Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Weil ich es dir erzählt habe. Du hast den Brief
verfaßt und weitere von der Sorte. Wieviel Zeit hast du
gebraucht, die Schnipsel auszuschneiden und
aufzukleben? Mich wundert’s, daß du die Geduld dafür
aufgebracht hast. Wie viele gibt’s noch außer dem da, und
besteht die Möglichkeit, daß sie auftauchen?»
    Cheryl war alarmiert. «Ich schwör’s dir, Syd, ich hab
den Brief nicht verfaßt und auch keine anderen. Jetzt
erzähl mir, Syd, was hat Bob Koenig gesagt?»
    Nun war es Syd, der langsam und deutlich sein Gespräch
mit Bob Koenig wiederholte. Als er fertig war, streckte
ihm Cheryl die Hand hin. «Hast du ’n Streichholz? Du
weißt doch, ich rauche nicht mehr.»
    Syd sah zu, wie die Papierfetzen sich ringelten und dann
zu Asche wurden.
Cheryl legte ihm die Arme um den Hals. «Ich wußte, du
wirst mir die Rolle verschaffen, Syd. Den Brief zu
vernichten, war goldrichtig. Ich denke, ich sollte trotzdem
im Prozeß aussagen. Das gibt ’ne tolle Publicity. Aber
findest du nicht auch, ich müßte mir deutlich anmerken
lassen, wie tief es mich getroffen hat, daß meine allerbeste
Freundin so deprimiert und verzweifelt war? Dann könnte
ich noch erklären, von welch schrecklichen
Angstzuständen selbst die unter uns, die ganz oben sind,
heimgesucht werden.»
Aus ihren weitgeöffneten Augen tropften zwei Tränen,
rannen langsam über die Wangen. «Ich denke, es würde
Bob Koenig gefallen, wenn ich die Szene so anlege,
meinst du nicht auch?»

4
«Elizabeth!» Mins überraschte Stimme schreckte sie auf.
«Was ist los? Wo ist Sammy?»
    Min und Helmut im Partnerlook. Mins schwarzes Haar
war zu einem stattlichen Knoten aufgesteckt, ihr Make-up
jedoch verdeckte die ungewohnten Falten um die Augen,
die geschwollenen Lider nur zum Teil. Der Baron schien
wie immer zu posieren: leicht gespreizte Beine, die Arme
hinter dem Rücken verschränkt, Kopf vorgebeugt,
verwirrte, unschuldige Augen.
    Elizabeth berichtete kurz, was geschehen war. Sammy
war spurlos verschwunden, ihr Bett war unberührt.
Min war alarmiert. «Ich kam um sechs hinunter.
Sämtliche Lichter brannten, das Fenster stand offen, der
Fotokopierer lief. Ich war verärgert. Sammy wird
nachlässig, dachte ich bei mir.»
«Der Fotokopierer lief! Dann ist sie also vergangene
Nacht ins Büro zurückgekommen.» Elizabeth durchquerte
eilends den Raum.
«Hast du nachgesehen, ob der Brief, den sie kopieren
wollte, noch drin ist?»
Er lag nicht im Kopierer. Aber neben dem Gerät fand sie
den Plastikbeutel, in den sie ihn eingewickelt hatten.
Binnen fünfzehn Minuten wurde in aller Stille ein
Suchtrupp organisiert. Zögernd willigte Elizabeth auf
Mins beschwörende Bitten hin ein, die Polizei nicht sofort
zu verständigen. «Sammy war schwer krank letztes Jahr»,
hielt ihr Min vor. «Sie hatte einen leichten Schlaganfall
und war desorientiert. Das kann sich wiederholt haben. Du
weißt doch, wie sie Getue haßt. Laß uns erst mal zusehen,
ob wir sie nicht selber finden.»
«Ich warte bis mittag», erklärte Elizabeth entschieden,
«und dann melde ich sie als vermißt. Sollte sie tatsächlich
eine Attacke gehabt haben, dann irrt sie jetzt ziellos am
Strand oder sonstwo umher.»
«Min hat Sammy aus Mitleid einen Job gegeben»,
konterte Helmut kurz angebunden. «Das A und O an
Cypress Point ist doch, daß man hier absolut ungestört und
zurückgezogen den Aufenthalt genießen kann. Wenn es
aber überall wimmelt von Polizisten, packen die Gäste
ihre Koffer und reisen ab.»
Elizabeth kochte vor Wut, doch es war Min, die
antwortete.
«Hier wurde schon viel zuviel verheimlicht», meinte sie
ruhig. «Wir schieben den Anruf bei der Polizei um
Sammys willen hinaus, nicht unseretwegen.»
Gemeinsam verstauten sie die Briefstöße wieder in den
Säcken.
«Das ist Leilas Post», bemerkte Elizabeth und verknotete
die Beutel sorgfältig. «Die nehme ich nachher mit in
meinen Bungalow.» Sie überprüfte die Knoten und stellte
befriedigt fest, daß man sie nicht aufmachen konnte, ohne
dabei die Säcke zu beschädigen.
«Du bleibst also noch?» Helmuts Versuch, erfreut zu
klingen, mißglückte.
«Zumindest bis Sammy aufgefunden wird», entgegnete
Elizabeth. «Jetzt sollten wir ein paar Hilfskräfte
zusammentrommeln.»
    Für die Suchaktion wurden die vertrauenswürdigsten
Angestellten ausgewählt. Das Zimmermädchen Nelly, das
Doras Apartment aufgeschlossen hatte, der Chauffeur
Jason, der erste Gärtner standen vor Mins Schreibtisch

Weitere Kostenlose Bücher