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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie froh, daß sie tot war?

15
    Behutsam ließ er die Sonnenblenden herunter und löschte
die Lichter. Er hatte es schrecklich eilig. Vielleicht war es
schon zu spät, aber früher hätte er sich unmöglich
hinauswagen können. Als er die Außentür öffnete, begann
er zu frösteln. Die Luft hatte sich stark abgekühlt, und er
war nur mit Badehose und einem dunklen T-Shirt
bekleidet.
    Draußen herrschte Stille, das Gelände wurde nur von den
jetzt abgedunkelten Laternen an den Fußwegen und in den
Bäumen beleuchtet. Kein Kunststück, im Schatten
verborgen zu bleiben, während er zum großen
Schwimmbecken eilte. Würde sie noch dort sein?
    Der Wind hatte sich gedreht und leichten Nebel vom
Meer landeinwärts getrieben. Innerhalb von Minuten
waren die Sterne und der Mond hinter Wolken
verschwunden. Selbst wenn zufällig jemand am Fenster
stehen und hinausschauen sollte, könnte er ihn nicht
ausmachen.
    Elizabeth beabsichtigte, bis zu ihrem Treffen mit Sammy
am folgenden Abend zu bleiben. Das gab ihm lediglich
anderthalb Tage – bis Dienstagmorgen –, alle
Vorkehrungen für ihren Tod zu treffen.
    Bei der Sträuchereinfassung der Terrasse am
Schwimmbecken hielt er inne. In der Dunkelheit konnte er
Elizabeth kaum sehen, wie sie mit schnellen, sicheren
Stößen die Schwimmbahn durchmaß. Sorgfältig
errechnete er seine Erfolgschancen. Die Idee war ihm
gekommen, als Min erwähnte, daß Elizabeth gegen zehn
regelmäßig hier im Schwimmbecken anzutreffen sei. Eine
plötzliche Attacke, niemand in Hörweite, falls sie
aufschrie, keine Spuren, keine Anzeichen eines Kampfes
… Er wollte sich lautlos ins Wasser gleiten lassen, kurz
bevor sie das entgegengesetzte Ende des Beckens
erreichte, und abwarten, bis sie zurückkam, sich dann auf
sie stürzen und sie untertauchen, bis sie sich nicht mehr
wehrte. Jetzt schlich er sich hinter den Sträuchern hervor.
Bei der Dunkelheit konnte er unbesorgt einen näheren
Blick riskieren. hatte vergessen, wie schnell sie schwamm.
Obwohl sie überschlank war, hatte sie stahlharte
Armmuskeln. Wenn sie nun den Kampf lange genug
durchhalten konnte, um Aufmerksamkeit zu erregen? Und
höchstwahrscheinlich trug sie auch noch so eine
verdammte Trillerpfeife um den Hals, die Min für
Einzelschwimmer zur Bedingung machte.
    Vor Wut und Enttäuschung kniff er die Augen
zusammen, als er sich geduckt immer näher an den
Beckenrand heranschlich, bereit, hineinzutauchen,
allerdings nicht sicher, ob dies genau der richtige Moment
war. Sie schwamm schneller als er. Im Wasser könnte ihr
das ihm gegenüber zum Vorteil gereichen …
    Er durfte sich keinen zweiten Fehler leisten, In aqua
sanitas! Die Römer hatten dieses Motto in die Wände
ihrer Thermen eingemeißelt. Wenn ich an Reinkarnation
glauben würde, wäre ich überzeugt, damals gelebt zu
haben, dachte Elizabeth, als sie im Dunkeln dahinglitt. Als
sie zu schwimmen begann, hatte sie nicht nur die äußeren
Umrisse des Beckens genau erkennen können, sondern
auch die nähere Umgebung – die Terrasse mit den
Liegestühlen, den Tischen mit Sonnenschirmen und die
blühenden Hecken. Jetzt sah sie das alles nur noch als
schwarze Schattenrisse.
    Die hartnäckigen Kopfschmerzen, die sie den ganzen
Abend über geplagt hatten, ebbten allmählich ab, das
Gefühl von Eingeengtsein schwand; wieder einmal erlebte
sie die befreiende Wirkung, die sie von jeher im Wasser
empfand. «Ob das schon im Mutterleib angefangen hat?»
hatte sie Leila einmal im Scherz gefragt. «Ich meine dieses
unbedingte Gefühl, frei zu sein, sobald ich ins Wasser
eintauche.»
    Leilas Antwort hatte sie aus der Fassung gebracht.
«Vielleicht war Mama glücklich, als sie dich erwartete,
Spatz. Ich hab Senator Lange immer für deinen Vater
gehalten. Er und Mama hatten ein stürmisches Verhältnis,
nachdem mein teurer Herr Vater spurlos von der
Bildfläche verschwunden war. Als ich unterwegs war,
nannte man mich vermutlich ‹das Mißgeschick›.»
    Von Leila stammte der Vorschlag, Elizabeth solle den
Bühnennamen Lange benutzen. «Wahrscheinlich müßtest
du von Rechts wegen so heißen, Spatz», hatte sie gesagt.
«Warum also nicht?»
    Sobald Leila Geld zu verdienen begann, hatte sie Mama
jeden Monat einen Scheck geschickt. Den letzten schickte
dann Mamas letzter Liebhaber nicht eingelöst zurück.
Mama war an akuter Alkoholvergiftung gestorben.
    Elizabeth berührte den Beckenrand, zog die Knie an und
schnellte sich mit einem Ruck

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