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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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deiner Ermittlung in dieser Mordsache?«
    »Die lasse ich ein paar Tage ruhen.«
    »Na gut, zieh los. Aber halt dich aus jedem Ärger raus.«
    Hermes war kaum weniger erstaunt, als ich es ihm erzählte.
    »Jagen?« fragte er. »Du meinst, Tiere jagen?« » Was sollte ich wohl sonst jagen? Außer entlaufenen Sklaven vielleicht?«
    »Aber das hast du doch noch nie gemacht.«
    »Um so mehr Grund, jetzt damit anzufangen. Geh und besorg uns eine Jagdausrüstung. Hier gibt es doch Gewänder und Gerät für jedwede Tätigkeit. Wir brechen morgen früh auf, sobald es hell genug ist.« Murmelnd und kopfschüttelnd kam er meinem Wunsch nach.
    Ich machte es mir in einer gemütlichen Ecke mit einem Krug Wein bequem und vertiefte mich in Bitons Buch. Ich streifte die steife Lederhülle ab und begann, das rissige Dokument zu entrollen. Im Gegensatz zum Original war diese Kopie aus ägyptischem Papyrus, ein weiterer Grund für seinen reduzierten Umfang.
    Biton begann mit einer Abhandlung über die Geschichte der Kriegsmaschinen. Unter den Babyloniern und Ägyptern, mehr noch unter den frühen Griechen waren sie sehr selten gewesen.
    Die griechische Armee, die Troja belagert hatte, hatte kein Kriegsgerät eingesetzt, mit Ausnahme des hölzernen Pferdes und das war etwas anderes. Aber je mehr Menschen mit einander um befestigte Städte kämpften, desto notwendiger wurden derartige Maschinen. Zunächst handelte es sich lediglich um schlichte Türme zur Erstürmung der Stadtmauern, überdachte Galerien auf Rädern, um Rammböcke zu schützen, sowie die diversen Varianten geschoßschleudernder Apparaturen. Alexanders Schlachten hatten weitestgehend auf freiem Felde stattgefunden, so daß er nur selten auf Maschinen zurück greifen mußte. Dann kamen die Diadochen. Diese Männer hatten keine neuen Ländereien zu erobern, sondern kämpften nur endlos mit einander um die Überbleibsel von Alexanders Weltreich. Die Kämpfe bestanden in der Hauptsache aus der Eroberung der Häfen, Festungen und Hauptstädte des Feindes. Eine solche Kriegsführung verlangte nach Maschinen; diesem Unternehmen widmeten sich die Diadochen mit derselben Manie für Größe und Komplexität, die sie bei der Errichtung von Bauwerken an den Tag legten. Der bekannteste von ihnen war Demetrios Poliorketes, »der Belagerer«, Sohn von Antigonus dem Einäugigen und der bedeutendste Freizeitmilitär aller Zeiten. Er entwarf einige der seltsamsten und garantiert größten Kriegsmaschinen, die je erdacht wurden.
    Er ließ Sturmtürme auf mit einander verbundenen Schiffen errichten, um Hafenmauern anzugreifen. Er erbaute mehr als dreißig Meter hohe Türme, ausgestattet mit Dutzenden von Katapulten und vollständig mit Eisen beschlagen.
    Andere folgten seinem Beispiel. Dionysos, der Tyrann von Syracus, hatte eine Art Akademie der militärischen Künste gegründet, an der die besten Maschinenbauer der Welt an neuem Kriegsgerät, neuen Taktiken sowie Waffen und Rüstungen feilten.
    Mit dem Aufstieg Roms war sämtliches militärisches Herumexperimentieren beendet. Wir hatten sie alle geschlagen, weil wir wußten, daß die ultimative Waffe die römische Legion und ihre Organisation war. Mit ihrer Hilfe heimsten selbst mittelmäßige Generäle mit monotoner Regelmäßigkeit einen Sieg nach dem anderen ein. Ein kreativer General wie ( bis heute, fällt es mir schwer, das zuzugeben) Caesar konnte regelrechte Wunder vollbringen. Und den Diadochen ging es nur ums Kämpfen. Es war das einzige, wozu sie taugten. Römer hingegen schätzen Gesetze und eine starke Regierung. Aber irgend jemand schien zu glauben, daß die historisch zwangsläufige römische Herrschaft sich abwenden ließ, und er meinte, daß der Besitz einer Wunderwaffe ihm zum Sieg über die unbesiegbaren Legionen verhelfen würde.
    Es folgte ein längerer, illustrierter Abschnitt über die verschiedenen Maschinen einschließlich der spleenigen Monster des Demetrios. Ein abschließender Teil handelte von den Verteidigungsanlagen, die der große Archimedes für Syracus entworfen hatte. Auch die Brandspiegel wurden erwähnt, obwohl es keine genaue Beschreibung von ihnen gab. Der Kran, der angeblich Schiffe aus dem Wasser gehoben und über den Iphikrates sich lustig gemacht hatte, fand sich nicht, war also offenbar die Erfindung späterer Legendenschmiede gewesen. Es gab allerdings ein kranartiges Gerät, dessen Schwenkarm über das Hafenbecken reichte und schwere Gewichte auf die angreifenden Schiffe werfen konnte, um so

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