Der Mord zum Sonnntag
auf die einsame Zypresse, während Helmut
allmählich zurückblieb, um mit den Gästen zu schwatzen.
«Einen schönen guten Morgen … Was für ein herrlicher
Tag … Versuchen Sie, das Tempo zu beschleunigen …
Sie machen das phantastisch.» Seine gekünstelte
Fröhlichkeit fiel Syd auf die Nerven. Leila hatte recht
gehabt. Der Baron war ein Spielzeugsoldat. Man zog ihn
auf, und er marschierte drauflos.
Helmut stoppte neben Cheryl. «Ich hoffe, ihr beide hattet
gestern einen genußreichen Abend.» Dazu setzte er sein
strahlendes automatisches Lächeln auf. Syd konnte sich
nicht einmal erinnern, was er gegessen hatte. «Es war
okay.»
«Wie erfreulich.» Helmut blieb zurück, um sich bei
Alvirah Meehan nach ihrem Befinden zu erkundigen.
«Ganz fabelhaft.» Ihre Stimme klang hart und
schneidend. «Man könnte sagen, ich bin so heiter wie ein
Schmetterling, der auf einer Wolke dahinsegelt.» Ihr
lautes Lachen ließ Syd frösteln.
Hatte es sogar Alvirah Meehan kapiert?
Henry Bartlett fühlte sich uneins – mit der Welt im
allgemeinen und mit seiner Situation im besonderen. Als
man ihn gebeten hatte, den Fall Ted Winters zu
übernehmen, war er sofort daran gegangen, seinen
Terminkalender zu revidieren. Nur wenige Anwälte
würden es aus Zeitmangel ablehnen, einen Multimillionär
zu vertreten. Doch zwischen ihm und Ted Winters gab es
ein Dauerproblem. Das treffende Wort dafür war
«Wellenlänge», und da hatten sie eben nicht die gleiche.
Während er mißmutig den Gewaltmarsch hinter Min und
dem Baron absolvierte, gestand sich Henry ein, daß hier
jeder erdenkliche Luxus geboten wurde, daß die Lage
paradiesisch war, daß er unter anderen Umständen die
Reize von Monterey und Cypress Point Spa durchaus zu
schätzen wüßte. Jetzt jedoch galt für ihn ein Countdown.
Der Prozeß gegen Andrew Edward Winters III. begann in
genau einer Woche. Bei einem Fall, der Schlagzeilen
machte, war Publicity überaus wünschenswert, sofern man
ihn gewann, was allerdings auszuschließen war, solange
sich Ted Winters nicht zur Kooperation bequemte.
Min beschleunigte das Tempo, Henry desgleichen. Ihm
waren die anerkennenden Blicke der aschblonden
Fünfzigerin in Begleitung der Gräfin keineswegs
entgangen. Unter anderen Umständen würde er der Sache
nähertreten. Aber nicht jetzt.
Craig marschierte in zügigem, gleichmäßigem Tempo
hinter ihm. Henry konnte immer noch nicht exakt sagen,
wie Craig Babcock wirklich war, was ihn trieb. Einerseits
hatte er von Vaters Delikatessenladen auf der Lower East
Side gesprochen. Andererseits war er offenkundig der
Statthalter für Ted Winters. Ein Jammer, daß es jetzt zu
spät war für seine Aussage, er und Ted hätten miteinander
telefoniert, als die sogenannte Augenzeugin behauptete,
Ted gesehen zu haben. Das erinnerte Henry daran, was er
Craig fragen wollte.
«Was haben Sie mit der Detektivagentur wegen der
Berichte über Sally Ross vereinbart?»
«Der Obermacher ruft mich jeden Morgen um halb zehn
New Yorker Zeit an, das heißt um halb sieben Ortszeit. Ich
habe gerade mit ihm gesprochen. Bis jetzt gibt’s noch
nichts Nennenswertes, weitgehend das, was wir bereits
wissen. Sie ist zweimal geschieden, hat ständig Krach mit
den Nachbarn, beschuldigt dauernd Leute, sie anzustarren.
Bei der Funkstreife ist sie Stammkundin, ruft unentwegt
an und faselt was von verdächtigen Typen.»
«Ich werde aus ihr im Zeugenstand Kleinholz machen»,
verkündete Bartlett. «Ohne die Aussage von Elizabeth
Lange stünde die Anklage auf schwachen Füßen. Übrigens
wüßte ich gern, wie gut sie sieht, ob sie eine Brille
braucht, wie stark die Gläser sind, wann sie zuletzt
ausgewechselt wurden und so weiter … alles über ihr
Sehvermögen.»
«Gut, ich geb das telefonisch weiter.»
Einige Minuten marschierten sie stumm weiter. Ein
strahlender Morgen, auf der Straße kaum Verkehr, die
schmale Brücke zur Zypresse leer.
Bartlett sah über die Schulter nach hinten. «Ich hatte
gehofft, Ted und Cheryl Händchen halten zu sehen.»
«Morgens joggt er immer. Vielleicht hat er die ganze
Nacht über Händchen mit ihr gehalten.»
«Hoffentlich. Ihr Freund Syd sieht nicht gerade
glücklich aus.»
«Er soll pleite sein, heißt es. Mit Leila als Kundin war er
der große Macher. Wenn er für sie einen Film abschloß,
galt es als zusätzlich vereinbart, daß ein paar von seinen
übrigen Klienten ebenfalls irgendwo beschäftigt wurden.
Auf diese Weise hat er Cheryl
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