Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
ihr Haus zu stellen und dafür ein Vermögen bezahlen. Am flexibelsten können wir mit den Metallteilen umgehen. Eisen und Kupfer sind praktisch das Gleiche wie Bargeld. Für das Flugzeugaluminium musste sich erst mal ein fester Preis etablieren. Mittlerweile haben wir aber angefangen es in Stücke zu schneiden, die jeweils genauso viel wert sind wie ein Eisengeldstück, und ein Siegel hineinzuschlagen. Dadurch prägen wir unser eigenes Geld. Anfangs wurde es mäßig angenommen, weil es einfach war, die Kanten mit einer Zange [30] zu beschneiden und so zu betrügen. Deshalb geben wir jetzt einen speziellen Lack auf die Ränder. Eigenes Geld zu machen ist eine gute Werbung, kann ich dir sagen!
Emily Pilcher baut ihre Werkstatt immer mehr aus. Da habe ich viel rein investiert und natürlich hat sie eigene einheimische Gehilfen, alles schon hervorragende Fachleute, sagt Emily. Diese Leute arbeiten gerne für uns, weil wir ausgefallene und hochwertige Materialien zur Verfügung haben. Die Produktion ist noch nicht voll angelaufen, aber erste Zusatzgewinne machen wir jetztschon damit. Sobald der Nachschub vom Plateau richtig fließt, wird sich das immens steigern lassen.
Unsere zweite große Einnahmequelle sind die Standgebühren. Weil so viele Leute hier herkommen, gibt es Dutzende Andere, die gerne selbst etwas verkaufen möchten. Die ganzen kleinen Einzelhandelsgeschäfte mit einheimischen Waren sind wir losgeworden und schlechter werden die Gewinne dadurch auch nicht. Schnee verkaufen wir direkt und in kleinen Mengen. Nur wenn zufällig mal ein Eisklotz vom Tafelberg, an dem dieser Ort liegt, herunterrutscht, gibt es ansonsten Eis in der Stadt. Es gibt Familien, die nur deshalb mit ihren Kindern eine halbe Stunde raus zu unserem Kontor wandern, um ihnen zwei Kugeln Pressschnee kaufen zu können. Erinnerst du dich, wie du dich früher aufgeregt hast, dass eine Kugel Eis in Deutschland in vielen Eisdielen einen ganzen Euro kostet? Nun, wir können hier noch deutlich mehr verlangen.
Helmut Pilcher, der alte Fuchs ist noch auf eine weitere mögliche Goldgrube gestoßen. Er hat angefangen, immaterielle Kulturgüter weiterzuverkaufen. Er überträgt Gedichte, Märchen, Geschichten und so weiter ins Cion. Eine Kostprobe hast du gestern auf der Feier gehört. Vorvorgestern habe ich ihm einen eigenen Gehilfen zur Verfügung gestellt. Außerdem musste ich ihm alle klassischen Gedichte, die ich ganz oder teilweise kenne, aufschreiben. Daneben rekonstruiert er Gesellschaftsspiele. Natürlich gibt es hier genügend eigene Kultur, aber die Leute stehen trotzdem drauf. Das ist ja auch kein Wunder. Schließlich können wir reichlich am geistigen Eigentum der größten und erfolgreichen irdischen Autoren und Dichter Raubbau betreiben, ohne irgendwelche Copyright-Probleme zu bekommen. Mit einer Ausnahme: Falls du dich gewundert haben solltest, dass dir Alf heute noch nicht über den Weg gelaufen ist, - der konnte es nicht abwarten, mit Helmut und seinen Helfern die Übersetzung seiner eigenen Gedichte zu korrigieren. Er war unglücklich darüber, was Helmut stellenweise mit Stimmung und Reimschema angestellt hat. Was den anschließenden Verkauf anbetrifft, ist unser Problem, dass die Stadt nicht größer ist. In diesem Geschäftsfeld könnten wir einen vergrößerten Kundenkreis dringend gebrauchen.
Drittens habe ich, um von Anfang an, an neue Märkte heranzukommen, ein paar bescheidene Beteiligungen an Seehandelsunternehmungen gekauft und Proben unserer Waren mit in ferne Gegenden geschickt. Um in diesen Bereich richtig einzusteigen, hatten wir noch nicht wirklich die Mittel. Du musst wissen, dass der Meeresarm, den wir gesehen haben, zu einem Ozean gehört, den man das ´Salzwassermeer´ nennt. Jeglicher Fernhandel läuft ausschließlich über dieses Meer. Straßen durch den Dschungel gibt es so gut wie nicht.“
„Moment, nicht so schnell!“, unterbrach Lena an dieser Stelle. „Hattest du nicht irgendwas von einem Binnenhandel gesagt, den ich vielleicht übernehmen soll? Was ist das für ein Handel und wie soll das ohne Straßen funktionieren?“
Katja nickte knapp. „Da sprichst du ein ernstes Problem an. Es gibt überhaupt noch keinen Binnenhandel in größerem Umfang. Das ist auch der Hauptgrund, warum diese Stadt selbst für die Verhältnisse dieser relativ primitiven Welt rückständig ist, wenn sie auch nicht unbedingt als arm zu bezeichnen ist“, entgegnete Katja.
Lena seufzte. „Wenn du glaubst, diese Erklärung
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