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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und
erwarteten nähere Anweisungen.
    Elizabeth ergriff das Wort. «Zum Schutz von Miss
Samuels’ Privatleben möchten wir keinerlei Verdacht
aufkommen lassen, daß irgend etwas nicht stimmt.» Dann
wies sie jedem kurz seine Aufgabe zu. «Sie, Nelly,
kontrollieren die leerstehenden Bungalows. Erkundigen
Sie sich bei den anderen Zimmermädchen, ob sie Dora
gesehen haben. Sie, Jason, setzen sich mit den
verschiedenen Taxi-Unternehmen in Verbindung. Stellen
Sie möglichst unauffällig fest, ob ein Fahrer hier in der
Gegend zwischen neun Uhr abends und sieben Uhr früh
jemand aufgelesen hat.» Sie nickte dem Gärtner zu.
    «Lassen Sie das Gelände Zentimeter um Zentimeter
absuchen.» Und zu Min und Helmut gewandt: «Min, du
übernimmst das Haus und den Frauentrakt. Du, Helmut,
siehst nach, ob sie irgendwo in der Klinik ist. Ich
durchforste die Umgebung.»
    Nach einem Blick auf die Uhr: «Denkt daran, ihr habt
bis mittag Zeit, sie zu finden. Dann ist die Frist
abgelaufen.»
    Auf dem Weg zum Tor wurde Elizabeth klar, daß sie
dieses Zugeständnis nicht Mins oder Helmuts wegen
gemacht hatte, sondern weil sie wußte, daß es für Sammy
sowieso bereits zu spät war.

5
    Ted weigerte sich schlankweg, mit der Arbeit an seiner
Verteidigung anzufangen, sondern wollte zuvor eine
Stunde in der Sporthalle trainieren. Als Bartlett und Craig
in seinem Bungalow eintrafen, war er gerade mit dem
Frühstück fertig. Bei seinem Anblick in blauem
Sporthemd und weißen Shorts konnte Henry Bartlett
durchaus verstehen, weshalb Frauen wie Cheryl sich ihm
an den Hals warfen, weshalb ein Superstar wie Leila
LaSalle bis über beide Ohren in ihn verliebt gewesen war.
Ted verfügte über jene undefinierbare Mischung – gut
aussehend, gescheit, charmant –, die auf Männer ebenso
anziehend wirkt wie auf Frauen.
    Im Lauf der Jahre hatte Bartlett viele Reiche und
Mächtige verteidigt, eine Erfahrung, die ihn zum Zyniker
hatte werden lassen. Für einen Kammerdiener gibt es
keine Helden. Für einen Rechtsanwalt ebensowenig.
Bartlett empfand selber ein gewisses Gefühl von Macht,
wenn er für schuldige Angeklagte einen Freispruch
erwirkte, eine Verteidigung auf Lücken im Gesetz gründen
konnte. Seine Mandanten wußten ihm Dank dafür und
zahlten bereitwillig fürstliche Honorare.
    Ted Winters war ein Sonderfall. Er behandelte Bartlett
geringschätzig. Er spielte bei seiner eigenen
Verteidigungsstrategie den Advocatus Diaboli. Er griff
keine der Andeutungen auf, die Bartlett ihm zuwarf,
Winke, die unverblümt auszusprechen ihm sein
Berufsethos verbot. Jetzt teilte ihm Ted mit: «Sie fangen
schon mal an, meine Verteidigung zu konzipieren, Henry.
Ich gehe inzwischen auf eine Stunde in die Sporthalle.
Und danach schwimme ich vielleicht ein paar Runden.
Wenn ich dann zurückkomme, möchte ich genau sehen,
welche Linie Sie bei Ihrer Verteidigung verfolgen und ob
ich damit leben kann. Ich setze Ihr Verständnis dafür
voraus, daß ich keinesfalls zu sagen gedenke: Ja, kann
sein, vielleicht bin ich tatsächlich wieder nach oben
gestolpert.»
    «Teddy, ich …»
Ted stand auf, stieß das Frühstückstablett beiseite. Er
nahm eine drohende Haltung ein, während er den Anwalt
starr anblickte.
    «Lassen Sie mich etwas klarstellen. Teddy ist der Name
eines zweijährigen Jungen. Den schildere ich Ihnen jetzt.
Er war das, was meine Großmutter als Flachskopf zu
bezeichnen pflegte … sehr, sehr hellblond. Ein robuster
kleiner Kerl, der mit neun Monaten laufen und mit
fünfzehn ganze Sätze sprechen konnte. Er war mein Sohn.
Seine Mutter, eine bezaubernde junge Frau, konnte sich
unglücklicherweise nicht an den Gedanken gewöhnen,
einen schwerreichen Mann geheiratet zu haben. Sie lehnte
es ab, eine Haushälterin zu engagieren, sondern erledigte
ihre Einkäufe selber. Sie verwahrte sich strikt gegen einen
Chauffeur und wollte nichts von einem teuren Wagen
hören. Kathy lebte in der Angst, die Leute aus Iowa City
könnten meinen, sie würde allmählich hochnäsig. An
einem regnerischen Abend fuhr sie vom Großmarkt
zurück, und – so nehmen wir an – eine gottverdammte
Dose Tomatensuppe rollte aus der Tüte und unter ihren
Fuß. Und daher konnte sie vor der Ampel nicht bremsen,
und ein Lastwagen mit Anhänger donnerte mit Wucht in
diese verfluchte Blechbüchse hinein, die sie als Auto
bezeichnete. Und sie und der kleine Junge namens Teddy
starben. Das geschah vor acht Jahren. Haben Sie jetzt
kapiert,

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