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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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begann die psychotische
Phase. Das erklärt auch, wieso er im Taxi unverständlich
vor sich hin gefaselt hat.»
Ted blickte durch das Fenster unverwandt auf den
Ozean, der ungewöhnlich ruhig war, aber er wußte, daß
die Flut bald donnernd heranrollen würde. Die Ruhe vor
dem Sturm, dachte er. Im Augenblick haben wir eine rein
klinische Diskussion. In zehn Tagen werde ich im
Gerichtssaal stehen. Das Volk des Staates New York gegen
Andrew Edward Winters III. «In Ihrer Theorie klafft ein
großes Loch», sagte er unverblümt. «Wenn ich zugebe,
daß ich in das Apartment zurückgekehrt bin und mich
zusammen mit Leila auf der Terrasse befunden habe,
stecke ich den Kopf in die Schlinge. Wenn die
Geschworenen zu dem Schluß kommen, daß ich dabei
war, sie umzubringen, wird man mich schuldig sprechen
wegen vorsätzlichen Mordes.»
«Dieses Risiko müssen Sie möglicherweise eingehen.»
Ted kam zum Tisch zurück und begann, die
aufgeschlagenen Ordner in Bartletts Aktentasche zu
stopfen. Sein Lächeln war alles andere als freundlich. «Ich
bin mir nicht sicher, ob ich dieses Risiko eingehen kann.
Es muß eine bessere Lösung geben. Und die gedenke ich
zu finden, koste es, was es wolle. Ich gehe nicht ins
Gefängnis! »

8
    Min seufzte genüßlich. «Das tut gut. Ich schwör dir, du
hast mehr los als unsere sämtlichen Masseusen
zusammengenommen.»
Helmut beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie auf die
Wange.
    «Dich zu berühren, mein Liebes, bereitet mir eben
Vergnügen, auch wenn es sich nur darum handelt, deine
Schultern locker zu machen.»
    Sie befanden sich in ihrer Wohnung, die den ganzen
dritten Stock des Hauptgebäudes einnahm. Min, in einen
weiten Kimono gehüllt, saß an ihrem Frisiertisch. Das
schwere rabenschwarze Haar war nicht mehr aufgesteckt,
sondern fiel ihr über die Schultern. Sie musterte ihr
Spiegelbild. Eine Reklame für das Haus war sie heute
gewiß nicht. Schatten unter den Augen – wie lange hatte
sie diese Partie nicht mehr liften lassen? Fünf Jahre? Mit
ihr geschah etwas, das schwer hinzunehmen war. Sie war
neunundfünfzig. Bis vor kurzem hätte man ihr zehn Jahre
weniger gegeben. Jetzt nicht mehr.
    Helmut lächelte ihr im Spiegel zu. Behutsam stützte er
sein Kinn auf ihren Kopf. Das Blau seiner Augen erinnerte
sie immer an die Färbung der Adria bei Dubrovnik, ihrer
Geburtsstadt. Das lange, distinguierte, gleichmäßig
gebräunte Gesicht war faltenlos, die dunkelbraunen
Koteletten wiesen kein einziges graues Haar auf. Helmut
war fünfzehn Jahre jünger als sie. In den ersten Ehejahren
hatte das keine Rolle gespielt. Aber jetzt?
    Sie hatte ihn nach Samuels Tod in Baden-Baden
kennengelernt. Die fünf Jahre, die sie sich diesem
pedantischen alten Mann gewidmet hatte, waren der Mühe
wert gewesen. Er hatte ihr zwölf Millionen Dollar und
diesen Besitz hinterlassen. Daß Helmut ihr plötzlich
Aufmerksamkeit schenkte, hatte sie nicht um den Verstand
gebracht. Kein Mann wird von einer fünfzehn Jahre
älteren Frau fasziniert, ohne daß er dabei ein bestimmtes
Ziel im Auge hat. Anfangs hatte sie es zynisch
hingenommen, daß er sie hofierte, doch nach Ablauf von
zwei Wochen wurde ihr klar, wie intensiv sie sich für ihn
zu interessieren begann und ebenso für seinen Vorschlag,
das Cypress Point Hotel zum Kurzentrum umzubauen …
Die Kosten waren beängstigend hoch, aber Helmut hatte
sie beschworen, das als Investition und nicht als Ausgabe
zu betrachten. Am Eröffnungstag hatte er sie gebeten, ihn
zu heiraten. Sie seufzte tief.
«Was ist denn, Minna?»
     
Wie lange hatten sie einander im Spiegel angesehen?
    «Du weißt doch.»
Er beugte sich hinunter und küßte sie auf die Wange.
So unglaublich es klingen mochte, aber sie waren
    glücklich miteinander gewesen. Sie hatte es nie gewagt,
ihm zu gestehen, wie sehr sie ihn liebte, aus Angst, ihm
diese Waffe in die Hand zu geben, stets auf der Suche
nach irgendwelchen Anzeichen von Unrast. Doch er
ignorierte die jungen Frauen, die mit ihm flirteten. Nur
Leila hatte ihn anscheinend zu blenden vermocht, nur
Leila hatte sie in diese Todesangst versetzt, in der sie zu
ertrinken drohte.
    Vielleicht hatte sie sich geirrt. Falls man ihm glauben
konnte, hatte er Leila im Grunde nicht gemocht, sie sogar
gehaßt. Leila war Helmut mit offenkundiger Verachtung
begegnet – aber schließlich hatte Leila jeden Mann, den
sie gut kannte, verachtet …
    Die Schatten im Zimmer waren lang geworden. Die
Brise

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