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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Frühnacht schmälern konnte, so war es die Tatsache, dass Vaíl tatsächlich keine Zeit fand, sich noch einmal mit ihm zu unterhalten, sondern lieber angeregte Gespräche mit allen wichtigen Gästen suchte. Doch selbst das konnte die Freude über die Aussicht, Verbrechensbekämpfung zum Beruf machen zu können, kaum schmälern. Außerdem rief Konstantin sich immer wieder ins Gedächtnis, dass er eine private Verabredung mit ihr hatte. Auch die Vorstellung, das Grundstück, auf dem er lebte zu besitzen, gefiel Konstantin, jetzt wo er etwas Zeit hatte, darüber nachzusinnen, zunehmend gut. Damit lässt sich sicher noch einiges anfangen. Das wäre noch was, worüber ich mich mit Cenimnir morgen unterhalten sollte, wenn wir zurück in die Altstadt wandern.
    Gerade jetzt kam er aber kaum dazu, Zukunftspläne zu schmieden oder auch nur in Ruhe zu träumen. Die Feier ging in eine ausgelassenere Phase über. Einige Jugendliche hatten begonnen, anzügliche Lieder zu singen und wild dazu zu tanzen. Da auch die zuvor konsumierten Rauschmittel ihre Wirkung taten, fiel beides nicht besonders anspruchsvoll aus. Insbesondere die Tänze, bei denen es mehr darauf ankam, den Oberkörper zu bewegen als die Füße, wirkten schlecht ausgeführt albern. (Konstantin sollte erst bei späteren Gelegenheiten herausfinden, dass Tanz hier eine beachtliche und angesehene Kunstform darstellen konnte.)
    Einige der älteren Gäste, mehr noch die meisten Geschäftsleute und Politiker, zogen es vor, nach Hause oder in Gästequartiere zu verschwinden. Celljin und einige andere Familienangehörige blieben bei den Feiernden und beteiligten sich rege am bunten Treiben, allerdings verzichteten sie weitgehend auf berauschende Mittel.
     
    Der Grund war vermutlich das Konzert, mit dem sie die Feier zum Abschluss brachten. Es war schon spät, als alle übrigen Gäste sich wie auf ein Kommando hinter den Familienangehörigen versammelten und ihnen quer über das Grundstück zu einem Höhleneingang folgten. Ein spärlich mit Fackeln beleuchteter Gang führte ohne nennenswerte Steigungen schnurstracks in den Berghang hinein. Die meisten Gäste, von denen Konstantin angenommen hatte, sie seien bereits zu Bett gegangen, gesellten sich wieder dazu. Nach einer Biegung endete der Gang in einer geräumigen unterirdischen Halle, in der für jeden Gast ein weicher, fellgepolsterter Sessel stand. Viel augenfälliger waren aber einige riesige hölzerne Konstruktionen, deren Zweck Konstantin zunächst nicht verstand.
    Erst als diverse Angehörige von Celljins Familie ihre Positionen daran einnahmen und zu spielen begannen, wurde schlagartig klar, dass es sich um Saiteninstrumente handelte, deren riesige und fein ausgearbeitete Resonanzböden das Bild dominierten. Manche wurden wie Gitarren gespielt, andere wie Harfen gezupft. Das Klangerlebnis ließ sich damit aber nicht vergleichen. Das wäre so, als würde man eine Blockflöte mit einer Orgelpfeife gleichsetzen. Die Klänge waren, gemessen an der Größe der Instrumente, nicht einmal besonders laut, füllten aber den Raum bis in den letzten Winkel perfekt aus. Die Wirkung verzauberte Jung und Alt. Die Musiker beherrschten diese Instrumente hervorragend. Es wurde nur ein einziges Stück gespielt. Anfangs war es noch eilig und spiegelte die vergnügliche und ausgelassene Stimmung der Feiernden wieder. Doch dann wechselten die Melodien zu einem grandiosen, emotional aufwühlenden, jedoch besinnlicheren Motiv. Zum Abschluss gingen sie zu harmonischen Themen über und bei Konstantin stellte sich tiefer innerer Friede und das Gefühl rechtschaffener Müdigkeit ein. Die letzten Töne verklangen. Es gab keinen Applaus, der die Ruhe hätte stören können. Alle gingen schweigend hinaus, um sich entweder doch noch auf den Heimweg zu machen oder sich, wie auch Konstantin und Cenimnir, zu je einem der gemütlichen Gästebungalows führen zu lassen, wo sie bald darauf in angenehme Träume versinken sollten. „Erinnere mich, dass wir eines Tages zu einem großen Konzert in die Neustadt gehen“, meinte Cenimnir noch. „Auf den Hohen Plateaus gibt es mehrere talwärts gerichtete Großinstrumente. Die Akustik in den Übungsräumen von Selljins Familie ist sicher hervorragend. Aber wenn die alten Familien sich zu einem großen Spiel verabreden und die ganze Neustadt zur Konzerthalle gemacht wird, ist das mit nichts zu vergleichen.“
     
    Nach langem Schlaf erwachten Konstantin und Cenimnir in der Spätnacht. Sie blieben noch zu

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