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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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vom Rücken auf den
Bauch, um eine Runde Brustschwimmen einzulegen. War
es möglich, daß Leilas Bindungsangst bereits im
Augenblick der Empfängnis begonnen hatte? Kann so eine
winzige Zelle spüren, daß ihr Feindseligkeit
entgegengebracht wird, und vermag dies ein ganzes Leben
zu beeinflussen? Und war es nicht Leilas Verdienst, daß
ihr diese furchtbare Erfahrung, von den Eltern abgelehnt
zu werden, erspart blieb? Sie erinnerte sich an die
Schilderung ihrer Mutter von der Heimkehr aus dem
Krankenhaus: «Leila nahm mir das Baby aus den Armen.
Sie stellte das Kinderbett in ihr Zimmer. Sie war zwar erst
elf, aber sie wurde die eigentliche Mutter der Kleinen, die
ich Laverne nennen wollte. Doch da protesierte Leila
energisch: ‹Sie heißt Elizabeth!›»
    Ein weiterer Grund, Leila dankbar zu sein, dachte
Elizabeth.
Das gleichmäßige Plätschern des Wassers, das sie
begleitete, ließ sie das leise Tappen von Füßen am
entgegengesetzten Ende des Beckens überhören. Sie war
am Nordrand angelangt und machte kehrt. Aus
irgendeinem Grund begann sie mit Vehemenz zu
schwimmen, als ob sie die Gefahr witterte.
    Die schattenhafte Gestalt schlich sich an der Wand
entlang. Eiskalt errechnete er das Tempo dieser zügigen
Schwimmstöße. Auf das richtige Timing kam es an. Sie
dann von hinten packen, so daß er über ihr lag, ihren Kopf
so lange ins Wasser drücken, bis sie erschlaffte. Wieviel
Zeit würde das beanspruchen? Eine Minute? Zwei? Doch
wenn sie sich nicht so leicht unterkriegen ließ? Das Ganze
mußte nach Unfalltod durch Ertrinken aussehen.
    Dann kam ihm ein Gedanke. Sein Mund verzog sich zu
einem Lächeln. Warum hatte er nicht schon früher an die
Taucherausrüstung gedacht? Mit der Druckluftflasche war
es ihm möglich, sie so lange am Boden des
Schwimmbeckens festzuhalten, bis er sicher sein konnte,
daß sie tot war. Der gesamte Aufzug mit Schwimmflossen,
Taucherbrille bot eine perfekte Tarnung, falls ihn jemand
auf dem Gelände sehen sollte.
    Er beobachtete, wie sie auf die Leiter zuschwamm. Der
Impuls, sich ihrer sofort zu entledigen, wurde
übermächtig. Doch er mußte bis zum nächsten Abend
warten. Dann aber bestimmt, gelobte er sich. Vorsichtig
kam er näher, um zu beobachten, wie sie den Fuß die
unterste Stufe der Leiter stellte und sich aufrichtete. Mit
zusammengekniffenen Augen verfolgte er angestrengt
jede ihrer Bewegungen, als sie in den Bademantel
schlüpfte und den Rückweg zu ihrem Bungalow antrat.
    Am folgenden Abend würde er hier auf sie warten. Tags
darauf würde dann jemand ihre Leiche am Boden des
Schwimmbeckens entdecken – ebenso zufällig, wie der
Arbeiter damals Leilas Leiche auf dem Hof entdeckt hatte.
Und er hätte dann nichts mehr zu befürchten.

Montag, 31. August 1987
Das Wort zum Tage:
Eine geistreiche Frau ist ein Schatz, eine geistreiche
Schönheit jedoch eine Macht. Guten Morgen, lieber Gast!

GEORGE MEREDITH
    Wir hoffen, Sie hatten eine angenehme Nacht. Der
Wetterbericht verheißt uns einen neuen, herrlichen Tag in
Cypress Point Spa.
    Ein kleiner Hinweis. Einige unter uns vergessen, ihre
Wünsche für den Lunch in unsere Speisekarten
einzutragen. Wir möchten nicht, daß Sie auf die
Bedienung warten müssen, nachdem Sie den Vormittag
mit hartem Körpertraining und sanfter Schönheitspflege
verbracht haben. Also nehmen Sie sich bitte einen kurzen
Augenblick Zeit und kreuzen Sie Ihre Auswahl an, bevor
Sie Ihr Zimmer verlassen.
    Bitte beeilen Sie sich, damit Sie sich gleich unserem
Morgenspaziergang anschließen können. Wir freuen uns
schon, Sie in unserer Mitte zu begrüßen.
    Und denken Sie daran – ein neuer Tag in Cypress Point
Spa bedeutet zugleich, daß wiederum eine Reihe von
kostbaren Stunden nur dem Ziel gewidmet ist, Ihre
Schönheit zu vervollkommnen, Sie zu der anziehenden
Persönlichkeit zu machen, deren Gesellschaft man sucht,
die man berühren und lieben möchte.
Baron und Baronin von Schreiber

1
    Am Montag wachte Elizabeth lange vor der
Morgendämmerung auf. Selbst das Schwimmen hatte
nicht die gewohnte magische Wirkung entfaltet. Den
größten Teil der Nacht hatte sie sich mit ständig
wechselnden Traumsequenzen herumgeschlagen. Alle
tauchten sie darin auf: Mama, Leila, Ted, Craig, Syd,
Cheryl, Sammy, Min, Helmut – sogar Leilas zwei
Ehemänner, diese Scharlatane, die ihren Erfolg dazu
benutzten, sich selbst ins Rampenlicht zu bringen, der
erste ein Schauspieler, der zweite ein MöchtegernProduzent

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