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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und -Salonlöwe …
    Um sechs erhob sie sich, zog die Jalousien hoch,
kuschelte sich dann wieder unter die weiche Bettdecke. Es
war kühl draußen, doch sie liebte es, den Sonnenaufgang
zu beobachten. Für sie besaßen die frühen Morgenstunden
etwas Besonderes, fast Unwirkliches. Kein menschlicher
Laut war zu hören, nur die Seevögel an der Küste
unterbrachen die Stille.
    Um halb sieben klopfte es an die Tür. Vicky brachte das
obligate Glas Saft. Sie arbeitete schon seit Jahren als
Zimmermädchen in Cypress Point. Jetzt, als rüstige
Sechzigerin, besserte sie die Rente ihres Mannes damit
auf, daß sie «verblühten Spätlingen zur Aufmunterung das
Frühstück servierte», wie sie gern spottete. Vicky und
Elizabeth begrüßten sich herzlich wie alte Freundinnen.
    «Ein komisches Gefühl, diesmal hier auf der Gästeliste
zu stehen», bemerkte Elizabeth.
«Sie haben sich das redlich verdient. Ich hab Sie in Hilltop gesehen. Sie sind ’ne verdammt gute
Schauspielerin.»
«Trotzdem fühle ich mich sicherer, wenn ich
Unterwasseraerobic unterrichte.»
«Und Prinzessin Di kann jederzeit Kindergärtnerinnen
ausbilden. Jetzt machen Sie mal ’nen Punkt!»
Elizabeth wartete, bis sich die tägliche Prozession zum
sogenannten Zypressen-Marsch in Bewegung gesetzt
hatte. Als sie nach draußen ging, näherten sich die
Wanderer unter Führung von Min und Helmut bereits dem
Weg zur Küste. Der flotte Morgenspaziergang folgte einer
festgelegten Route und dauerte fünfunddreißig Minuten.
Nach der Rückkehr gab es dann Frühstück.
Elizabeth wartete, bis sie außer Sicht waren, und begann,
in entgegengesetzter Richtung zu joggen. Um diese frühe
Stunde herrschte kaum Verkehr. Sie wäre lieber die Küste
entlanggelaufen, wo sie den vollen Blick aufs Meer
genießen konnte, doch damit hätte sie riskiert, von den
anderen bemerkt zu werden.
Wenn doch Sammy bloß schon wieder da wäre, dachte
sie, während sie das Tempo allmählich steigerte. Ich
könnte mit ihr reden und nachmittags das Flugzeug
nehmen. Sie wollte weg von hier. Falls man Alvirah
Meehan glauben konnte, hatte Cheryl am Vorabend Leila
eine «ausgeflippte Säuferin» genannt. Und alle hatten
darüber gelacht – alle, bis auf Ted, ihren Mörder.
Min, Helmut, Syd, Craig, Ted. Die Menschen, die Leila
am nächsten gestanden, die bei der Trauerfeier vor
Schmerz geweint hatten.
Ich lasse dich nicht im Stich, Leila, gelobte sie. Mit einer
ungeduldigen Bewegung wischte sie sich die Tränen aus
den Augen. Sie lief immer schneller, als wolle sie den
quälenden Gedanken entrinnen. Die Sonne brachte den
Frühnebel zum Verschwinden; auf den dichten Hecken
vor den Häusern am Wegrand glitzerte der Morgentau;
über ihr kreisten Seemöwen und stießen dann wieder aufs
Meer herab. Wie weit konnte man sich auf Alvirah
Meehan als Zeugin verlassen? Sie hatte eine seltsame
Intensität an sich, die sich kaum noch mit der
Begeisterung über den Aufenthalt in Cypress Point
erklären ließ.
Sie kam am Golfplatz vorbei, wo sich bereits einige
Frühaufsteher betätigten. Sie hatte am College mit
Golfspielen angefangen. Leila hatte zwar Ted gegenüber
immer wieder beteuert, irgendwann würde sie sich ganz
bestimmt die Zeit nehmen und es lernen, und dabei war es
geblieben. Das wäre auch nichts für Leila gewesen, dachte
Elizabeth, während ein Lächeln über ihre Lippen huschte.
Leila war viel zu ungeduldig, um vier oder fünf Stunden
hinter einem Ball herzulatschen.
Sie bekam kaum noch Luft und verlangsamte das
Tempo. Ich bin nicht in Form, dachte sie. Sie nahm sich
vor, ein volles Tagesprogramm mit Fitneßtraining und
Behandlungen zu absolvieren. Damit wäre die Wartezeit
sinnvoll ausgenutzt. Sie bog in die Straße ein, die nach
Cypress Point zurückführte, und – stieß mit Ted
zusammen.
Er packte sie bei den Armen, um sie vor dem Hinfallen
zu bewahren. Sie atmete schwer nach dem heftigen
Zusammenprall und bemühte sich, ihn wegzudrängen.
«Laß mich los!» Und mit erhobener Stimme: «Du sollst
mich loslassen, habe ich gesagt.» Weit und breit kein
Mensch zu sehen. Er schwitzte, das T-Shirt klebte ihm am
Körper.
Er ließ sie los. Vor Schreck wie gelähmt registrierte sie
den unergründlichen Ausdruck, mit dem er zu ihr
hinunterblickte. «Ich muß mit dir reden, Elizabeth.»
«Sag das, was du zu sagen hast, vor Gericht.» Damit
wollte sie an ihm vorbei, doch er stellte sich ihr in den
Weg. Unwillkürlich trat sie zurück. War es

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