Der Mord zum Sonnntag
Mißgriffen er sie in diesen
letzten paar Jahren beschwatzt hatte, all die Verträge über
Traumrollen, die er früher für sie ausgehandelt hatte,
wogen das mehr als auf …
Und Cheryl? Unter dem Deckmantel von Freundschaft
hatte zwischen ihr und Leila eine starke berufliche und
private Rivalität bestanden. Leila hatte Cheryl Ted
abspenstig gemacht. Cheryl hatte um ein Haar ihre
Karriere ruiniert, als sie Leilas Rolle übernahm …
Unwillkürlich straffte Elizabeth den Rücken.
Andererseits hatte Syd an Leila ein Vermögen verdient.
Cheryl hatte nichts unversucht gelassen, um Ted
zurückzugewinnen. Wäre ihr das doch bloß gelungen,
dachte Elizabeth, vielleicht wäre Leila dann noch am
Leben …
Sie hatten sie entdeckt. Beide wirkten ebenso überrascht
wie sie. Die Gräfin murmelte: «Bitte nicht dieses gräßliche
Flittchen …»
Sie kamen die Stufen herauf. Elizabeth musterte Cheryl
sachlich, als sie sich näherte. Das Haar umgab ihr Gesicht
wie ein dichtes Gespinst. Es war wesentlich dunkler als
bei ihrer letzten Begegnung, was ihr sehr gut stand. Die
letzte Begegnung? Die hatte bei der Trauerfeier für Leila
stattgefunden.
Zögernd gestand Elizabeth sich ein, daß Cheryl noch nie
besser ausgesehen hatte. Sie lächelte betörend, die
berühmten bernsteinfarbenen Augen blickten sanft und
zärtlich. Die Begrüßung hätte jeden, der sie nicht kannte,
getäuscht. «Elizabeth, mein Schatz. Das hätte ich mir nicht
träumen lassen, dich hier zu treffen, aber ich freu mich ja
so! Wie ist’s dir denn ergangen?»
Dann war Syd an der Reihe. Syd mit den spöttischen
Augen und dem kummervollen Gesicht. Sie wußte, daß er
aus der eigenen Tasche eine Million Dollar in Leilas Stück
gesteckt hatte – Geld, das er sich wahrscheinlich geborgt
hatte. Leila hatte ihn immer als «Krämerseele» bezeichnet.
«Klar, er schuftet schwer für mich, Spatz, aber doch nur,
weil ich ihm einen Haufen Geld bringe. Sobald mein
Marktwert sinkt und ich für ihn kein Aktivposten mehr
bin, geht er über meine Leiche. Ohne mit der Wimper zu
zucken.»
Elizabeth fröstelte, als Syd sie mit dem obligaten Kuß
begrüßte. Er wußte eben genau, was er dem Showgeschäft
schuldete. «Gut schaust du aus. Ich werde dich wohl
demnächst deinem Agenten wegschnappen müssen.
Eigentlich hatte ich erst nächste Woche damit gerechnet,
dich zu sehen.»
Nächste Woche. Natürlich. Vermutlich würde die
Verteidigung Cheryl und Syd als Zeugen über Leilas
Gemütsverfassung an jenem Abend im Elaine befragen.
«Vertrittst du einen der Kursleiter?» erkundigte sich
Cheryl.
«Elizabeth ist hier, weil ich sie eingeladen habe», fuhr
Min sie an.
Wieso macht Min bloß einen so furchtbar nervösen
Eindruck, fragte sich Elizabeth. Mins Augen schweiften
ruhelos umher, die Hand umklammerte immer noch ihren
Ellbogen, als fürchte sie, Elizabeth zu verlieren.
Den Neuankömmlingen wurden «Cocktails» serviert.
Freunde der Gräfin gesellten sich zu ihnen. Der Moderator
einer Talk-Show begrüßte Syd jovial: «Paß bloß auf, daß
der Bursche, den du uns für die nächste Sendung
verkaufen willst, nüchtern im Studio aufkreuzt.»
«Das erlebst du bei dem nie.»
Dann hörte sie eine bekannte Stimme hinter ihrem
Rücken, die sie erstaunt ansprach: «Elizabeth, was tust du
denn hier?»
Sie drehte sich um, und schon umschlossen sie Craigs
Arme – die kräftigen, zuverlässigen Arme des Mannes, der
zu ihr geeilt war, als er die Meldung in den Nachrichten
gehört hatte, der bei ihr in Leilas Apartment geblieben war
und zuhörte, als sie ihrem Schmerz Luft machte, der ihr
geholfen hatte, die Fragen der Polizei zu beantworten, dem
es schließlich gelungen war, Ted ausfindig zu machen …
Im vergangenen Jahr hatte sie Craig drei- oder viermal
gesehen. Er hatte sie während der Dreharbeiten besucht.
«Wenn ich schon in der gleichen Stadt bin, muß ich dich
doch wenigstens kurz begrüßen», sagte er dann. In
stillschweigendem Einverständnis vermieden sie es, über
den bevorstehenden Prozeß zu sprechen, doch es verging
kein Dinner, bei dem nicht irgendwie die Rede darauf
kam. Durch Craig hatte sie erfahren, daß Ted sich in Maui
aufhielt, daß er zerfahren und reizbar war, daß er sich um
Geschäftliches so gut wie gar nicht kümmerte und zu
seinen Freunden keinerlei Kontakt mehr hatte. Und es war
Craig, der ihr die unvermeidliche Frage gestellt hatte:
«Bist du sicher?»
Bei ihrer letzten Begegnung war sie herausgeplatzt:
«Wie kann man sich über irgend etwas oder irgend
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