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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hörte, daß Elizabeth dazugehörte. «Kinder nehm ich
nicht», erklärte sie rundheraus.
Es war überall das gleiche Lied. Schließlich, um 7 Uhr,
fragte Leila einen Taxichauffeur, ob er irgendeine billige,
aber ordentliche Unterkunft kenne, wo man auch Elizabeth
aufnehmen würde. Er empfahl ihr eine Pension in
Greenwich Village.
    Am nächsten Morgen gingen sie zu der FotomodellAgentur in der Madison Avenue, um Leilas Honorar zu
kassieren. Die Tür war verschlossen, und auf einem Schild
stand: «Infomaterial bitte in den Briefkasten werfen.» Im
Briefkasten steckte bereits ein halbes Dutzend kartonierter
Umschläge. Leila drückte auf die Klingel. Durch die
Sprechanlage ertönte eine Stimme: «Haben Sie einen
Termin?»
    «Wir wollen mein Geld holen.»
Daraufhin entwickelte sich ein Wortwechsel zwischen
Leila und der Frauenstimme, die schließlich schrie:
«Scheren Sie sich weg!»
    Leila drückte wiederum auf die Klingel und ließ den
Knopf nicht los, bis jemand die Tür aufriß. Elizabeth
schreckte zurück. Die Frau trug das dichte schwarze Haar
zu Zöpfen geflochten und hochgesteckt. Die
kohlschwarzen Augen und das ganze Gesicht verrieten
eine rasende Wut. Sie war nicht mehr jung, aber
bildschön. Ihr weißseidener Hosenanzug brachte Elizabeth
zum Bewußtsein, daß sie verblichene blaue Shorts trug
und daß rund um die Taschen ihres Polohemdes die Farbe
ausgelaufen war. Wie hübsch Leila aussieht, hatte sie noch
beim Weggehen gedacht, aber jetzt, neben dieser Frau,
wirkte sie aufgedonnert und schäbig.
    «Hören Sie zu», sagte die Frau, «wenn Sie Ihr Foto
dalassen wollen, können Sie das tun. Aber wenn Sie noch
einmal versuchen, hier einzudringen, lasse ich Sie
verhaften.»
Leila hielt ihr die Quittung hin. «Sie schulden mir
hundert Dollar, und ohne die geh ich nicht.»
    Die Frau nahm den Zettel, las ihn und bekam einen
solchen Lachanfall, daß sie sich gegen die Tür lehnen
mußte. «Sie sind doch wirklich eine dumme Gans. Diese
Gauner legen euch Provinztrottel alle mit so ’nem Wisch
rein. Wo hat er Sie denn aufgegabelt? Im Busbahnhof?
Sind Sie auch noch mit ihm im Bett gelandet?»
    «Nein, bin ich nicht.» Leila schnappte sich das Papier,
zerriß es und zertrat die Schnipsel mit dem Absatz.
«Komm, Spatz. Der Kerl hat mich zum Narren gehalten,
aber deshalb müssen wir uns noch lange nicht von dem
Weibsbild auslachen lassen.»
    Elizabeth merkte, daß Leila außer sich und den Tränen
nahe war, und wollte verhindern, daß die Frau das
mitbekam. Sie schüttelte Leilas Arm von der Schulter und
pflanzte sich vor der Frau auf. «Ich finde Sie gemein»,
erklärte sie. «Der Mann war nett und freundlich, und wenn
er meine Schwester umsonst arbeiten ließ, müßte Ihnen
das leid tun, statt sich über uns lustig zu machen.» Sie
wirbelte herum und zog Leila an den Händen fort. «Los,
wir gehen.»
    Sie marschierten davon, und die Frau rief ihnen nach:
«Kommt zurück, ihr zwei.» Sie überhörten das. Dann
schrie sie: «Ihr sollt zurückkommen, hab ich gesagt!»
    Zwei Minuten später saßen sie in ihrem Privatbüro. «Aus
Ihnen kann man was machen», wandte sich die Frau an
Leila. «Aber diese Klamotten … Sie haben keinen
Schimmer von Make-up; Sie brauchen einen flotten
Haarschnitt – und eine Serie von guten Fotos. Haben Sie
für den Halunken nackt posiert?»
«Ja.»
    «Auch das noch. Wenn Sie irgendwas taugen, bringe ich
Sie in einer Werbesendung für Ivory-Seife unter, und
gleichzeitig wird Ihr Bild in einer einschlägigen Zeitschrift
erscheinen. Filme von Ihnen hat er doch nicht gedreht,
oder?»
«Nein, ich glaub’s wenigstens nicht.»
    «Immerhin etwas. Von jetzt ab manage ich Sie und
buche Ihre Termine.»
Betäubt verabschiedeten sie sich. Leila hatte für den
nächsten Tag mehrere Termine in einem Schönheitssalon.
Danach war sie mit der Frau von der Agentur beim
Fotografen verabredet.
«Nennen Sie mich Min», hatte die Frau gesagt. «Und
machen Sie sich keine Gedanken wegen der Kleider. Ich
bringe alles mit, was Sie brauchen.»
Elizabeth war so glücklich, daß sie wie auf Wolken
schwebte, Leila dagegen blieb auffallend still. Sie gingen
die Madison Avenue hinunter. Gutangezogene Menschen
hasteten vorüber; die Sonne schien hell; fast an jeder Ecke
gab es Stände, an denen Hot dogs oder Salzbrezeln
feilgeboten wurden; Autos und Busse hupten sich
gegenseitig an; die meisten Fußgänger schlängelten sich
durch das Verkehrsgewühl, ohne sich um

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