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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Schnitzwerk auf, dass Konstantin Sorge hatte, es zu beschädigen. Ein separater Tisch fehlte, stattdessen war jeder einzelne Sessel mit einer eigenen Abstellfläche ausgestattet. Eine Vitrine im gleichen Stil präsentierte die Teetassen und eine ebenfalls passende Garderobe erlaubte, über zwanzig Übermäntel und Hüte zu drapieren. Die Steinwände und Gewölbedecken waren Kunstwerke aus eigenem Recht. Mit winzigen, verschiedenfarbigen Bruchsteinstückchen waren umlaufend Mosaike gestaltet worden. Die Darstellungen waren Szenen von handwerklichen Arbeiten und Bergbau. Während des Begrüßungstees kam die Sonne heraus. Konstantin sah, dass einzelne Elemente, wie die Augen der Handwerker aus Leuchtsteinen gefertigt waren und nun hell erstrahlten.
    Mit den Worten „Einen richtigen Palast hast du hier!“, verlieh er seinem Erstaunen über diese Kunstwerke Ausdruck.
    „Dann wollt ihr euch vielleicht mein ganzes Anwesen anschauen. Es ist natürlich viel zu groß für mich allein. Der Unterhalt kann eine Plage sein. Aber ich kann mich nicht davon trennen. Vielleicht habe ich ja selbst einmal eine eigene, große Familie, wer weiß.“
    Da Venigara nicht viel älter als Konstantin war, schien das durchaus möglich.
     
    Venigara führte sie herum. An Pavillon, Küche und Speisekammer schlossen sich nahtlos eine Waschküche, ein Materiallager und die ehemaligen Stallungen und Werkstätten an, die unter Venigaras Ägide nur noch als größere Werkstatt dienten, die ihr ganzer Stolz war. Während sie ihre Gäste an den übrigen Gebäudeteilen vorbeiführte und ihnen lediglich einen kurzen Blick hinein gewährte, mussten sie sich die Werkstatt ausführlicher ansehen. „Meine Ururgroßeltern und deren Eltern und Ureltern haben hier noch hauptsächlich Kunsthandwerk betrieben. Sie haben zum Beispiel die Möbel für den Empfangspavillon gefertigt. Meine Ahnen fanden es vernünftiger, den Platz zur Zucht von Speiseschnecken und Delikatessameisen zu nutzen. Das habe ich gehaßt und die Viecher haben mir nie geschmeckt. Jetzt, wo alles mir gehört, habe ich mir mein persönliches Paradies eingerichtet.“
    Es war nur allzu deutlich, was Venigara darunter verstand. Ihre Werkzeugsammlung hätte einem kleinen Baumarkt alle Ehre gemacht, nicht einmal eine eigene Esse für kleinere Schmiedearbeiten fehlte. Zu ihren derzeitigen Projekten gehörte unter anderem der Eigenbau eines kajakförmigen Ruderbootes mit drei Sitzplätzen und eines neuen Schubkarrens. Außerdem war ersichtlich, dass sie die meisten Werkzeuge selbst angefertigt hatte. In einer Ecke, aus der es entsprechend roch, gerbte sie kleinere Tierfelle.
    Die Dächer aller Gebäude waren bepflanzt. Diese Dachgärten waren eher schlecht gepflegt. Konstantin bemerkte, dass dieser Umstand Cenimnir, der mehr Wert auf Gartenbau legte, nicht gefiel. Hinter den Werkstätten erhob sich ein Stück Urwald, durch dessen Wipfel gut gewartete Bohlenwege führten. Cenimnir wollte sich diesen ´Hochgarten´ unbedingt ansehen. Über die Nutzung schien er aber dann ebenfalls nicht sonderlich begeistert. Immer wieder gab er Venigara Ratschläge über diese oder jene ausstehende, meist überfällige Pflegemaßnahme, die sie mit mäßigem Interesse zur Kenntnis nahm. An den Hochgarten schloss sich ein sogenannter ´Niedergarten´ an. Hier gab es durchaus auch Bäume, hauptsächlich war die Fläche jedoch mit mannshohen, krautigen Pflanzen zugewuchert. Venigaras Ahnen hatten einen wohl gepflegten Nutzgarten betrieben. Sie dagegen schien nichts von adretten Beeten und dem durchdachten Anbau von allerlei Nutz- und Zierpflanzen zu halten. Zwar gab es beides noch, es war jedoch keine Frage, dass die junge Frau zuließ, dass sich vor allem die größeren und robusteren Gewächse zunehmend durchsetzten. Mit der Machete hatte sie Pfade durch das üppige Grün geschlagen. Cenimnir konnte sich bei diesem Anblick ein gequältes Seufzen nicht verkneifen. Konstantin dagegen fand, dass die wilde Pracht gut zu der bärenstarken Frau passte, die, abgesehen von dem noblen Begrüßungspavillon und ihrer Werkstatt, generell nicht viel von Ordnung zu halten schien. Inmitten beider Gärten erhob sich ein riesiger Pavillon. „Den habe ich mit meinen Eltern zusammen gemauert“, erzählte Venigara stolz. Während der Begrüßungspavillon wegen seiner edlen Ausstattung kaum alltagstauglich genannt werden konnte, war dieser Gartenpavillon als Hauptaufenthaltsraum des Grundstücks zu erkennen. In einem Bereich gab es

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