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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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vom Meer hatte sich merklich abgekühlt. Helmut
umfaßte ihre Ellbogen.
    «Ruh dich ein wenig aus. In einer knappen Stunde mußt
du dich mit der ganzen Meute abplagen.»
Sie umklammerte seine Hand. «Was meinst du, Helmut,
wie wird sie reagieren?»
«Sehr heftig.»
«Sag so was nicht», jammerte sie. «Du weißt doch,
Helmut, warum ich’s versuchen muß. Das ist unsere
einzige Chance.»

9
    Um sieben wurde im Hauptgebäude die «Cocktail»-Stunde
eingeläutet, und auf sämtlichen Wegen strömten die Gäste
scharenweise herbei – Singles, Ehepaare, Gruppen. Alle
waren gut angezogen, nicht zu formell – die Frauen trugen
elegante Kaftane oder flatternde Überwürfe, die Männer
Blazer, lange Hosen und Sporthemden. Dazu ein buntes
Gemisch von prachtvollen Juwelen und originellem
Modeschmuck. Bekannte Gesichter, herzliche
Begrüßungen, kühles Nicken. Auf der erleuchteten
Veranda servierten Kellner in elfenbeinfarbenen, blau
abgesetzten Livreen Appetithäppchen und alkoholfreie
«Cocktails».
    Elizabeth entschloß sich für den einteiligen Hosenanzug
aus blaßrosa Seide mit der fuchsroten Schärpe, dem
letzten Geburtstagsgeschenk von Leila. Wie immer hatte
sie dazu ein paar Zeilen auf ihrem Briefpapier
geschrieben, die Elizabeth als Talisman im Seitenfach
ihrer Geldbörse bei sich trug. Der Text lautete: «Zwischen
März und Dezember liegt ein weiter Weg. Meinem lieben
Steinbock-Schwesterlein die herzlichsten Glückwünsche
zum Geburtstag vom Widder-Part.»
    Nachdem sie sich fertig angezogen und Leilas Zeilen
noch einmal gelesen hatte, fiel es Elizabeth irgendwie
leichter, sich auf den Weg zum Hauptgebäude zu machen.
Sie brachte ein etwas angestrengtes Lächeln zustande, als
sie schließlich doch ein paar Stammgäste entdeckte.
Mrs. Lowell aus Boston, die Mins Etablissement seit der
Eröffnung immer wieder aufgesucht hatte. Gräfin
d’Aronne, die zerbrechliche, alternde Schönheit, der man
jetzt ihre siebzig Jahre doch ansah. Durch die Ermordung
ihres viel älteren Mannes war sie bereits mit achtzehn zur
Witwe geworden. Seitdem hatte sie noch viermal
geheiratet, nach jeder Scheidung jedoch bei den
französischen Behörden die neuerliche Zuerkennung des
Adelstitels beantragt.
    «Du siehst blendend aus.» Mins Stimme dröhnte ihr ins
Ohr, Mins Arm hielt sie fest untergehakt. Elizabeth fühlte
sich unerbittlich vorwärts getrieben. Es roch nach Meer
und Bougainvillen, eine würzige Duftmischung. Ringsum
Stimmengewirr und gelegentliches Auflachen als
gepflegte Geräuschkulisse. Den musikalischen Rahmen
lieferte Serber mit dem Violinkonzert in e-Moll von
Mendelssohn-Bartholdy.
    Ein Kellner bot ihr Getränke an – alkoholfreien Wein
oder sonstige Soft Drinks. Sie wählte den alkoholfreien
Wein. Leila hatte sich über Mins striktes Alkoholverbot
mokiert: «Ich sag dir was, Spatz, die Hälfte der Kunden in
diesem Laden sind Säufer. Die bringen sich alle ihren
Schnapsvorrat mit, aber das reicht natürlich nicht. Also
müssen sie sich notgedrungen einschränken und nehmen
etliche Kilos ab, was Min dann als Erfolg für Cypress
Point verbucht. Meinst du nicht auch, daß der Baron in
seinem Studio eine Hausbar hat mit allem, was gut und
teuer ist? Darauf kannst du jede Wette eingehen!»
    Ich hätte nach Easthampton fahren sollen, dachte
Elizabeth. Irgendwohin – alles andere, nur nicht hierher.
Ihr war, als spüre sie Leilas Gegenwart, als versuchte
Leila, zu ihr zu sprechen …
    «Elizabeth.» Mins Stimme klang scharf. Scharf, aber
auch nervös.
«Die Gräfin redet mit dir.»
«Entschuldigen Sie vielmals.» Liebevoll ergriff sie die
    aristokratische Hand, die sich ihr entgegenstreckte.
Die Gräfin lächelte herzlich. «Ich habe mir Ihren letzten
Film angesehen. Sie entwickeln sich zu einer ganz
ausgezeichneten Schauspielerin, chérie. »
Gräfin d’Aronne hatte mit ihrem sechsten Sinn erahnt,
daß sie nicht über Leila sprechen wollte. «Ich hatte Glück.
Es war eine gute Rolle.» Und dann – sie wollte ihren
Augen nicht trauen. «Da unten auf dem Weg, Min,
kommen da nicht Syd und Cheryl?»
«Ja. Sie haben sich erst heute früh angemeldet. Ich hab
vergessen, es dir zu sagen. Du hast doch nichts gegen ihre
Anwesenheit?»
«Natürlich nicht. Es ist nur …» Sie verstummte. Die Art
und Weise, wie Leila an jenem Abend im Elaine mit Syd
umgesprungen war, machte ihr immer noch zu schaffen.
Syd hatte Leila schließlich zur Starkarriere verholfen.
Gleichgültig, zu welchen

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