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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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ersten zehnminütigen Pause nach draußen in die Nebenstraßen, um Luft zu schnappen. Als der Vorhang sich zum zweiten Akt hob, steigerte sich die Lautstärke der Knallerei auf der Bühne. Der zweite Akt wirbelte mit einem geschossenen Dialog, der zwischen den Rampenlichtern abgefeuert wurde, auf seinen Höhepunkt zu. Ein leichter Tumult im hinteren Teil des Theaters blieb unbeachtet – nicht ungewöhnlich in diesem Lärm und in der Dunkelheit. Niemand schien zu bemerken, daß etwas nicht stimmte, und das Stück ging zügig voran. Nach und nach jedoch wurde der Aufruhr heftiger. Zu diesem Zeitpunkt rutschten einige Zuschauer am Ende des linken Parketts auf ihren Sitzen herum, um ihre Rechte mit ärgerlichem Geflüster geltend zu machen. Der Protest war ansteckend. In unglaublich kurzer Zeit wandten sich unzählige Augenpaare diesem Teil des Zuschauerraums zu.
    Ein schriller Schrei durchdrang plötzlich das Theater. Die Zuschauer, aufgeregt und gefesselt von der raschen Folge der Ereignisse auf der Bühne, reckten ihre Hälse erwartungsvoll in die Richtung, aus der der Schrei kam, begierig darauf, etwas mitzubekommen, was sie für eine neue Überraschung des Stückes hielten.
    Ohne Vorwarnung gingen die Lichter im Theater an und enthüllten verwirrte, furchtsame oder erwartungsvolle Gesichter. Ganz auf der linken Seite, nahe bei einem verschlossenen Ausgang, stand ein stattlicher Polizist, der einen schmächtigen aufgeregten Mann am Arm festhielt. Er wehrte mit seiner mächtigen Hand eine Gruppe Neugieriger ab und brüllte mit durchdringender Stimme: »Jeder bleibt, wo er ist! Keine Bewegung! Niemand verläßt seinen Platz!«
    Die Leute lachten.
Die lachenden Gesichter verschwanden bald, als das Publikum anfing, ein merkwürdiges Zögern auf seiten der Schauspieler wahrzunehmen. Obwohl sie damit fortfuhren, im Scheinwerferlicht ihre Zeilen zu rezitieren, warfen sie verwirrte Blicke in den Zuschauerraum. Als die Leute dies bemerkten, richteten sie sich halb auf ihren Plätzen auf, übernervös angesichts eines spürbaren Unheils. Die dröhnende Stimme des Beamten donnerte weiter. »Bleiben Sie auf Ihren Plätzen, sage ich! Bleiben Sie, wo Sie sind!«
Ganz plötzlich wurde den Zuschauern bewußt, daß der Zwischenfall kein Theater, sondern Realität war. Frauen kreischten und klammerten sich an ihre Begleiter. Der Balkon, von wo die Besucher keine Möglichkeit hatten, den Zuschauerraum einzusehen, glich einem Tollhaus.
Der Polizist wandte sich wütend einem untersetzten fremdländisch aussehenden Mann in Abendgarderobe zu, der händeringend in der Nähe stand.
»Ich muß Sie bitten, alle Ausgänge sofort zu schließen und dafür zu sorgen, daß sie auch verschlossen bleiben, Mr. Panzer«, knurrte er. »Postieren Sie Platzanweiser vor jede Tür und weisen Sie sie an, jeden zurückzuhalten, der versucht, hinaus-und hereinzugelangen. Schicken Sie auch jemanden nach draußen, um die Gänge zu kontrollieren, bis Verstärkung von der Zentrale kommt. Bewegen Sie sich, Mr. Panzer, sonst ist hier gleich der Teufel los!«
Der dunkelhäutige Mann eilte davon und schob dabei eine Reihe aufgeregter Menschen beiseite, die den gebrüllten Ermahnungen des Beamten zum Trotz aufgesprungen waren, um ihn zu befragen.
Der Uniformierte stand breitbeinig am Zugang zur letzten Reihe des linken Parketts und verdeckte mit seiner massigen Figur die zusammengefallene Gestalt eines Mannes in Abendkleidung, die in einer etwas merkwürdigen Haltung auf den Boden zwischen den Reihen gesackt war. Der Polizist sah auf und warf, während er immer noch den Arm des sich ängstlich duckenden Mannes an seiner Seite in eisernem Griff hielt, einen kurzen Blick in den hinteren Teil des Zuschauerraumes.
»Hey, Neilson!« rief er.
Ein großer strohblonder Mann stürzte aus einem kleinen Raum neben dem Haupteingang und kämpfte sich zu dem Beamten durch. Er warf einen raschen Blick auf die schlaffe Gestalt auf dem Boden.
»Was ist passiert, Doyle?«
»Das fragen Sie besser diesen Burschen hier«, antwortete der Polizist grimmig. Er schüttelte den Arm des Mannes, den er festhielt. »Es gibt einen Toten hier, und Mr.« – er richtete einen grimmigen Blick auf den immer kleiner werdenden kleinen Mann, und der stotterte: »Pusak, W-William Pusak« – »dieser Mr. Pusak«, fuhr Doyle fort, »hat ihn angeblich flüstern gehört, er wäre abgemurkst worden.«
Neilson starrte verblüfft auf die Leiche.
Der Polizist biß sich auf die Lippen. »Ich bin da in einem

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