senimnir Gesellschaft. Am nächsten Morgen sollte Konstantin dann erst einmal bei Senigara oder besser noch, wegen des besseren Klimas, bei Silana einziehen. Diese wollte man aufgrund der späten Stunde und ihres persönlichen Interesses an dem Fall erst am Folgetag hinzuziehen.
*
Der Morgen des nächsten Tages kam und verging wieder. Constantin blieb anscheinend alles einerlei. Er saß regungslos in dem Pavillon herum, in dem Vilana ihn untergebracht hatte. Offensichtlich hat er sich vollkommen abgekapselt, dachte die junge Ingenieurin kopfschüttelnd. Selbst Senigara und Cenimnir können es nicht ertragen, ihn längere Zeit in diesem Zustand zu sehen. Gut dass wir uns damit abwechseln können, auf ihn aufzupassen. Es ist ja auch nur natürlich, dass er so reagiert. Für mich ist die Vorstellung, dass Vaíl tot ist und angeblich auch etwas mit dem Mord an meinem Vater zu tun hatte, ja schon schlimm genug. Aber er ….
Immer wieder waren Sucher hier oben auf dem hohen Plateau erschienen und hatten Constantin, trotz seines Zustandes geduldig den Stand der Ermittlungen erklärt. Die Ärzte hatten die Auffassung vertreten, es sei besser, ihn dadurch an die Realität zu binden, als zuzulassen, dass er nur stumpf vor sich hin grübelte. Ob es Constantin nützte, war indessen kaum festzustellen. Vilana hingegen bekam dadurch einen guten Überblick, der ihr normalerweise als reine Zeugin verwehrt geblieben wäre.
Die Verhaftung der angeworbenen Saboteure war ohne Zwischenfälle verlaufen. Einer der Beteiligten hatte auch sogleich ein Geständnis abgelegt:
„Ich weiß nicht, welchem Zweck mein Tun dienen sollte. Saladan
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