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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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Theater zu verlassen. Es sind jetzt alle draußen – die Zuschauer von oben, die Angestellten, die Mitglieder des Ensembles. Ein seltsames Völkchen, diese Schauspieler. Jeden Abend stehen sie wie unsterbliche Götter im Rampenlicht, und dann finden sie sich plötzlich wieder in ihren normalen Straßenanzügen und Kleidern mit all den menschlichen Problemen. Übrigens, Velie hat auch die fünf Leute, die hier aus dem Büro kamen, durchsuchen lassen. Die junge Dame war ziemlich aufgeregt. Miss Ives-Popes und ihr Anhang, vermute ich … Hätte mich nicht gewundert, wenn du das vergessen hättest«, sagte er schmunzelnd.
»Wir sind also in einer ziemlich verzwickten Lage, was?« brummte der Inspektor. »Also hier noch einmal der ganze Hergang, Henry.« Und er gab Sampson, der schweigend und mit finsterer Miene zuhörte, eine knappe Zusammenfassung dessen, was sich an diesem Abend zugetragen hatte.
»Und das«, schloß Queen, nachdem er noch kurz die Ereignisse, die in dem kleinen Büro stattgefunden hatten, beschrieben hatte, »ist alles. Henry, jetzt hast du uns sicherlich etwas über Monte Field mitzuteilen. Wir wissen, daß er ein raffinierter Kerl war – aber mehr auch nicht.«
»Das wäre noch milde ausgedrückt«, sagte Sampson wütend. »Ich kann seine Lebensgeschichte fast schon auswendig herunterbeten. Es sieht so aus, als hättet ihr eine schwierige Aufgabe vor euch, und irgendein Vorfall in seiner Vergangenheit könnte vielleicht ein Anhaltspunkt für euch sein.
Field war bereits zur Zeit meines Vorgängers zum ersten Mal einer genaueren Beobachtung unterzogen worden. Er stand im Verdacht, an unsauberen Maklergeschäften beteiligt gewesen zu sein. Cronin, der damalige Assistent des Staatsanwalts, konnte ihm nichts nachweisen. Field hatte seine Unternehmungen bestens abgesichert. Alles, was wir in der Hand hatten, war der Bericht eines Zuträgers, der wahr oder aber auch unwahr hätte sein können, eines Spitzels, der von seiner Bande rausgeschmissen worden war. Natürlich ließ Cronin Field weder direkt noch indirekt wissen, daß er unter Verdacht stand. Die ganze Angelegenheit geriet allmählich in Vergessenheit; obwohl Cronin hartnäckig war, stellte sich jedes Mal, wenn er dachte, er hätte etwas gegen Field in der Hand, wieder heraus, daß es doch nichts war. Ja, Field war ausgesprochen raffiniert.
Als ich mein Amt antrat, begannen wir auf Cronins dringendes Anraten hin mit einer erschöpfenden Untersuchung von Fields persönlichem Hintergrund. Natürlich im Geheimen. Herausgefunden haben wir das folgende: Monte Field stammt aus einer wirklich guten Familie aus Neuengland – einer Familie, die es nicht nötig hat, ständig auf ihre Vorfahren von der ›Mayflower‹ hinzuweisen. Als Kind hatte er Privatunterricht, ging anschließend auf eine vornehme Mittelschule, wo er nur mit knapper Not durchkam, und wurde dann – ein letzter verzweifelter Versuch – von seinem Vater nach Harvard geschickt. Er scheint damals schon ein ziemliches Früchtchen gewesen zu sein. Nicht kriminell, aber ziemlich ungestüm. Andererseits muß er da noch ein Fünkchen Ehrgefühl gehabt haben; denn als es zum ersten großen Krach kam, änderte er tatsächlich seinen Namen. Sein Familienname war Fielding – er machte Monte Field daraus.«
Queen und Ellery nickten; Ellerys Blick war eher nach innen gewandt, Queen hielt den Blick unverwandt auf Sampson gerichtet.
»Field«, fuhr Sampson fort, »war jedoch kein völliger Versager. Er hatte Verstand. Er absolvierte ein ausgezeichnetes Jurastudium in Harvard. Eine besondere Begabung schien er für die Redekunst zu haben, wobei ihm noch beträchtlich seine gründliche Kenntnis der juristischen Fachterminologie zur Hilfe kam. Aber kurz nach seinem Examen, noch bevor seine Familie überhaupt die Freude über sein erfolgreiches Studium ganz auskosten konnte, war er in eine schmutzige kleine Sache mit einem Mädchen verwickelt. Sein Vater brach mit ihm auf der Stelle und enterbte ihn. Er war erledigt – er hatte den Namen der Familie in den Schmutz gezogen –, die übliche Geschichte …
Nun, anscheinend ließ sich unser Freund aber nicht vom Kummer überwältigen. Er machte das Beste aus dem Verlust seines netten kleinen Erbteils; er beschloß, draußen auf eigene Faust an Geld zu kommen. Wie er es schaffte, in der ersten Zeit zurecht zu kommen, haben wir nicht herausfinden können; das nächste, was uns von ihm zu Ohren kam, war, daß er mit einem Kerl namens Cohen, einem der

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