Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Waldläufer sich daran eine goldene Nase verdienen und wir uns Kloschüsseln aus Gold und Edelsteinen leisten können. Ich beabsichtige, eine eigene Handelsflotte aufzustellen.“
„Und was ist mit dem Transport? Ich meine dem Binnentransport?“, erkundigte sich Lena, der Übles schwante.
„Da sind wir erst mal auf das angewiesen, was unsere Karawanen transportieren können, und all das muss in Kiepen auf dem Rücken getragen werden. Außerdem können wir in den Dörfern die Information streuen, dass wir gut mit Metallwerkzeugen bezahlen, wenn man uns bestimmte Dinge hierher bringt. Schließlich haben wir da eigene Quellen. So kriegen wir rasch ein Kontingent zusammen, das für den Einstieg in den Seehandel reicht. Es wäre schließlich sinnlos, ein halb volles Schiff loszuschicken.
Vielleicht lässt sich einiges vor Ort so vorverarbeiten, dass es konzentrierter ist. Wenn wir besonders erfolgreich sind, können wir irgendwann sogar überlegen, eigene Straßen zu bauen. Oder wir gewinnen genug Einfluss, dass die Stadt das für uns tut.“
„Das klingt nicht als wolltest du jemals aufhören, unser Unternehmen zu expandieren. Werden wir auch irgendwann die Früchte unserer Arbeit ernten? Ich meine, wir könnten doch risikolos wohlhabend werden, wenn wir uns nur eigenhändig Flugzeugteile holen und verscherbeln. Mit zweihundert Tonnen Wertsachen hätten wir ausgesorgt, oder?“ Diese Frage hatte Lena seit einer Weile beschäftigt und heute war sie in der Stimmung, sie auch tatsächlich zu stellen.
Katja missfiel diese Herangehensweise sichtlich. Wie Lena wusste, entsprach es nicht ihrem Wesen, sich mit irgendwas zufriedenzugeben, das sie einfach so haben konnte. Trotzdem möchte ich gerne wissen, welche Gründe sie sich zurechtgelegt hat. Schließlich kann sie wohl kaum sagen, dass sie den ganzen Aufwand nur anleiert, weil sie ein krankhafter Workaholic ist.
„Damit hast du rein wirtschaftlich vollkommen recht“, erklärte Katja nach kurzem Stutzen überraschend offen. „Aber wie sähe unser Leben dann aus? Immer wenn wir uns wieder kein Essen mehr kaufen können, eine kleine Tour auf den Berg und dann wieder schlemmen und alle Drogen nehmen, die es hier zu kaufen gibt? Gibt es auch nur einen aus unserer Gruppe, der dauerhaft so im Luxus dahinvegetieren möchte, immer gänzlich an die Ortschaft und die Unglücksstelle gebunden und ohne Ziel im Leben? Du und Alf, ihr wäret die Ersten, die die Provinzialität in die Ferne treibt, selbst wenn ihr nicht darum wüsstet, dass es hier ein Unternehmen gibt, das euch den Rücken stärken kann, etwas zu dem ihr zurückkommen könnt.“
„Tut mir leid, Katja. Ich hätte das nicht fragen sollen, es war dumm. Du hast natürlich recht. Bitte entschuldige“, machte Lena kleinlaut einen Rückzieher.
„Nein! Es ist gut, dass du gefragt hast! Wenn du je wieder den Eindruck hast, das was ich hier aufbaue, wäre nicht vollends im Interesse unserer ganzen Gruppe, sag es mir bitte sogleich. Mein Ziel ist es, für uns alle ein Leben zu schaffen, das uns stolz machen kann und ausfüllt. Ich weiß mit Gewissheit, was das für mich bedeutet, bei allen Anderen kann ich aber nur raten. Dabei kann ich falsch liegen. Außerdem hast du durchaus das Recht zu fordern, dass auch was an schönem Leben rausspringt. Wir könnten jetzt sofort viel besser leben, auch ohne zu verlottern. Dann würden wir aber wahrscheinlich niemals richtig groß rauskommen. Mein Plan ist ein anderer. Ich gestehe uns nur ein Minimum an Annehmlichkeiten zu und stecke lieber erst alles ins Geschäft. Wenn ihr mich am Ruder lasst und nicht daran hindert, sind Strandurlaube und dergleichen erst mal ganz hinten auf der Prioritätenliste, es sei denn, ich glaube jemand braucht so was, um körperlich und moralisch durchzuhalten. Wirst du diesen Weg mittragen? Dann wird es so geschehen. Wenn nicht, muss ich Anpassungen vornehmen. Bitte sag mir wirklich offen, was du dazu meinst.“
„Wir haben dich vor allem zur Anführerin gemacht, weil wir wissen, dass du uns ordentlich antreibst und eine Richtung gibst, Katja. Außerdem sehe ich, dass niemand damit wirklich unglücklich ist. Wir alle sind auch froh, echte Abenteuer zu erleben. Aber … gönne uns und auch dir selbst ein Ideechen mehr Frieden, als du es deiner Neigung nach tun würdest. Dann wird es uns noch besser gehen. Dreißig Tage da oben auf dem Berg, isoliert, hätten es nicht sein müssen. Wir brauchen auch echte Freizeit, ein bisschen Luxus hin und
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