Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
einem ausgedehnten ´Frühstück´, bei dem von den reichlichen Resten des gestrigen Buffets gezehrt wurde. Das Tischgespräch drehte sich zunächst um die zunehmende Piratenbedrohung auf dem Salzwassermeer, was Konstantin für sehr spannend hielt. Besonders über die Frage, ob man mehr Piratenjäger aussenden sollte oder ob es vorrangig sei, die städtischen Militäreinheiten aufzustocken, und die Verteidigungsanlagen zu modernisieren, wurde eifrig diskutiert. Ein Mann im mittleren Alter namens Saladan (ein Nachbar Celljins) setzte sich sogar lautstark dafür ein, einen Präventivschlag gegen die Stadt Lianta Xintall durchzuführen, die gerüchteweise hinter den neuen Piratenaktivitäten steckte. Konstantin äußerte sich vorsichtig, eine friedlichere Lösung der Konflikte sei doch gewiss vorzuziehen. Daraufhin beschimpfte Galadan ihn, er wolle die Verbrechen der Piraten decken und was ihm überhaupt einfiele, hier gegen die Interessen der Stadt zu sprechen, die ihn freundlich aufgenommen habe. Konstantin hielt es daraufhin für besser, sich erst mal bedeckt zu halten. Trotzdem musste er an diesem Morgen noch viele hässliche Seitenhiebe Xaladans einstecken. Immerhin hat der Mistkerl mit seinen Hetzreden genau das Gegenteil, von dem, was er propagiert, erreicht. Alle Anderen wollen mit so etwas nichts zu tun haben und ziehen sich auf eine viel pazifistischere Position zurück, als am Anfang. Jetzt heißt es von allen Seiten, etwas mehr Piratenjagd und die bessere Ausrüstung der Handelsschiffe seien ausreichend, und alles darüber Hinausgehende würde bei verbündeten Städten wie auch Gegnern als Provokation aufgenommen.
Danach wechselte das Thema zu alltäglicheren Fragen von Politik und Verwaltung, die meist zu kompliziert waren, als dass Konstantin sie richtig hätte verstehen können. Galadan versuchte es noch mehrfach mit kleinen, unprovozierten Angriffen auf Konstantin und griff auch immer wieder das Thema eines Präventivschlages auf. Konstantin setzte zu all dem nur sein einnehmendstes Lächeln auf. Soll der Kerl ruhig meine Tischmanieren, meine unvollkommene Sprache oder auch meine windige Herkunft für seinen Spott nutzen. Es ist herrlich zu sehen, wie er darüber in Rage gerät, sodass alle Anderen mich dadurch nur noch besser leiden können.
Allerdings habe ich gestern mitgehört, wie er auf der Feier in einigen Gesprächen ziemlich gewitzt argumentiert hat. Ich sollte den Typen nicht unterschätzen. Es wäre sogar denkbar, dass seine ungeschickte Kriegspropaganda volle Absicht ist. Kommissar Konstantin, den solltest du im Auge behalten.
Cenimnirs und Konstantins Plan sah vor, den Neustadtpark erst nach Tagesanbruch zu besuchen, um nicht das Schönste zu verpassen, was ein Stadtrundgang zu bieten hatte. Daher blieb ihnen Zeit, Celljins Brüdern und Schwestern noch bei den Aufräumarbeiten zu helfen.
Erst als es so eben zu dämmern begann, verabschiedeten sie sich von der Familie und machten sich auf den Weg. Anfangs schwiegen sie und genossen die spektakuläre Aussicht. Bei dieser Gelegenheit fielen Konstantin erstmals riesige Speergeschütze auf, die auf den Plateaus und auch in Kasematten an den ansonsten steilen Talwänden angebracht waren. Da er nicht schlau daraus wurde, fragte er Cenimnir nach ihrer Bewandtnis.
„Ich wunderte mich schon, wieso du nicht zeitiger danach fragtest. Immerhin gibt es solche Geschütze allerorten in der Stadt. Also: Wie du siehst, sind die Speere zum Himmel ausgerichtet. Manchmal greifen aggressive Rieseninsekten, Fledermäuse, Raubvögel und Flugechsen Menschen in der Stadt an. Wir versuchen, diese Tiere mit Signalhörnern zu vertreiben. Manche lassen sich einfach nicht abschrecken. Die größeren Straßen und Plätze sind oft in großer Höhe mit Netzen gesichert. Aber wenn ein Raubtier sich die Stadt einmal zum Beuteschlagen ausgesucht hat, reicht das vielfach nicht aus. Ach ja, die Netze habe ich dir ja schon vor einigen Tagen erklärt, fällt mir gerade ein.“
„Fallen die Geschosse nicht auf die Menschen in der Stadt herab?“, wollte Konstantin wissen. Es schauderte ihn bei der Vorstellung, was ein solcher eisenbeschlagener Baumstamm in einer Menschenmenge oder sogar bei Gebäuden anrichten konnte.
„Das kann natürlich geschehen. Es gibt aber Signalhörner und auch einige Schutzkeller, in denen man sich bei einem Alarm in Sicherheit bringen kann und wenn dein Haus getroffen werden sollte, erhältst du eine Entschädigung“, antwortete
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