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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Fotomodell, aber
Elizabeth merkte, daß sie die Frage nicht rundweg
verneinen wollte. «In dem Bus war sonst keine in meinem
Alter», antwortete sie ausweichend.
    «Und Sie sehen ganz nach einem Fotomodell aus.»
«Ich bin Schauspielerin.»
Der Mann strahlte, als habe Leila ihm ein Geschenk
    gemacht.
«Das ist eine Chance für mich und hoffentlich auch für
Sie. Wenn Sie als Fotomodell arbeiten wollen, wären Sie
goldrichtig. Es bringt hundert Dollar für eine Sitzung.»
Leila stellte die Koffer ab und drückte Elizabeths
Schulter. Das hieß bei ihr: «Überlaß das Reden mir.»
«Ich sehe schon, Sie sind einverstanden», sagte Lon
Pedsell.
«Gehen wir. Draußen steht mein Wagen.»
Beim Anblick seines Ateliers war Elizabeth perplex.
Wenn Leila von New York sprach, hatte sie sich immer
die herrlichsten Arbeitsplätze für sie ausgemalt. Doch Lon
Pedsell brachte sie in eine schmutzige Straße, ungefähr
    sechs Häuserblocks vom Busbahnhof entfernt. Auf den
Vorplätzen hockten Scharen von Menschen, und das
Trottoir war mit Abfällen übersät. «Ich muß mich
entschuldigen für meine derzeitige Behausung. Es handelt
sich um eine Notlösung», erklärte er. «Ich mußte meine
bisherige Wohnung am anderen Ende der Stadt aufgeben,
und die neue wird gerade eingerichtet.»
    Das Apartment, in das er sie führte, lag im vierten Stock
und war genauso unordentlich wie Mamas Haus. Lon hatte
darauf bestanden, die beiden großen Koffer zu schleppen,
und keuchte schwer.
    «Wie war’s, wenn ich Ihrer kleinen Schwester ein Coke
hole und sie solange vor den Fernseher setze, während Sie
Modell stehen?» wandte er sich an Leila.
    Elizabeth merkte, daß Leila nicht so recht wußte, was sie
tun sollte. «Um was für Fotos geht’s hier eigentlich?»
erkundigte sie sich.
    «Um eine neue Kollektion von Badeanzügen.
Genaugenommen mache ich die Probeaufnahmen für die
Agentur. Das Mädchen, das die dort aussuchen, posiert
dann für die gesamte Anzeigenserie. Sie haben wirklich
Dusel, daß Sie mir heute über den Weg gelaufen sind. Ich
ahne so was, als ob Sie genau der Typ sind, der denen
vorschwebt.»
    Er führte sie in die Küche, einen winzigen,
schmuddeligen Raum. Auf einem Sims über dem Ausguß
stand ein kleiner Fernseher. Er goß Elizabeth ein Coke ein
und Wein für sich und Leila. «Ich nehme auch ein Coke»,
erklärte Leila.
    «Bedienen Sie sich.» Er schaltete den Fernseher ein.
«Ich mache jetzt die Tür zu, Elizabeth, damit ich mich
konzentrieren kann. Du bleibst hübsch hier und vertreibst
dir die Zeit.»
    Elizabeth schaute sich drei Programme an. Gelegentlich
hörte sie Leilas Stimme von nebenan: «Dagegen hab ich
was», doch das hörte sich nicht verängstigt an, sondern
eher irgendwie bekümmert. Nach einer Weile erschien sie
wieder. «Ich bin fertig, Spatz. Nimm deine Sachen.» Dann
wandte sie sich an Lon: «Wissen Sie, wo wir ein
möbliertes Zimmer kriegen können?»
    «Wollen Sie hier übernachten?»
«Nein. Geben Sie mir nur die hundert Dollar.»
«Sobald Sie diese Quittung unterschrieben haben …»
Während sie unterzeichnete, lächelte er Elizabeth zu.
«Du kannst stolz auf deine große Schwester sein. Sie ist
auf dem besten Wege, ein Topmodell zu werden.»
    Leila reichte ihm das Papier. «Geben Sie mir die hundert
Dollar.»
«Oh, die bekommen Sie von der Agentur. Hier haben Sie
die Karte. Gehen Sie vormittags dort vorbei, die stellen
Ihnen dann den Scheck aus.»
«Aber Sie haben doch gesagt …»
«Sie müssen unbedingt lernen, Leila, wie der Laden
läuft. Die Bezahlung der Modelle ist nicht Sache der
Fotografen, sondern der Agentur. Die erledigt das, sobald
ihr die Quittung vorliegt.»
Er machte keinerlei Anstalten, ihnen beim
Hinuntertragen der Koffer zu helfen.
Nach einem Hamburger und einem Milchmixgetränk in
einem Restaurant wurde ihnen beiden wohler. Leila hatte
einen Stadtplan von New York und eine Zeitung gekauft.
Sie begann den Immobilienteil zu studieren. «Die
Wohnung hier war’s ungefähr: ‹Penthaus; vierzehn
Räume, einmaliger Blick, Panoramaterrasse.› Eines Tages
haben wir so was, Spatz, das verspreche ich dir.»
Sie entdeckten eine Anzeige, in der Mitmieter gesucht
wurden. Leila konsultierte den Stadtplan. «Gar nicht
übel», meinte sie.
«Ninety-fifth Street und West End Avenue, das ist nicht
allzu weit, und wir haben Busverbindung.»
Die Wohnung erwies sich als annehmbar, doch das
freundliche Lächeln der Frau erlosch schlagartig, als sie

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