Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Kräfte vermutlich von unserer Heimatwelt hierher abfließen. Ich habe jedoch keine Vorstellung, was das bedeutet.“
„Da sprechen Sie einen schwierigen Punkt an. Ich kann Ihnen darauf leider nur eingeschränkt eine Antwort geben. Für uns, hier und heute, auf dieser Welt, bedeutet es, dass unsere Wirker der Kraft ihre Energien aus diesen natürlich auftretenden Quellen regenerieren können. Allerdings trifft das nicht auf alle Arten von Kräften im gleichen Maße zu, wie unsere vorsichtigen neuen Experimente gezeigt haben. Manche unserer Kraftwirker werden also so effektiv wie daheim arbeiten können, andere müssen weiter viel besser mit ihren Kräften haushalten. Auch so dürfte uns das das Leben und Überleben sowie unser weiteres Vorgehen eher erleichtern. Es bedeutet nebenbei, dass wir, auch bei noch längerem Verweilen, nicht wegen mangelnder Kräfte dahinsiechen werden. So weit die guten Nachrichten. Für unsere eigene Welt bedeutet diese Erkenntnis, dass die betreffenden Kräfte dort schwächer werden dürften. Im allerschlimmsten anzunehmenden Fall können wir davon ausgehen, dass sich letztlich alle Kräfte gleichmäßig im gesamten phänotyrischen System verteilen. Wären davon auch die neu hinzugekommenen Welten betroffen, könnte die Existenz einiger sehr stark auf die Kräfte angewiesener Wesenheiten, wie der höheren Drachen in Gefahr sein. Schon geringere Auswirkungen könnten das Gleichgewicht der politischen und militärischen Mächte stark verschieben. Darüber möchte ich jetzt nicht im Einzelnen spekulieren. Was die zusätzlichen Kräfte hier oder auf der Erde anrichten könnten, ist mir ziemlich egal. Nun, zumindest wird es mir gleichgültig sein, wenn wir wieder sicher daheim sind.
Die dritte und schwierigste Antwort, die ich Ihnen auf diese Frage geben muss, befasst sich mit den Konsequenzen auf die Bereiche der Phänotyrik und den Einfluss auf unsere Modellsysteme, also die Klassomatrixanalyse. Am Besten versuche ich, es kurz und schmerzlos zu sagen: Da fehlt uns jede verlässliche Erfahrung. Es ist durchaus möglich und wahrscheinlich, dass die zusätzliche Kräfteverschiebung Effekte auf die Phänomene hat. Wir können dazu aber gegenwärtig noch nichts Verlässliches sagen. Die Klassomatrixanalyse daheim versucht mit Hochdruck, neue Modelle zu entwickeln, die das beinhalten. Diese Aufgabe ist nicht einfach. Die Phänotyriker versuchen, Verfahren zu etablieren, das übergreifende Phänomen Kräfteverschiebung überhaupt effektiv und detailliert erfassen zu können. Mit den klassischen Methoden der Phänotyrik ist das unmöglich. Zu guter Letzt: Was bedeutet das alles im Einzelnen für die neuen Ziele unserer Mission? Zum Einen müssen wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, namentlich Wirken von Kräften und die Beobachtung der Interferenzen mittels Analysematrizes, so viele Details zu diesem vielleicht entscheidendsten Phänomen sammeln, wie es hier überhaupt zu beobachten gibt. Zum Anderen wird es umso wichtiger, die Beobachtung von Erdenmenschen mit einzubeziehen, um die neuen Modelle tragfähiger zu machen. Ich habe das bereits mit der vortrefflichen Maka Neruta und dem hochehrbaren Tarz Jokur vorbesprochen und in der Heimatbasis um Unterstützung bei der Informationsbeschaffung gebeten.“
„Gibt es irgendwelche Vorstellungen darüber, wen wir konkret ansprechen sollten?“, fragte Bargon dazwischen.
„Ja, die gibt es. Erstens: Nur solche Kandidaten, die den Übergang wegen günstiger Bedingungen wahrscheinlich überlebt haben könnten. Zweitens: Nur Solche, die schon etwas länger hier sind.“
„Moment“, unterbrach der Lakorr erneut. „Der erste Punkt leuchtet mir ein, aber der Zweite erscheint mir widersinnig. Wäre es nicht einfacher, Leute aufzuspüren, die erst kürzlich eingetroffen sind und sich folglich noch nahe am Ort des Übergangsphänomens befinden müssen? Außerdem: Wären die Informationen dieser Leute, da ihre Erinnerung ja noch frisch wäre, nicht viel wertvoller für uns?“
Begon Veraz stieß ein scharfes Zischen, das äquivalent eines Lachens aus: „Das mag alles sein. Aber wir müssen berücksichtigen, dass es auf der Erde hunderte von verschiedenen Sprachen gibt. Selbst die fleißigsten Erdkundler haben sich nicht die Mühe gemacht, sie alle zu lernen. Wer allerdings schon länger auf dieser Welt ist, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die hier verbreitete Hochsprache erlernt haben. Das ist nur eine einzige Sprache, deren Kenntnis
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