Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
schwerzufallen. Stimmt irgendwas nicht mit dir?“, griff Caingu das Stichwort auf.
Konstantin winkte mit ausholender Geste ab. Tatsächlich sah es so aus, als wolle er einen Moskitoschwarm verjagen. „Ach, keine Ahnung. Vielleicht Überarbeitung, meinen die Ärzte. Vaíl macht mir schon jeden Morgen einen Tee mit einem leichten Aufputschmittel. Sie ist besorgt um mich. Allerdings ist es fast so, als würde ich dadurch nur noch müder. Später am Tag geht es besser. Wenn das so weitergeht, muss ich tatsächlich eine Zwangspause einlegen. Genug von meiner Gesundheit! Der Fall!“
„Na gut, wie du willst. Aber ich glaube, seit einigen Tagen bekommst du wirklich nichtsmehr auf die Reihe. Denke noch einmal darüber nach! De facto leiten ich und Corthovrin die Ermittlungen sowieso. Da könntest du dir ruhig eine Pause gönnen.“
„Ja, ja. Ich verspreche dir, mir das ganze nächste Achtel Urlaub zu nehmen, wenn die Bearbeitung dieses neuen Mordfalls bis dahin wenigstens vernünftig angelaufen ist. Jetzt im Moment hätte ich dazu keine Ruhe. Berichte!“
Caingu seufzte: „Wir haben inzwischen ein umfangreiches und nahezu lückenloses Bild gewonnen, wo Saladan während der letzten Monate gewesen ist. Was sich herausgestellt hat, ist Folgendes: Für fast alle Treffen der Verschwörer hat er sich ein falsches Alibi besorgt. Der Kerl war vorsichtig, aber nicht so vorsichtig, dass wir das nicht hätten herausbekommen können. Ergo gehörte er auch dazu. Als uns das klar wurde, haben wir noch einmal alles durchsucht und sind auf ein weiteres Versteck mit Unterlagen gestoßen. Die Dechiffrierspezialisten haben noch ein Problem mit dem verwendeten Code. Einige einzelne Unterlagen waren aber nicht ganz so komplex chiffriert. Es sieht aus, als hätten wir konkrete Beweise, dass einige der Kontaktleute unserer Verschwörer für bestimmte Sabotageakte bereit stehen.“
Konstantin schüttelte sich ausgiebig, um eine Zeit lang die drückende Trägheit loszuwerden. „Warte! Die Kolleginnen und Kollegen aus der Dechiffrierabteilung können unmöglich unsere undichte Stelle gewesen sein, oder?“, vergewisserte er sich.
Caingu nickte. „Außer uns weiß sonst niemand davon.“
„Dann werden wir uns jetzt diese Unterlagen schnappen und bei mir zu Hause damit weiterarbeiten. Diesmal will ich keine Pannen vor der Verhaftung!“, entschied Konstantin.
Caingu und Konstantin saßen Stunde um Stunde am Teich und berieten sich über die entschlüsselten Dokumente. Die Botschaft darin war klar und eindeutig: Die Verschwörer hatten, namentlich über Saladan, Wachmannschaften an den Toren zur Oberstadt und zur Neustadt bestochen, auf ein Kommando hin diese Stadttore durch Feuer und alchemistische Mittel zu zerstören. Unverständlich blieb jedoch weiterhin, warum sie diese Kontakte überhaupt schon geknüpft hatten. Lange bevor sie, allen bisherigen Ermittlungen nach, für einen bewaffneten Umsturz bereit sein konnten, schien das Konstantin keinen Sinn zu ergeben.
Irgendwann, es war längst stockdunkel, kehrte Vaíl heim. Konstantin wusste, dass sie in letzter Zeit häufiger lange fort blieb, um ihren historischen Recherchen nachzugehen, da er selbst ja auch kaum noch zu Hause war. Sie setzte sich trotz der späten Stunde noch zu den beiden Kriminalisten an den Teich und ließ sich ins Bild setzen.
„… Wir werden gleich morgen früh ein Einsatzkommando zusammentrommeln und die verräterischen Torwachen gefangen nehmen, noch bevor sie sich ihre Lendenschurze, geschweige denn ihre Rüstungen anlegen können“, erklärte Konstantins Partner.
„Du bist ganz bleich geworden, meine Liebste“, bemerkte Konstantin besorgt.
Vaíl schüttelte den Kopf. „Es ist spät. Bei den Wort ´Einsatzkommando´ habe ich mir gleich ausgemalt, dass dir bei der Verhaftung etwas zustoßen könnte, Canadalith. Manchmal mache ich mir wegen deines Berufes Sorgen um dich!“
Konstantin antwortete Vaíl mit einem langen Kuss auf den Mund. Da schellte es am Eingangstor.
„Arbeitet ihr nur weiter hier! Ich schaue, wer das ist“, sagte Vaíl etwas atemlos, verschwand dann aber doch zügig Richtung Hoftor.
„Wer das nur so spät sein kann?“, fragte Caingu, offensichtlich ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
Wegen quakender Frösche und der undurchdringlichen Pflanzenbarriere, war für Konstantin nicht zu vernehmen, was am Tor des Anwesens gesprochen wurde. Vaíl kehrte nach einiger Zeit zurück und berichtete, Vilana habe kurz
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