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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Disput
     
    „Tarz Maran, vielen Dank für Ihren Vortrag. Das Thema ist jetzt offen zum Disput. Ja, Begon Veraz- Sie haben etwas beizutragen?“
    Begon Veraz erhob sich und streckte beide Arme zur Seite aus, sodass die Handflächen auf Höhe ihrer kräftigen Schultern nach außen wiesen. Nach dieser traditionellen Geste, die am ehesten als eine Art Räuspern verstanden werden konnte, hob sie zu sprechen an. „Tarz Maran, erlauben Sie mir, meine Verwunderung auszudrücken. Sie haben eindrucksvoll beschrieben, dass die trans-weltlichen Störfälle nach ihren phänotyrischen Messungen derzeit zunehmen. Ich habe auch selbst gehört, dass das Institut für Klassomatrixkontrolle in der letzten blauen Periode mehrere unerwartete Fissuren in unserer Gegend schließen musste. Haben Sie dafür eine Erklärung anzubieten? Die Vorhersagemodelle haben doch klar ergeben, dass eher eine Phase des Abflauens zu erwarten wäre.“
    „Begon Veraz, natürlich haben wir uns diese Frage auch gestellt. Leider kann ich Ihnen keine einfache und zugleich befriedigende Hypothese präsentieren. Dazu ist die Datenlage zu dünn. Die Aktivitätszunahme ist zunächst einmal ein interessanter Fakt. Wir wissen, dass unsere Modelle noch nicht alle Faktoren berücksichtigen, und diese Abweichung von den Vorhersagen ist wirklich außergewöhnlich groß. Wir vermuten, dass die Dehnungsfähigkeit des Systems von einer noch unbekannten Wechselwirkung zeitweilig beeinflusst wurde. Das wäre aber eher für das Gebiet der Klassomatrixanalyse von Belang. Dazu will ich mich nicht weiter äußern. Für uns ist es, entscheidender, dass die starke Aktivitätszunahme uns eine gute Gelegenheit geben könnte, unsere Modelle zu verfeinern - und dass wir die geplanten Versuche zur Phase des Abflauens etwas verschieben müssen.“
    Ein weiterer Teilnehmer erhob sich. „Ich bin Tarz Reev. Ich habe eine Anmerkung zu machen, Tarz Maran. Eine alternative Erklärung für die Änderungen wäre, dass die Dehnbarkeit unbeeinflusst ist, aber von außen ein zusätzlicher phänotyrischer Druck auf das System wirkt. Das hätte die gleichen Effekte.“
    „Danke, Tarz Reev. Ich bin stets froh über Ihre exotischen Ideen. Wahrlich haben Sie rein theoretisch recht. Aber wir alle wissen, dass es keine äußeren Quellen für phänotyrischen Druck gibt, da uns Größe und Komponenten des Systems bekannt sind. Ihr Einfall ist dennoch sehr inspirierend.“
    „Gibt es noch irgendwelche Fragen? … Ja, Tarz Bargon, richtig?“
    „In der Tat. Tarz Bargon. Bitte entschuldigen Sie meine Unwissenheit. Die Phänotyrik ist ganz und gar nicht mein Fachgebiet. Ich bin befehlshabender Lakorr mit dem Auftrag, Bedrohungen für unsere Sicherheit aufzuspüren. Ich konnte mir aus Ihren Erläuterungen kein rechtes Bild machen, daher dachte ich mir, ich versuche es mit einer direkten Frage: Bedeuten Ihre Ausführungen irgendeine Gefährdung für unsere Sicherheit?“
    „Herr Lakorr, dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Soweit ich informiert bin, konnten ja selbst die ungewöhnlich vielen Fissuren ohne größere Probleme versiegelt werden. Dazu sollten Sie aber wirklich lieber in der Klassomatrixkontrolle anfragen, jedenfalls, wenn Sie sich mit Details belasten wollen. Alles was ich hier heute vorgetragen habe, können wir getrost als rein akademische Herausforderung betrachten.“

Aller Anfang ist schwer
     
    Es war bereits Nachmittag. Endlich konnten sie das Gelände in Augenschein nehmen, das man ihnen zur Pacht angeboten hatte. Es lag am Ortsrand in einem teilweise verlassenen Viertel.
    Vor einigen Jahren war ein großer Schwarm von einer massenhaft auftretenden Schmetterlingsart auf dem Tafelberg niedergegangen, an dessen Fuß der Ort V´Llionias lag. Durch die vielen toten Tiere war die einzige größere, saubere Trinkwasserquelle des Ortes zeitweilig unbrauchbar geworden. Natürlich gab es noch andere Möglichkeiten, wie Regenwasserzisternen. Doch für viele der nicht so Wohlhabenden, war dies ein Anlass gewesen, gemeinsam abzuwandern und irgendwo anders zu siedeln. Nur Tagesreisen von jeder Ortschaft entfernt gab es nur noch den ewigen Dschungel, und solange keiner darin wohnen wollte, war er Niemandsland.
    Nun, da das Problem lange beseitigt war, fehlte es dem abgelegenen Ort an Siedlern. Die Stadt konnte großzügig mit Aufenthaltserlaubnissen umgehen und wenig gepflegte Gelände in den Randbezirken waren billig zu pachten.
     
    Katja hatte eisern darauf bestanden, dass sie heute noch welche

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