Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collins
Vom Netzwerk:
Alkohol und Zigarren im Wert von über 80 Dollar konsumiert – und an vielen anderen Abenden ebenfalls. Wie es schien, war »Der Klub des Guten« ein wenig zu viel des Guten. Ref 867
    »Trunkenheit!«, brüllte Howe. Die Jury sei unfähig gewesen, ein Urteil zu fällen, erklärte er, da sie schändlich betrunken gewesen sei. Staatsanwalt Youngs fiel aus allen Wolken und zitierte umgehend die Geschworenen mitsamt ihren Aufpassern in sein Büro, um eidesstattliche Erklärungen zu verlangen. Ref 868
    »Ich habe niemanden Wein trinken sehen«, beharrte Captain Methven. »Sie durften eine Flasche Bier oder Ale zum Abendessen trinken und Zigarren rauchen, aber das war auch alles.« Ein Geschworener räumte ein, dass sie eventuell Wein getrunken hätten – jedoch lediglich ein Gläschen. Ref 869
    »Ich habe nur ein einziges Glas Wein gesehen, und das war, als ich krank war«, verkündete ein genesener Magnus Larsen geziert und fügte noch schnell hinzu: »Ich mache mir ohnehin nichts daraus.« Die anderen Geschworenen ließen etwas mehr durchblicken. Vielleicht hatten sie das ein oder andere Glas
getrunken – ein kleines Bass-Bier, einen Brombeerlikör oder auch mal ein Schlückchen Jamaica Ginger, um den Magen zu beruhigen. Doch im Gerichtssaal waren sie stets absolut nüchtern gewesen.
    Als sich Martin Thorn am Freitag, dem 3. Dezember, wieder im Gerichtsgebäude einfand, mischten sich auch ein paar Geschworene unter den Pulk von Reportern und Zuschauern, um bei der Urteilsverkündung dabei zu sein. Es dauerte gerade einmal acht Minuten, da der County die gesamte Angelegenheit bereits bewusst als geklärt betrachtete.
    »Gefangener, erheben Sie sich«, befahl der Gerichtsdiener. Richter Maddox blickte ernst in sein Publikum, dann las er langsam seine Urteilsbegründung vor. Ref 870
    »Thorn«, begann er, »Sie sind des vorsätzlichen Mordes an William Guldensuppe angeklagt. Sie hatten einen fairen Prozess, wurden von einem scharfsinnigen Anwalt vertreten – von einem Verteidiger, der nicht mehr für Sie hätte tun können.« Howe machte ein gleichmütiges Gesicht; sein Kampf war noch nicht vorbei. »Eine Jury hat sie des vorsätzlichen Mordes für schuldig erklärt«, fuhr der Richter fort. »Die Strafe für dieses Verbrechen ist der Tod.«
    Thorn wurde ein wenig blass, zeigte jedoch weiterhin keine Regung.
    »Denken Sie darüber nach«, belehrte ihn Richter Maddox und senkte die Stimme. »Denken Sie über Ihre Vergangenheit nach. Denken Sie über den Tod des Mannes nach, den Sie ermordet haben.«
    Von den Pressetischen konnte man das unermüdliche Kratzen der Bleistifte auf den Blöcken und Telegrammformularen hören, und die Zuschauer hielten gespannt den Atem an, als Maddox für seine Schlusserklärung die Schultern straffte. »Es ergeht folgendes Urteil«, verkündete er. »Sie werden zunächst in das Gefängnis zurückgebracht, in dem Sie bisher
waren, und von dort in das Staatsgefängnis in Sing-Sing überstellt. Dort wird das Urteil vollstreckt, und Sie werden dem Gesetz entsprechend hingerichtet, in der vom Gesetz vorgesehenen Form, in der Woche, die mit dem 10. Januar beginnt.« Martin Thorn hatte nur noch fünf Wochen zu leben.
     
    Als der Todeskandidat am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war es draußen noch dunkel.
    Sechs Uhr.
    Thorn setzte sich auf seiner Gefängnispritsche auf, tappte das kurze Stück über den kalten Boden durch seine Zelle und begann, die Falten in seiner Hose glatt zu streichen und die einzige Kleidung auszubürsten, die er noch besaß: einen schwarzen Mantel, ein Hemd mit Stehkragen und seine blau gepunktete Krawatte. Ref 871
    »Frühstück!«, rief sein Wärter und schob ihm ein Tablett in die Zelle.
    Thorn stand nicht der Sinn nach Essen. Er ließ die Happen vor seinem Hund hin und her baumeln und sah dabei zu, wie sich Bill Baker auf die Hinterbeine stellte und danach schnappte. Als Captain Methven und Sheriff Doht um Viertel nach sieben an seiner Zelle eintrafen, war Thorn bereit. Er zog seinen dünnen Sommermantel über, bat um seinen Filzhut – sie konnten ihn nicht finden und gaben ihm stattdessen einen alten, zerbeulten Wanderhut –, dann beugte er sich zu seinem Hund hinunter. Bill Baker unterbrach sein Spiel mit einem Bodengitter, auf das er sich fortwährend stürzte, und legte fragend den Kopf schief, als sein Herrchen aus der Zelle geführt wurde. »Leb wohl, Bake«, rief der Mann zurück. Ref 872
    Es war Thorns einziger Abschiedsgruß an diesem Morgen. Draußen

Weitere Kostenlose Bücher