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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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würde ausreichen, um mir irgendwas verständlich zu machen, solltest du vielleicht daran denken, dass ich mich mit diesem Wirtschaftskram nicht wirklich auskenne und außerdem gerade wochenlang auf einem einsamen Berg gesessen habe. Anders ausgedrückt: Ich hatte schon reichlich Bammel davor, irgendwann die Schreinerei meiner Eltern auch in finanzieller Hinsicht übernehmen zu müssen. Außerdem kenne ich die hiesigen Verhältnisse nur, wie sie aus zweitausend Metern Höhe betrachtet aussehen.“
     
    Eltern, Familie und Freunde, die auf der Erde zurückgeblieben waren, stellten immer noch ein Thema dar, mit dem niemand unvorbereitet und beiläufig konfrontiert werden wollte. Sowohl Lena als auch Katja blickten eine Weile betreten zu Boden und kämpften mit den Tränen. Schließlich brach Katja das Schweigen, ohne auf Lenas Ausrutscher einzugehen: „Ja, ich denke ich sollte dich ein wenig gründlicher informieren. Keine Sorge, ich werde heute Morgen nicht versuchen, dich ernsthaft in Wirtschaft zu unterrichten. Für Managerschulungen ist wann anders noch genug Zeit.“
    Das hat sie nicht scherzhaft gemeint. Wenn ich sie jetzt Fragen würde, hätte sie bestimmt schon einen regelrechten Studienplan für mich und alle anderen aus unserer Gruppe parat. Lena verkniff sich wohlweislich diese Frage, und so fuhr Katja stattdessen mit den Erklärungen fort, die sie angekündigt hatte:
    „Die größeren Städte am Binnenmeer, wie auch einige kleinere in besserer Lage, so viel habe ich in Erfahrung gebracht, verfügen über eine gewisse Industrie. Sie basiert vor allem auf Gewinn und Verarbeitung von Erzen und bedient sich effektiv einfacher Mechanik. Hier gibt es fast gar nichts in dieser Richtung und die meisten Metalle sind von außen zugekauft. Die Leute haben an Werkzeugen in aller Regel nur das, was sie selbst in der Hand halten können. Sie leben fast ausschließlich als eine Art Sumpf- und Dschungelbauern. Da Nahrung in der Natur reichlich vorhanden ist, funktioniert die Gesellschaft trotzdem. Aus dem eigentlichen Urwald kommen zudem noch allerlei nützliche Dinge. Vor allem Anderen sind die Heilmittel zu nennen. Einige davon werden ausschließlich von Waldläufern über deren Gilde beschafft und vertrieben. Andere werden von den Bewohnern der wenigen umliegenden Dörfer in der Natur gesammelt und ebenfalls auf kaum existierenden Pfaden, zum Teil hierher verkauft. Daneben gibt es noch sporadischen Handel mit einigen Eingeborenendörfern. Da scheint es aber auch Zwist zu geben.“
    Katja musste niesen. Lena kam diese Unterbrechung gerade recht. Nicht nur, weil sie Katjas Gesichtsausdruck, während sich der Nieser mit einem „Ha, Haaa, ha“, erst einmal ankündigte, urkomisch fand. Sie war auch froh, dass der unablässige Strom der Worte, der sonst keine Rücksicht auf ihren Geisteszustand nahm, einmal Zwangspause hatte. Viel zu kurz für Lenas Geschmack, denn schon fuhr Katja unermüdlich fort:
    „Allerdings hat die Stadt, so wie es jetzt steht, wenig, das sie im Austausch im Fernhandel anbieten könnte, und daher stagnieren Seehandel und Binnenhandel. Die ganze Region ist sumpfig. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass die meisten größeren Städte am Binnenmeer in Gebieten liegen, wo der Untergrund fest ist und es dazu noch größere kühle Täler an den Tafelbergen gibt, die besiedelt werden können. Einen Vorteil hätte diese Stadt, V´Llionias, durch ihre Lage, weiß ihn aber nicht zu nutzen: In der Region gibt es eine Menge Pflanzen, die nur in dieser Art Sumpf gedeihen und einige davon wären für größere Städte aus vielen, vor allem medizinischen Gründen, von größtem Wert. Bei dem Binnenhandel, den ich erwähnte, ginge es darum, ins Inland zu ziehen und in größerem Umfang die Sammlung dieser Substanzen anzuleiern beziehungsweise die Bestände aufzukaufen. Dann müssten sie hertransportiert werden. Die nötigsten Mittel, die Expeditionen auszurüsten, hätten wir. Der Geschäftszweig ist strategisch entscheidend: Nur wenn wir eigene Bezugsquellen auftun können, bekommen wir diese Waren zu einem Preis und in einer Menge, die es uns erlaubt sie richtig in den Seehandel einzubringen. Du siehst, ich bin ehrgeizig. Dass diese Waldläufer, die nur mehr oder weniger zufällig ein Kräutchen in die Stadt bringen, in diesem Bereich marktführend sind und die einzige ernst zu nehmende Wirtschaftsmacht in dieser Stadt darstellen, kann ich nicht akzeptieren! Ich will diese Geschäfte so weit ausbauen, dass die

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