Der mysterioese Zylinder
träge.
»Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Wir können davon ausgehen, daß Morgan absolut nichts mit Fields geheimer Tätigkeit zu tun hatte. Er ist grundehrlich und hat oft Fälle abgelehnt, wenn der Klient ein zwielichtiger Charakter war. Ihre Beziehungen müssen bereits sehr gespannt gewesen sein, als Morgan einen Tip bekam, was wirklich vorging. Ob das alles so stimmt, weiß ich nicht genau, aber das könntest du leicht aus Morgan selbst herausbekommen. Auf jeden Fall brachen sie miteinander. Seit der Trennung hat Field etwas weniger versteckt operiert; aber immer noch gibt es nicht die Spur eines handfesten Beweises, der vor Gericht Bestand haben würde.«
»Entschuldige bitte die Unterbrechung, Henry«, sagte Queen nachdenklich, »aber kannst du mir nicht über den Bruch zwischen den beiden ein paar mehr Informationen geben? Damit ich über Morgan Bescheid weiß, wenn ich nochmals mit ihm rede.«
»Mit Vergnügen«, erwiderte Sampson grimmig. »Gut, daß du mich daran erinnert hast. Bevor noch das letzte Wort in der Auflösung ihrer Partnerschaft gesprochen war, kam es zu einem fürchterlichen Krach zwischen den beiden, der beinahe mit einem Unglück endete. Im Webster Club, wo sie zu Mittag aßen, hörte man sie heftig miteinander streiten. Die Auseinandersetzung spitzte sich dermaßen zu, daß es einigen Zuschauern nötig erschien einzugreifen. Morgan war vollkommen außer sich vor Wut und stieß bei der Gelegenheit sogar Drohungen gegen Fields Leben aus. Soviel ich weiß, war Field ziemlich gelassen.«
»Hatte keiner der Zeugen mitbekommen, worum es bei dem Streit ging?« fragte Queen.
»Leider nicht. Die Sache war übrigens schnell wieder vergessen; die beiden gingen friedlich auseinander. Und das war alles, was man jemals wieder darüber gehört hat. Abgesehen von heute abend natürlich.«
Nachdem der Staatsanwalt seine Ausführungen beendet hatte, trat ein bedeutungsvolles Schweigen ein. Ellery pfiff einige Takte eines Schubertliedes, während Queen mit grimmigem Nachdruck eine Prise Schnupftabak zu sich nahm.
»Zunächst einmal würde ich meinen, daß Mr. Morgan ganz schön in der Tinte sitzt«, murmelte Ellery und schaute dabei ins Leere.
Sein Vater brummte zustimmend. Sampson sagte ernst: »Nun gut, das ist eure Angelegenheit, Gentlemen. Ich weiß, was ich zu tun habe. Jetzt, wo Field aus dem Weg geräumt ist, werde ich seine Akten und seine Aufzeichnungen auf das genaueste durchkämmen lassen. Ich hoffe doch, daß seine Ermordung wenigstens zur völligen Zerschlagung seiner Organisation führen wird. Morgen früh wird einer von meinen Männern in seinem Büro sein.«
»Einer von meinen Männern hat dort schon sein Lager aufgeschlagen«, bemerkte Queen zerstreut. »Du glaubst also, daß es Morgan war?« sagte er und blickte Ellery fragend an.
»Es scheint mir fast, ich hätte vor etwa einer Minute eine Bemerkung in dem Sinne gemacht, daß Mr. Morgan ziemlich in der Tinte sitzt«, sagte Ellery ruhig. »Weiter habe ich mich nicht festgelegt. Ich gebe zu, daß Morgan der richtige Mann zu sein scheint. – Von einer Sache jedoch abgesehen, Gentlemen«, fügte er hinzu.
»Dem Hut«, sagte Inspektor Queen sofort.
»Nein«, sagte Ellery, »dem anderen Hut.«
Siebtes Kapitel
in welchem die Queens Bestandsaufnahme machen
»Mal sehen, wo wir im Augenblick stehen«, fuhr Ellery ohne Unterbrechung fort. »Laß uns die Angelegenheit mal auf die grundlegenden Einzelheiten reduziert betrachten.
Das sind in etwa die uns bekannten Fakten: Ein Mann von etwas zweifelhaftem Charakter, Monte Field, möglicherweise der Kopf einer weitreichenden Verbrecherorganisation mit zweifellos einer Menge Feinde, wird ermordet im Römischen Theater aufgefunden, zehn Minuten vor dem Ende des zweiten Aktes um genau 9:55. Er wird von einem Mann namens William Pusak entdeckt, einem ziemlich einfältigen Büroangestellten, der fünf Plätze weiter in derselben Reihe sitzt. Bei dem Versuch, seine Sitzreihe zu verlassen, muß dieser Mann an dem Opfer vorbei, das, bevor es stirbt, noch ›Mord! Bin ermordet worden!‹ oder so etwas Ähnliches flüstert.
Ein Polizist wird herbeigerufen, der sich, um sicherzugehen, daß der Mann tot ist, der Hilfe eines Arztes aus dem Publikum bedient; der erklärt, daß das Opfer an einer Art Alkoholvergiftung gestorben ist. Später bestätigt Dr. Prouty, der Polizeiarzt, diese Aussage, fügt hinzu, daß es da einen störenden Umstand gibt: Niemand würde so schnell an einer tödlichen Dosis
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