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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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beschwörenden, mitunter sarkastischen
Worte dröhnten ihr in den Ohren. «An dieser Einladung ist
was faul. Das müßten Sie doch selber sehen. Sie
behaupten, die Schreibers liebten Ihre Schwester. Dann
fragen Sie sich doch gefälligst mal, wieso sie für Leilas
Mörder auf die Barrikaden gehen wollen. Ich bestehe
darauf, daß Sie sich von den beiden fernhalten, wenn
schon nicht um meinetwillen oder in Ihrem eigenen
Interesse, dann deshalb, weil Sie Gerechtigkeit für Leila
verlangen!»
Es verwirrte Elizabeth, daß er sie so offensichtlich
wegen ihrer Naivität verachtete, und sie erklärte sich
schließlich bereit, die Reise abzublasen. Sie versprach,
statt dessen nach Easthampton zu fahren, dort entweder
Freunde zu besuchen oder sich in einem Hotel
einzuquartieren.
«Ob Sie allein oder in Gesellschaft sind, seien Sie
jedenfalls vorsichtig», schärfte Murphy ihr ein. Nachdem
er seinen Willen durchgesetzt hatte, quälte er sich ein
Lächeln ab, das jedoch sofort erstarrte, und seine Augen
blickten finster und zugleich besorgt.
«Vergessen Sie eins nicht – ohne Ihre Aussage bleibt
Ted Winters auf freiem Fuß.»
    Trotz der drückenden Schwüle beschloß Elizabeth, zu Fuß
nach Hause zu gehen. Sie kam sich vor wie ein
Punchingball, den eine Serie von wohlgezielten Schlägen
rastlos hin- und herfliegen ließ. Natürlich hatte der
Staatsanwalt recht. Sie hätte Mins Einladung ablehnen
sollen. Sie würde sich in Easthampton bei niemandem
melden, sondern lieber in ein Hotel gehen und die
nächsten paar Tage nur müßig am Strand liegen.
    Leila hatte immer gewitzelt: «Auf die Couch zwecks
Seelenmassage wirst du nie müssen, Spatz. Dich braucht
man nur in einen Bikini zu stecken und ins Meer zu
tauchen, und schon bist du wunschlos glücklich.» Das
stimmte. Sie erinnerte sich, mit welcher Begeisterung sie
Leila die Preise gezeigt hatte, die sie beim
Wettschwimmen gewonnen hatte. Vor acht Jahren hatte
sie für die Olympiamannschaft einen zweiten Platz belegt.
Und in Cypress Point Spa hatte sie vier Sommer lang
Kurse für Unterwasseraerobic geleitet.
    Unterwegs besorgte sie etwas zu essen – nur das
Nötigste, um sich abends einen Salat und morgens rasch
ein Frühstück zu machen. Als sie die letzten beiden
Häuserblocks passierte, dachte sie, wie fern doch alles
gerückt war. Ihr ganzes Leben vor Leilas Tod erschien ihr
wie die unscharfen, vergilbten Fotos im Familienalbum.
    Auf dem Tisch in der Eßecke lag die Post, obenauf
Sammys Brief. Wieder mußte Elizabeth beim Anblick der
gestochenen Handschrift lächeln. Sie sah Sammy deutlich
vor sich – die zerbrechliche Gestalt, die irgendwie an
einen Vogel erinnerte; die klugen Augen, eulenhaft hinter
der randlosen Brille; die spitzenbesetzten Blusen und die
soliden Strickjacken. Vor zehn Jahren hatte sich Sammy
auf Leilas Anzeige um die Stelle einer Halbtags-Sekretärin
beworben und sich binnen einer Woche unentbehrlich
gemacht. Nach Leilas Tod hatte Min sie als
Empfangsdame und Sekretärin für das Kurzentrum
engagiert.
    Elizabeth beschloß, den Brief nach dem Abendessen zu
lesen. In ein paar Minuten hatte sie einen leichten Kaftan
übergezogen, den Salat angemacht und sich ein Glas
eisgekühlten Chablis eingeschenkt. Okay, Sammy, jetzt
können wir uns in Ruhe unterhalten, dachte sie, als sie den
Brief öffnete.
    Die erste Seite enthielt das Übliche.
Liebe Elizabeth Ich hoffe, Sie sind gesund und
einigermaßen zufrieden. Mir kommt es vor, als ob ich
Leila von Tag zu Tag mehr vermisse, und ich kann nur
erahnen, wie Ihnen zumute ist. Ich bin überzeugt, daß alles
besser wird, sobald der Prozeß hinter Ihnen liegt. Es hat
mir gutgetan, für Min zu arbeiten, trotzdem denke ich, daß
ich den Job bald aufgeben werde. Ich habe mich nie
richtig von der Operation erholt.
    Elizabeth drehte das Blatt um, las ein paar Zeilen auf der
Rückseite; dann schnürte es ihr die Kehle zu, sie schob die
Salatschüssel weg.
    Sie wissen ja, daß ich Leilas Fanpost weiterhin
beantwortet habe. Es bleiben immer noch drei große Säcke
zu erledigen. Ich schreibe Ihnen, weil ich gerade auf einen
sehr beunruhigenden anonymen Brief gestoßen bin. Er ist
gemein und bösartig und gehört offenbar zu einer ganzen
Serie. Diesen hier hatte Leila nicht geöffnet, aber die
vorhergegangenen muß sie gelesen haben. Vielleicht
wären die eine Erklärung dafür, warum sie in jenen letzten
Wochen so völlig durcheinander war. Das Schreckliche
daran ist,

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