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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war auch jetzt so.
    Melody musste sitzen bleiben und den Schwindelanfall erst abwarten. Dabei wunderte sie sich darüber, wie schnell er vorbei war, und sie ließ die Hände, die sie vor ihr Gesicht geschlagen hatte, sinken.
    Dann stand sie richtig auf.
    Auch das ging glatter als sie erwartet hatte. Kein Taumel mehr, kein Kippen zur Seite, nicht der schnelle Griff nach irgendeinem Halt. Sie schaffte es sogar, mit den Füßen in die Schuhe zu fahren, die vor ihrem Bett standen.
    Es waren keine Pantoffeln, sondern weiche Lederslipper, mit denen sie auch nach draußen gehen konnte.
    Noch war sie keinen Schritt gegangen, und sie zögerte auch jetzt, aber das Pochen des Schnabels gegen die Scheibe sah sie als eine Aufforderung an, endlich etwas zu unternehmen. Sie wollte nicht länger vor dem Bett stehen. Es war wichtig, dass sie sich bewegte, obwohl allein der Gedanke daran einen Schweißausbruch bei ihr hinterließ. Es war bei den ersten Schritten auch kein normales Gehen, denn sie schob ihre Füße über den Boden hinweg und schaffte es nicht, sie anzuheben. Wie eine Langläuferin auf Skiern bewegte sie sich auf die Tür zu, denn daneben hing der Bademantel, den sie sich Überwerfen wollte.
    Es ging alles glatt. Sie zog den Mantel vom Haken und zog ihn sogar normal an. Vor dem Bauch knotete sie den Gürtel zusammen und stellten auch den Kragen hoch.
    Der dicke Stoff vermittelte ihr eine Wärme, die ihr gut tat. Sie fühlte sich wohl in diesem flauschigen Gebilde, das ihr sogar einen Teil der Furcht genommen hatte.
    Die Tür stand so weit offen, dass sie durch die Lücke gehen konnte. Als sie die Schwelle überschritten hatte und im Flur stand, schaltete sie das Licht ein.
    Es gab zwei Schalter für verschiedene Lampen. Sie wollte nicht das grelle Licht. Das weiche seidige war ihr lieber, und dafür sorgten zwei Lampen an der Wand.
    Melody bewegte sich nicht in einem normalen Tempo. Aber ihr Vorhaben sah durchaus zielstrebig aus, denn es gab keinen anderen Weg für sie als den zur Haustür.
    Sie musste dabei einen langen Wandspiegel passieren, was sie nicht tat und zunächst vor ihm stehen blieb. Obwohl sie bestimmt über sich selbst enttäuscht sein würde, wollte sie in den Spiegel hineinschauen und einen Blick auf ihre Gestalt erhaschen.
    Melody hatte sich darauf einstellen können, doch sie erschrak trotzdem über ihren eigenen Anblick.
    Die Krankheit hatte sie gezeichnet. Das blonde Haar war durch den Schweiß dunkler geworden. Es klebte an ihrem Kopf und ließ das Gesicht noch eingefallener wirken, als es ohnehin schon war.
    Sie wirkte um Jahre gealtert. Dabei war sie erst 30. Die hohlen Wangen, die glänzenden Augen, die trotzdem einen verlorenen Blick beinhalteten. So sah keine Frau aus, die gesund war und die sich auf den Weg machen wollte.
    Genau das tat sie.
    Sie hatte den Blick des Raben nicht vergessen. Er verfolgte sie, und die Botschaft blieb für sie weiterhin bestehen. Auf keinen Fall sollte sie in ihrem Haus bleiben. Sie musste raus, denn irgendwo dort draußen wurde sie erwartet.
    Dass sie versprochen hatte, auf ihren Mann zu warten, hatte sie längst vergessen. Sie dachte auch nicht daran, als sie das kalte Metall der Türklinke an ihrer Handfläche spürte.
    Abgeschlossen war die Haustür nicht. Sie ließ sich ohne weiteres öffnen und wie immer etwas schwer aufziehen, was sie aber nicht störte. Den Wind hatte sie um das Haus jammern hören. Jetzt bekam sie ihn zu spüren, und schon nach dem ersten Schritt sah sie die Veränderung. Die wieder geschlossene Tür im Rücken, blieb sie vor der Haustür stehen. Sie wurde zum Opfer des Windes, der auch durch den Stoff des Bademantels drang und sie leicht zittern ließ.
    Sie schaute nach vorn und dachte daran, dass sie es eigentlich immer tat, wenn sie das Haus verließ. Nur war es heute anders, denn in ihr steckten fremde Gefühle. Es kam ihr vor, als würde sie sich die Welt mit fremden Augen anschauen, und sie dachte jetzt darüber nach, dass ihr Haus doch recht einsam lag.
    Ihr Mann hatte es geerbt und wollte nicht weg, auch wenn sie zum Geschäft in den Ort fahren mussten.
    Beide gingen dem Beruf nach, und beide hatten keine Zeit, sich um Gartenarbeit zu kümmern. Der schmale Weg zum Haus hin wurde von einem dichten Rasen flankiert, zu dem besser das Wort Wiese passte. Der Weg setzte sich dann fort, schlängelte sich durch die Lücken zwischen den Laubbäumen hindurch und erreichte erst nach gut 80 Yards die Straße, die auch zum Ort führte.
    Melody

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