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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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jemand
sicher sein?» Und sie hatte ihn gebeten, sich erst nach dem
Prozeß wieder mit ihr in Verbindung zu setzen. «Ich weiß,
was dir die Loyalität gebietet.»
Doch was hatte er jetzt hier zu suchen? Wieso war er
nicht bei Ted, um sich gemeinsam mit ihm auf den Prozeß
vorzubereiten? Und als sie sich aus seiner Umarmung
löste, sah sie Ted die Verandatreppe hinaufkommen.
Sie spürte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Irgendwie war es ihr gelungen, sein Bild in den letzten
Monaten aus dem Bewußtsein zu verdrängen, und in ihren
Alpträumen blieb er stets wesenlos – sie sah nur die
mörderischen Hände, die Leila über die Brüstung stießen,
die grausamen Augen, die ihren Sturz beobachteten …
Jetzt ging er die Treppe hinauf, eine unverändert
imponierende Erscheinung. Andrew Edward Winters III.,
das dunkle Haar kontrastierte eindrucksvoll mit dem
weißen Dinnerjackett, das markante, gleichmäßige Gesicht
war tief gebräunt – das selbstauferlegte Exil in Maui hatte
ihn nur noch attraktiver gemacht.
In blindwütigem Haß hätte sich Elizabeth am liebsten
auf ihn gestürzt, ihn die Treppe hinuntergestoßen, wie er
es mit Leila getan hatte, ihm sein gelassenes, hübsches
Gesicht zerkratzt, genau wie Leila bei dem Versuch, ihr
Leben zu retten. Sie hatte einen gallebitteren Geschmack
im Mund und schluckte, um die aufsteigende Übelkeit zu
unterdrücken.
«Da ist er ja!» schrie Cheryl. Blitzschnell schlängelte sie
sich durch das Gedränge – ihre Absätze klapperten, die
Schärpe des rotseidenen Abendanzugs flatterte. Die
Gespräche verstummten, Köpfe drehten sich um, als sie
sich Ted in die Arme warf.
Wie ein Automat starrte Elizabeth auf die beiden
hinunter. Es war, als blicke sie durch ein Kaleidoskop. Vor
ihren Augen kreisten Farben, Wahrnehmungen –
bruchstückhaft, zusammenhanglos. Teds weißes Jackett,
Cheryls roter Hosenanzug; Teds dunkelbraunes Haar,
seine langen, wohlgeformten Hände auf Cheryls
Schultern, als er sich freizumachen suchte.
Bei der Verhandlung vor dem großen
Geschworenengericht war sie an ihm vorbeigefegt, erfüllt
von Selbsthaß, weil sie sich so hatte täuschen, so
hereinlegen lassen von seinem Auftritt als Leilas
gramgebeugter Verlobter. Jetzt blickte er hoch, und sie
wußte, daß er sie gesehen hatte. Er wirkte erschreckt und
entsetzt – oder war das auch bloß wieder gespielt? Er
befreite seinen Arm aus Cheryls Umklammerung und kam
die Stufen hinauf. Außerstande sich zu rühren, nahm sie
vage wahr, wie die Menschen in ihrer unmittelbaren
Umgebung jäh verstummten, während die weiter
entfernten gar nicht merkten, was vor sich ging, und ihr
munteres Geplauder fortsetzten. Ebenso verschwommen
registrierte sie die letzten Töne des Violinkonzertes, den
Geruch nach Blumen und Meer.
Er sah älter aus. Die Falten um Augen und Mund, die
sich bei Leilas Tod abgezeichnet hatten, waren tiefer
geworden und nun für immer in sein Gesicht eingemeißelt.
Leila hatte ihn so geliebt, und er hatte sie getötet. Von
neuem wallte Haß in Elizabeth auf. Die ganze
unerträgliche Qual, das schmerzende Gefühl von Verlust,
von Schuld, das wie ein Krebsgeschwür an ihrer Seele
fraß, weil sie Leila am Ende im Stich gelassen hatte. Die
Ursache für all das war dieser Mann.
«Elizabeth.»
Wie konnte er es wagen, sie anzusprechen? Das riß sie
aus ihrer Erstarrung, sie wirbelte herum, wankte durch die
Veranda in die Halle. Hinter sich hörte sie Absätze
klappern. Min war ihr gefolgt. Elizabeth drehte sich
wutentbrannt zu ihr um. «Hol dich der Teufel, Min. Was
hast du dir denn bloß bei diesem infamen Spielchen
gedacht?»
«Dort hinein.» Mit einer Kopfbewegung wies Min in
Richtung Musiksalon. Sie sagte kein Wort, bis sie die Tür
hinter sich geschlossen hatte. «Ich weiß, was ich tue,
Elizabeth.»
«Ich nicht.» Elizabeth fühlte sich verraten. Erbittert
fixierte sie Min. Kein Wunder, daß sie so nervös gewirkt
hatte. Und jetzt war sie sogar noch nervöser – sie, die
immer so gefeit gegen jegliche Belastungen schien, die
immer den Eindruck von Überlegenheit vermittelt hatte,
als könne sie jedes Problem lösen, zitterte nun.
«Als ich dich in Venedig traf, hast du mir selber erzählt,
irgend etwas in dir könnte trotz allem nicht glauben, daß
Ted imstande sein sollte, Leila etwas anzutun. Mir ist es
egal, wie es sich ansieht. Ich kenne ihn länger als du – um
Jahre länger … Du machst einen Fehler. Vergiß nicht, ich
war an dem Abend ebenfalls im Elaine. Ich sage dir, Leila
hatte

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