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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Flächen gehören, war die Neustadt heutzutage eine penibel gepflegte Parklandschaft mit vorwiegend niedrigem Bewuchs. Die Blütenpracht suchte in allen bekannten Welten ihresgleichen. Das Viertel war zugleich der Wohnort der Reichen und Schönen, als auch ein Naherholungsgebiet für jedermann.
     
    Selljin gehörte zu einer der ältesten und wohlhabendsten Familien der ganzen Stadt. Während die Wände des Talkessels im Osten, also in Richtung Ozean, sowie im Norden und Südwesten (der schmale Taleingang lag im Süden) stufenlos bis auf das Hochplateau hinaufragten, gab es im Nordwesten zwei große Absätze in der Felswand, die über mächtige Treppen mit dem Tal und dem Plateau in Verbindung standen. Auf der obersten dieser Etagen und damit am kühlsten Ort der ganzen Stadt, gab es nur drei große Privatresidenzen und eine davon gehörte seit einem Jahrtausend Selljins Familie. Nur die Residenzen auf dem Absatz darunter waren noch begehrter. Wie Konstantin später lernen sollte, konnte es vor allem in Winternächten nämlich in Selljins Nachbarschaft unangenehm kühl werden, was den Wert der Wohnlage wieder schmälerte. Zu seiner unsäglichen Erleichterung gab es für die Bewohner der Plateaus und ihre Gäste Aufzuganlagen. Sie waren nicht gezwungen, an diesem Abend siebenhundert Höhenmeter auf steilen Treppen zu bewältigen.
     
    An diesem Frühlingsabend wehte ein angenehm warmer Wind aus dem Tal herauf, und die Temperaturen hätten kaum milder und angenehmer sein können. Selljin hatte eine enorme Anzahl von Brüdern und Schwestern, Großeltern, Urgroßeltern. Diese und die Partnerinnen und Partner all dieser Verwandten lebten, zusammen mit einer eben so stattlichen Nachkommenschaft, auf dem Familienstammsitz. In dieser frühen Nacht waren zudem persönliche Freunde und der eine oder andere Politiker oder Geschäftspartner hinzugebeten worden. So fand sich eine Menschenmenge ein, die zu groß war, als dass Konstantin sie spontan hätte überschauen können. Hätte man sich nicht zu einer Feier getroffen, das Gelände wäre ohne Weiteres weiträumig genug gewesen, damit jeder dieser Menschen ungestört und für sich gewesen wäre. Der Betrieb bei Selljins Empfang konzentrierte sich aber auf eine Gruppe edler Pavillons, die direkt an der Abbruchkante lagen. Trotz der einsetzenden Dunkelheit bot sich noch ein spektakulärer Ausblick auf die Unterstadt. Für die Feierlichkeiten hatte Selljin Helfer organisiert. So etwas wie feste Hausangestellte gab es nicht. Das galt für die ganze Stadt und war in einigen anderen Städten sogar gesetzlich festgelegt. Fast überall galt es als Barbarei, wenn erwachsene, arbeitsfähige Menschen sich im privaten Bereich von Angestellten versorgen ließen. H´Selljin genoss zwar Luxus und Ansehen, die Vorstellung, zu einer städtischen Adelskaste, den Sirien zu gehören, fand er hingegen äußerst abstoßend. Wir werden später noch mehr über diese abgehobene Herrscherschicht bestimmter anderer Stadtstaaten erfahren.
    Dieser Empfang fand im Anwesen von Selljins Familie statt und hier gab es zwar enormen, über Generationen angereicherten Luxus, aber kaum irgendwelchen Standesdünkel. Nicht zuletzt aus diesem Grunde stellte Selljins Familie immer einige sehr erfolgreiche Politiker und Selljin selbst war derzeit der prominenteste davon.
    Der Gastgeber hatte ein enormes Buffet an fertigen Speisen vorbereitet. Es gab auch rohe Häppchen von allerlei Sorten Fleisch, Obst und Gemüse, die man sich nach Belieben an munter flackernden Feuerstellen selbst rösten oder in der Art eines Fondues frittieren oder Kochen konnte.
    Viele verschiedene frisch gepresste, eisgekühlte Fruchtsäfte und Tees, standen parat. Man konnte sie sich mit bereitstehenden, berauschenden Essenzen mischen.
    Alkoholische Getränke waren, obwohl viele verschiedene Früchte, Wurzeln und Blätter als Rohstoff für die Herstellung bestens geeignet gewesen wären, kaum verbreitet. In der allgegenwärtigen Hitze wurde Alkohol schlecht vertragen. Nüchtern musste deshalb allerdings niemand bleiben, der sich ein wenig mit der einheimischen Pflanzenwelt auskannte oder zumindest den Weg zur nächsten Apotheke finden konnte.
     
    Nur ganz zu Anfang hielt sich Konstantin, nach einer kurzen Begrüßung durch den viel beschäftigten Gastgeber, scheu in der Nähe Cenimnirs. Danach wurde er zunehmend von der Menge aufgesogen. Viele zeigten sich höflich interessiert an ihm als exotischem Gast, und bestanden darauf, zumindest ein

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