Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
paar Fragen über seine Heimatwelt zu stellen.
Konstantin hatte sich in den Tagen zuvor ein kleines Holzpfeifchen geschnitzt. Obgleich er noch nichts gefunden hatte, was sich als optimaler Tabakersatz anbot, hatte er einige milde Gewürze vorläufig zu seiner Lieblingsmischung erklärt. An geruhsameren Abenden hatte er sie auf seinem Grundstück vor sich hin gepafft und sich vorgestellt, er sei Sherlock Holmes. Nachdem er eine Weile heftig bestürmt und ausgefragt worden war, meinte er, etwas Ruhe nötig zu haben. Er suchte sich einen abgelegeneren Pavillon am Rande des Festgeländes, um sich eine Pfeife zu genehmigen und auszuspannen. Einige Minuten lang ging dieser Plan durchaus auf. Dann entdeckten ihn mehrere Kinder und Jugendliche. Unvermittelt wurde er zu einer wirklichen Attraktion. Der Mann von einer anderen Welt, der Rauch aus einem Apparat atmen konnte, zog bald einen ganzen Schwarm Bewunderer an. So entdeckte er, dass das Rauchen hier vollkommen fremd war.
Auch Cenimnir sah sich diese bisher unbekannte Marotte seines Freundes eine Weile mit erstaunter Miene an. Nachdem Konstantin jedoch begann, mit zwei der älteren Mädchen hemmungslos zu flirten, wurde ihm die Situation anscheinend zu peinlich und er verlegte sich darauf seinen Gürtel noch etwas weiter zu binden, und seine bevorzugten Speisen erneut in Augenschein zu nehmen.
Der Abend nahm seinen Lauf. Die Pavillons am Rande des Geschehens waren zum Rückzugspunkt mehrerer frischer Pärchen geworden. Das Bild änderte sich auch insofern, dass eines der Mädchen, das sich als Vilana vorgestellt hatte, nun auf Konstantins Schoß saß. Sie küssten sich fleißig. Vilana war erst vierundzwanzig. [25] Konstantin ließ sich keineswegs davon die Laune verderben, dass sie damit, in irdische Jahre umgerechnet, noch nicht volljährig gewesen wäre. Niemand schien auf solche Dinge zu achten. Das Mädchen hatte eben Lust darauf, den sympathischen Exoten zu küssen, und Konstantin war es sehr recht so. Mehr musste schließlich nicht passieren. Erst später fand Konstantin heraus, dass er es mit Selljins ältester Tochter zu tun hatte, und wenn er es gewusst hätte, so hätte es ihn kaum bekümmert.
Es schien sich andererseits auch niemand etwas dabei zu denken, ein solches Pärchen zu stören. Immer wieder kamen verschiedene Gäste vorbei, die meinten, noch nicht genug von dem Neuen mitbekommen zu haben. Sie verwickelten ihn zumindest in kurze Gespräche, wobei sie geduldig auf ihre Antworten warteten, wann immer Vilana meinte, sie müsse Konstantin noch ein wenig küssen.
Schlagartig unangenehm wurde Konstantin die Situation, als eine weitere ´Bekannte´ sich dazu gesellte. Es handelte sich um keine Andere als die Frau aus der Bibliothek, die Konstantin von Anfang an so ungemein begehrenswert gefunden hatte. Sie tippte ihm unvermittelt von hinten auf die Schulter. Er war zunächst sprachlos. „Caman, Sonstantin Canadalith (Gemeinsamkeit, Konstantin Aschenatem)“, grüßte sie ihn freundlich. „Mir wurde zu verstehen gegeben, dass ich nicht die einzige Ausländerin hier bin, es heißt, Ihr kämet von weit her, womöglich gar von einer anderen Welt. Daher wollte ich mich Euch vorstellen. Ich bin Vaíl. Ich habe eine befristete Aufenthaltserlaubnis zu Studienzwecken in der Stadt. Ich hörte, ihr hättet das Glück gehabt, gleich als Bürger aufgenommen zu werden?“
Konstantin hatte das Gefühl, vor Verlegenheit verräterisch rot zu werden. Jedenfalls brachte er als Antwort nur ein gepresstes: „Ähm … Elje, ja, das ist wahr“, hervor.
Vilana merkte offenbar, dass sie mit einem Mal nicht mehr willkommen war und mit einem Achselzucken erklärte sie: „Ich werde mir noch was Leckeres holen, vielleicht ein paar mit Schlangengeschnetzeltem gefüllte Cakama-Schoten.“
Später am Abend sah Konstantin sie mit einem Jungen ihres Alters flirten und war erleichtert, dass sie die kleine Affäre ebenso locker gesehen hatte, wie er. Jetzt war er aber auf einmal alleine mit Vaíl, der H´CiwarTHAN aus seinen Träumen, die trotz seiner knappen Erwiderung der Begrüßung in einem Gartensessel ihm gegenüber Platz nahm.
„Ähm …“, versuchte er sich noch einmal daran, etwas zu sagen. „Ähm, … ich glaube ich bin Euch in der Bibliothek begegnet, also, ich meine, ich habe Euch dort lesen gesehen. Ich arbeite dort, seit ich hier hergekommen bin, als Drucker.“
„Oh entschuldigt, Sonstantin. Ich bin fast täglich dort, aber Ihr seid mir leider nicht
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