Der mysterioese Zylinder
neben solchen Meisterdetektiven wie Tamaka Hiero, dem Franzosen Brillon, Kris Oliver, Renaud und James Redix dem Jüngeren«. 3
Mit dem ihm eigenen Mißtrauen gegenüber Zeitungselogen war Queen der erste, der sich über diesen überschwenglichen Kommentar lustig machte; Ellery versichert allerdings, der alte Herr habe den Zeitungsausschnitt über lange Jahre heimlich aufbewahrt. Wie auch immer – trotz aller Versuche einfallsreicher Journalisten, eine Legende aus ihm zu machen, ist für mich Richard Queen eher ein Mensch aus Fleisch und Blut – man kann gar nicht deutlich genug betonen, daß viele seiner beruflichen Erfolge in starkem Maße vom Denkvermögen seines Sohnes abhingen.
Das ist nicht jedermann bekannt. Einige Gegenstände werden immer noch als Erinnerungsstücke von Freunden in Ehren gehalten: Ihre kleine New Yorker Junggesellenwohnung auf der 85. Straße (West), heute ein halbprivates Museum für die Kuriositäten, die sie in ihrer Schaffenszeit gesammelt haben; Thirauds wirklich ausgezeichnetes Gemälde von Vater und Sohn, heute in der Kunstgalerie eines ungenannten Millionärs; Richards Schnupftabakdose, eine alte florentinische Kostbarkeit, die er auf einer Auktion erstand und die ihm mehr als alle Edelsteine bedeutete, bis er schließlich den Überredungskünsten einer reizenden älteren Dame erlag, deren Namen er von Verleumdung befreit hatte; Ellerys umfängliche Sammlung von Büchern über Gewaltverbrechen, vielleicht eine der vollständigsten in der Welt, die er mit großem Bedauern aufgeben mußte, als die Familie in Richtung Italien zog; und natürlich die vielen bis heute unveröffentlichten Akten, die Aufzeichnungen über die von den Queens gelösten Fälle enthalten und vor dem Zugriff Neugieriger geschützt im Polizeiarchiv von New York aufbewahrt werden.
Aber die mehr persönlichen Dinge – das geistige Band zwischen Vater und Sohn – sind bis heute außer für wenige bevorzugte Vertraute, zu denen ich mich glücklicherweise zählen darf, ein Geheimnis geblieben. Der alte Herr, der vielleicht berühmteste Beamte der Kriminalpolizei in den letzten fünfzig Jahren, der, was seinen Ruf in der Öffentlichkeit angeht, selbst diejenigen Herren, die kurz einmal auf dem Stuhl des Polizeichefs saßen, in den Schatten stellte – dieser alte Herr verdankte, erlauben Sie diese Wiederholung, einen beträchtlichen Teil seines Ansehens dem Genie seines Sohnes.
Wenn es nur um Hartnäckigkeit ging und es eindeutige Spuren zu verfolgen gab, war Richard Queen ein einzigartiger Ermittler. Er besaß einen messerscharfen Blick für das Detail; ein gutes Gedächtnis für Verwicklungen bei Planung und Motiv; einen klaren Blick, wenn ein Hindernis unüberwindbar schien. Würde man ihm hundert völlig zusammenhanglose und ungeordnete Einzelinformationen zu einem Fall geben, so hätte er sie innerhalb kürzester Zeit zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Er war wie ein Spürhund, der der richtigen Fährte in einem hoffnungslosen Spurengewirr folgt.
Aber Intuition und Vorstellungsgabe waren mehr die Sache von Ellery Queen, dem Romanautor. Die beiden hätten Zwillinge mit jeweils übernatürlich entwickelten geistigen Fähigkeiten sein können, jeder für sich schwach und hilflos, aber kraftvoll, wenn sie sich gegenseitig ergänzten. Richard Queen, der – wie es vielleicht bei einer weniger hochherzigen Natur der Fall gewesen wäre – weit davon entfernt war, über solche Bande, die seinen so spektakulären Erfolg erst möglich machten, verärgert zu sein, war sehr darum bemüht, das seinen Freunden verständlich zu machen. Der schlanke, grauhaarige alte Herr, dessen Name den Gesetzesbrechern dieser Zeit verhaßt war, pflegte seine ›Bekenntnisse‹, wie er sie nannte, mit einer Naivität vorzutragen, die sich nur mit seinem Vaterstolz erklären ließ.
Noch eine letzte Bemerkung. Die Krönung aller von den beiden Queens durchgeführten Ermittlungen war – aus Gründen, die im folgenden rasch klar werden – diejenige, die Ellery unter dem Titel ›Der mysteriöse Zylinder‹ beschrieben hat. Der Amateurkriminologe, der aufmerksame Leser von Detektivromanen wird im Verlauf der Geschichte verstehen, warum Ellery den Mord an Monte Field einer ausführlicheren Darstellung wert erachtete. Motive und Verhalten eines Durchschnittsmörders sind für den Experten leicht zu durchschauen. Nicht so jedoch bei dem Mord an Monte Field. Hier hatten es die Queens mit einer Person von genauer Auffassungsgabe und
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