Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
aufgefallen. Für mich ist dies unsere erste Begegnung. Ich habe aber von Euch gehört. Wenn ich geahnt hätte, dass Ihr ganz in der Nähe wart, hätte ich Euch sicherlich angesprochen. Von weiter her als Ihr kann ein Besucher kaum kommen. So etwas macht mich stets neugierig.“
„Na ja, ähm … ja. Äh.“
Ich bin viel zu aufgewühlt und die seltsamen Drogen haben auch was damit zu tun. Obwohl ich nur das Zeug genommen habe, von dem Cenimnir gesagt hat, es sei total harmlos. Jetzt bekomme ich kaum einen Satz raus, weil die Frau einfach immer noch so unverschämt klasse aussieht.
Konstantin versuchte, sich zu beherrschen, überlegte kurz, was er tun könnte, um nicht wie ein Trottel dazustehen, und machte erst dann wieder den Mund auf: „Entschuldigt, Vaíl. Ich habe noch Probleme mit dieser Sprache, aber ich glaube, ich mache Fortschritte. Vielleicht wollt Ihr mich einmal in meiner Bleibe besuchen, damit wir uns richtig unterhalten können. Ähm. 237 / 11 in der Oberstadt ist meine Adresse. Aber was erzählt man sich denn über mich? Ich wusste gar nicht, dass es Gerüchte über mich gibt.“
Vaíl belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln, bei dem Konstantin die Knie so weich wurden, dass er heilfroh war, sicher auf einer geflochtenen Zweisitzercouch zu hocken. „Oh, Gerüchte gibt es über alles und jeden. Ich hoffe, Ihr gewinnt keinen ungünstigen Eindruck von mir, weil ich mich für solchen Klatsch interessiere. Von Euch sagt man zum Beispiel, dass Ihr der heimliche Schwarm von einem guten Dutzend junger Frauen seid und nichts davon ahnt. Zumindest der letzte Teil dieses Gerüchtes ist, wie mir scheint, nicht korrekt. Außerdem heißt es, dass Ihr heute hier wäret, weil unser verehrter Gastgeber große Pläne für Eure Zukunft hat. Eure freundliche Einladung nehme ich übrigens gerne an. Vielleicht kann ich Euch in den nächsten Tagen in der Druckerei aufsuchen, wenn Eure Schicht zu Ende geht. Mit dem Orientierungsnetz in diesem Ort komme ich nicht gut zurecht. Im Übrigen finde ich, dass Ihr ganz hervorragend Cion sprecht, Sonstantin.“
Mit diesen Worten begann sie sich, viel eher, als es Konstantin lieb sein konnte, wieder zu erheben. „Ähm, wartet doch! Ich wollte Euch keineswegs verscheuchen. Ein kleines Gespräch wäre mir auch hier und jetzt nicht zu schwierig, H´Vaíl!“, versuchte er, sie zurückzuhalten.
Konstantin wurde sich siedend heiß bewusst, wie ungeschickt er sich ausgedrückt hatte, indem er die im Grunde genommen Fremde als H´Vaíl also ´besonders wichtige Vaíl´, angesprochen hatte. Doch ob sie sein gesteigertes Interesse nun durchschaut hatte oder nicht: Ihre Antwort machte Konstantin deutlich, dass sie wohl beschlossen hatte seinen Ausrutscher unverfänglicher zu interpretieren: „Danke, Ihr seid sehr höflich, H´Constantin. Ich bedaure zutiefst, dass ich diese Einladung nun wiederum ablehnen muss. Aus zweierlei Gründen. Zunächst einmal ist unser beider Gastgeber Selljin gerade dabei, sich hierher durchzukämpfen, zweifellos um mit Euch nützliche Intrigen für Eure Zukunft zu spinnen, an der er ungewöhnlich interessiert ist. Zum Anderen bin ich leider nicht zu meinem reinen Vergnügen hier. Wenn ein weiteres Mal eine außerordentliche Verlängerung meiner Aufenthaltsgenehmigung durchkommen soll, so bin ich gezwungen, diese herrliche Frühnacht damit zu verschwenden, den wichtigen Persönlichkeiten auf diesem Fest eine Menge Honig ums Maul zu schmieren. Ich verspreche aber, dass ich mich als Entschädigung in den nächsten Tagen bei Euch blicken lasse, damit wir unsere Erfahrungen hier in der Fremde austauschen können. Camar, Constantin Canadalith.“
Ich habe ein Date mit H´CiwarTHAN Vaíl!, dachte Konstantin benommen.
Die Frau entfernte sich von ihm, während sich Selljin tatsächlich näherte, um ihn zu einem Gespräch im kleineren Kreise zu bitten. Schließlich war auch Cenimnir wiedergefunden. Für den Fall, dass es Übersetzungsprobleme gäbe, sollte er dabei sein. Sie zogen sie sich gemeinsam in ein noch etwas weiter entferntes Gebäude zurück, das zu allen Seiten außer zum Tal hin geschlossen war und damit mehr Vertraulichkeit bot. „Das sind Herr Bantewa und Frau Vetoruí von der Waldläufergilde“, stellte Selljin die dort wartenden, abenteuerlich aussehenden Personen vor. „Ich denke, wir könnten vielleicht gemeinsam ins Geschäft kommen, daher habe ich diese kleine Runde zu ersten Gesprächen zusammengerufen.“
Akademischer
Weitere Kostenlose Bücher