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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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bequeme, rustikale Sitzbänke aus Baumstämmen und einen großen Tisch, sowie einen Grill. Dieser wurde von Venigara augenscheinlich häufiger benutzt, als die Kocheinrichtung in der eigentlichen Küche. In einem Regal stand eine große Anzahl viel gebrauchter Töpfe, Geschirre und Bestecke wild durcheinander. Ein großer Teil des Pavillons war mit regelrechten Stapeln von weichen Tierfellen ausgelegt, die zu einem kleinen Nickerchen einluden. Ihre primäre Funktion war aber eher die einer Couchgarnitur.
    Venigara ließ es sich nicht nehmen, aus ihrem wilden Garten Obst und Gemüse für einen kalten Imbiss herbeizuholen. „Wir werden bei Selljin auf einem Empfang erwartet, wie du weißt. Dort werden wir mit den erlesensten Köstlichkeiten regelrecht gemästet!“, versuchte Cenimnir vergeblich, dagegen einzuschreiten.
    Venigaras Auswahl von Nahrungsmitteln war ebenso robust wie alles an ihr. Obst und Gemüse hätten in viel jüngerem Zustand geerntet werden müssen und waren faserig oder etwas matschig. Die Druckerin schien das gar nicht zu bemerken und verschlang alles mit Heißhunger. Konstantin fiel es nicht schwer, sich seinen Appetit für den Empfang aufzusparen, da er, wie Cenimnir, gut beschäftigt war, schlechte Stellen aus dem Obst herauszuschneiden oder seine Zähne von dem bastartigen Material zu befreien, welches das Gemüse dort hinterließ. Venigara nutzte die Gelegenheit, munter und unbefangen Anekdoten aus ihrer Familiengeschichte zum Besten zu geben und von ihren letzten drei Exfreunden zu erzählen. Mit denen, so erfuhren Konstantin und Cenimnir, war sie nie länger als einige Tage zusammen gewesen. An die meisten ihrer Verflossenen schien sie sich eher gleichgültig zu erinnern. Mit einem verhielt es sich anders.
    „Valinar ist ein richtiger Waldläufer“, berichtete sie mit Sehnsucht in der Stimme von ihrem drittletzten Partner. „Ich flehte ihn an, er solle hier bei mir bleiben, er bettelte, ich solle ihn in den Dschungel begleiten. Er ist noch einmal zehn Tage geblieben, bevor ihn der ewige Wald mit aller Macht fort gerufen hat. Irgendwann wird er zurückkommen.“
    So gefühlsbetonte, persönliche Worte habe ich von ihr noch nicht gehört. Das klingt mir nach einer ernsten und tragischen Liebe. Vermutlich hat sie nur wegen diesem windigen Gesellen keine Familie gegründet, dachte Konstantin.
    Cenimnirs Ansicht war eine andere: „Was?! Du warst wahrhaftig mit H´Valinar dem Wipfelschatten liiert? Meine Kinder – und damit meine ich sowohl meine eigenen als auch meine Schüler - können überhaupt nicht genug von seinen Heldengeschichten zu hören bekommen! Wüssten sie, dass du ihn kennst, würden sie dich Tag und Nacht bedrängen. Hattest du eventuell auch noch eine Liebschaft mit H´Celitamnur, dem Höhlenwind und H´Barwarin, dem Meister aller Ebenen? Dann gelobte ich dir, dass sämtliche Halbwüchsigen dieser Stadt bis ans Ende aller Tage dein Anwesen belagern. Was ist das überhaupt für eine Mär? Heißt es nicht, dass es H´Valinar nie im Leben länger als drei Tage am Stück in einem Dorf, geschweige denn einer Großstadt, wie unserer ausgehalten hätte? Oder hatte dein Valinar nur zufällig den gleichen Namen?“
    Venigara lachte auf. „Nein, nein. Wir meinen den Gleichen. Als wir uns kennenlernten, war er schon total fertig mit den Nerven, weil ihn seine Einkäufe zwei Tage in der Stadt festgehalten hatten. Er bekam regelrecht Beklemmungen, wenn er auf dem Erdboden herumlaufen musste. Solange er bei mir gewohnt hat, musste ich meine Zeit mit ihm oben im Hochgarten verbringen. Und, bitte, erzählt den Kindern nichts davon, ja?“
    „Versprochen“, bestätigen Konstantin und Cenimnir.
     
    Von dem Gartenpavillon aus hatte Konstantin einen guten Blick über den weiträumigen Innenhof. Ein Bereich davon war mit einem hüfthohen Gatter umzäunt. Niedrige Holzverschläge darin erinnerten an große Hundehütten, die wiederum von mehreren Bäumchen beschattet wurden. Venigara brachte die übrigen Nahrungsmittel und pflanzlichen Abfälle dort hin und rief mehrfach: „Dockdockdockdock Dock! Cameía!“
    Konstantin, der ihr neugierig gefolgt war, ahnte, dass sie damit irgendein Haustier aus seiner Hütte locken wollte, hatte jedoch nicht mit der riesenwüchsigen Variante einer Weinbergschnecke gerechnet. ´Cameía´ hieß die Schnecke. Sie kroch aus einem der Verschläge, schnurstracks auf Venigara zu. Ihren Leib streckte sie dabei auf volle drei Meter Länge aus. Venigara fütterte ihr

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