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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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langjähriger Chauffeur Jason wartete vor dem
Flugsteig, seine silbergraue Uniform schimmerte hell in
der sonnendurchfluteten Ankunftshalle. Die kleine,
drahtige Statur verriet noch immer den einstigen Jockey.
Ein Rennunfall hatte seine Karriere beendet. Als Min ihn
engagierte, arbeitete er als Stallbursche. Elizabeth wußte,
daß er Min bedingungslos ergeben war. Das gleiche traf
auch auf das übrige Personal zu. Die Fältchen in seinem
zerknitterten Gesicht vertieften sich, als er sie entdeckte
und willkommen hieß. «Schön, daß Sie wieder da sind,
Miss Lange.» Ob er sich wohl auch daran erinnerte, daß
sie das letzte Mal zusammen mit Leila hergekommen war?
    Sie beugte sich zu ihm und küßte ihn auf die Wange.
«Würden Sie bitte mit der ‹Miss Lange›-Tour aufhören,
Jason? Man könnte mich ja sonst glatt für einen zahlenden
Gast oder so was halten.» Sie bemerkte die diskrete Karte
mit dem Namen Alvirah Meehan in seiner Hand. «Sie
holen noch jemand ab?»
    «Nur eine Person. Eigentlich müßte sie längst draußen
sein. Die Passagiere aus der ersten Klasse steigen meistens
auch als erste aus.»
    Wer spart schon am Flugpreis, wenn er sich mindestens
dreitausend Dollar wöchentlich für den Aufenthalt in
Cypress Point Spa leisten kann, dachte Elizabeth.
Gemeinsam mit Jason musterte sie die von Bord gehenden
Passagiere. Jason hielt mehreren vorbeikommenden
eleganten Frauen die Karte entgegen, ohne Ergebnis.
«Hoffentlich hat sie das Flugzeug nicht verpaßt»,
murmelte er, als noch eine Nachzüglerin auftauchte, eine
massige Mitfünfzigerin mit breitem, scharfgeschnittenem
Gesicht und sich lichtendem rötlichbraunen Haar. Sie trug
ein grellrot bis rosa gemustertes und offensichtlich
kostspieliges Baumwollkleid, das überhaupt nicht zu ihr
paßte. An Taille und Oberschenkeln schlug es Falten, und
der Saum rutschte über die Knie. Ein untrügliches Gefühl
sagte Elizabeth, daß dies Mrs. Alvirah Meehan war.
    Sie entdeckte ihren Namen auf der Karte und strebte mit
strahlendem, erleichtertem Lächeln auf sie zu, ergriff
Jasons Hand und schüttelte sie kräftig. «Da wäre ich also»,
verkündete sie. «Bin ich froh, euch zu sehen! Ich hatte
solchen Bammel, es könnte irgendein Kuddelmuddel
geben und keiner mich abholen.»
«Wir lassen nie einen Gast im Stich.»
    Elizabeth konnte nur mit Mühe ernst bleiben bei Jasons
entgeistertem Gesichtsausdruck. Mrs. Meehan entsprach
offensichtlich nicht seiner Klischeevorstellung von einem
Gast in Cypress Point Spa. «Könnte ich bitte Ihre
Gepäckscheine haben, Ma’am?»
    «Das ist aber nett. Ist für mich ’ne Tour, nach ’ner
langen Reise auch noch ums Gepäck anzustehn. Natürlich
fahren Willy und ich meistens mit dem Greyhound-Bus,
und da kriegt man ja die Koffer gleich, aber trotzdem …
Ich hab nicht viel Zeug dabei. Eigentlich wollt’ ich ja groß
einkaufen, aber da sagte meine Freundin May: ‹Wart
lieber damit, Alvirah, und sieh dir erst mal an, was die
Leute dort tragen. In diesen Luxusschuppen gibt’s doch
jede Menge Boutiquen … Da zahlst du zwar Überpreise,
aber kriegst wenigstens das Richtige für dein teures
Geld.›» Sie reichte Jason das Ticket mit den angehefteten
Gepäckabschnitten und wandte sich zu Elizabeth. «Ich bin
Alvirah Meehan. Gehen Sie auch ins Kurzentrum? Sie
sehen wahrhaftig nicht so aus, als ob Sie’s nötig hätten,
Kindchen!»
    Eine Viertelstunde später verließen sie in der gepflegten
Silbermetallic-Limousine das Flughafengelände. Alvirah
lehnte sich, wohlig aufseufzend, in die brokatbezogenen
Polster zurück. «Meine Güte, fühlt sich das aber toll an!»
    Elizabeth betrachtete die Hände ihrer Nachbarin.
Verarbeitete Hände mit verdickten Knöcheln und
Schwielen. An den kurzen, stumpfen Fingernägeln hatte
weder die offensichtlich teure Maniküre noch der
glänzende Nagellack etwas verschönern können. Die
Neugier, die sie gegenüber Alvirah Meehan empfand,
brachte sie vorübergehend von den ständigen Gedanken an
Leila ab. Diese Frau gefiel ihr instinktiv – sie hatte etwas
bemerkenswert Offenes, Anziehendes an sich –, doch wer
war sie? Wie kam sie ausgerechnet nach Cypress Point?
    «Ich kann mich immer noch nicht dran gewöhnen»,
plauderte Alvirah munter weiter. «Ich denk mir, im
nächsten Augenblick sitz ich wieder in meinem
Wohnzimmer und nehme ein Fußbad. Jede Woche in fünf
verschiedenen Häusern putzen, das ist kein
Honigschlecken, kann ich Ihnen

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