Der mysterioese Zylinder
stützte sie behutsam auf einer Seite; sie hielt eine große grüne Flasche in der Hand. Der Finanzmann folgte ihr munter an der Seite eines grauhaarigen, jugendlich wirkenden Mannes in einem dunklen Jackett, der eine schwarze Tasche trug.
»Catherine, mein Liebling«, sagte IvesPope zu der unförmigen Frau, als sie sich auf einem breiten Stuhl niedergelassen hatte, »das sind die Herren, von denen ich dir erzählt habe – Inspektor Richard Queen und Mr. Ellery Queen.«
Die beiden Queens verbeugten sich; die kurzsichtige Mrs. IvesPope warf ihnen einen frostigen Blick zu. »Bin entzückt«, sagte sie mit schriller Stimme. »Wo ist die Schwester? Schwester! Ich fühle mich schwach, bitte!«
Das Mädchen in Schwesterntracht eilte an ihre Seite und hielt die grüne Flasche bereit. Mrs. IvesPope schloß die Augen, atmete tief ein und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Der Finanzmann stellte eilig den grauhaarigen Mann als Dr. Vincent Cornish, den Arzt der Familie, vor. Der Arzt murmelte einige entschuldigende Worte und folgte dem Butler aus dem Zimmer. »Toller Kerl, dieser Cornish«, flüsterte Sampson Queen zu. »Nicht nur, daß es hier am Drive als schick gilt, ihn zu haben, er ist auch ein guter Wissenschaftler.« Der Inspektor zog die Brauen hoch, sagte aber nichts.
»Mutter ist ein Grund dafür, warum ich nie eine Vorliebe für den Arztberuf entwickelt habe«, sagte Stanford IvesPope zu Ellery, ohne allzusehr die Stimme zu senken.
»Ah! Frances, mein Liebes!« IvesPope stürmte in Richtung Tür, gefolgt von Barry. Mrs. IvesPopes trüber Blick traf seinen Rücken mit kalter Mißbilligung. James Peale hüstelte verlegen und machte eine leise Bemerkung zu Sampson.
Mit bleichem und verzerrtem Gesicht betrat Frances in einem dünnen Hauskleid den Raum; sie stützte sich schwer auf den Arm von Eve Ellis, der Schauspielerin. Ihr Lächeln wirkte gezwungen, als sie den Inspektor mit leiser Stimme begrüßte. Eve Ellis wurde von Peale vorgestellt, und die beiden Mädchen setzten sich neben Mrs. IvesPope. Die alte Dame thronte breit auf ihrem Stuhl und blickte um sich wie eine Löwin, deren Junges bedroht wird. Zwei Diener erschienen schweigend und rückten die Stühle für die Männer zurecht. Auf die drängende Bitte von IvesPope hin nahm Queen an dem großen Schreibtisch Platz. Ellery lehnte das Angebot ab und zog es vor, sich im Hintergrund des Zimmers gegen einen Bücherschrank zu lehnen.
Nachdem die Unterhaltung abgeebbt war, räusperte sich der Inspektor und wandte sich an Frances, die – nach einem ersten unruhigen Flackern der Augenlider – seinen Blick inzwischen erwiderte.
»Zunächst, Miss Frances – ich darf Sie doch wohl so nennen
–«, begann Queen in väterlichem Ton, »erlauben Sie mir, mein Vorgehen am Montag abend zu erklären und mich für das zu entschuldigen, was Ihnen wie völlig ungerechtfertigte Härte vorgekommen sein muß. Wie mir Mr. IvesPope mitgeteilt hat, können Sie Ihr Verhalten an dem Abend, an dem Monte Field ermordet wurde, erklären. Aus diesem Grunde gehe ich davon aus, daß unsere kleine Unterhaltung heute morgen ausreichen wird, Ihre Person von der weiteren Untersuchung des Falles auszuschließen. Um noch eins vorwegzunehmen – bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, daß Sie für mich am Montag abend nur eine von zahlreichen verdächtigen Personen darstellten. Ich ging gemäß meinen üblichen Gepflogenheiten bei solchen Fällen vor. Mir ist nun klar, daß für eine Frau von Ihrer Erziehung und sozialen Stellung ein strenges Verhör unter diesen Umständen einen Schock bedeuten kann, der Ihren gegenwärtigen Zustand hervorrief.«
Frances lächelte nett. »Es sei Ihnen vergeben, Inspektor«, sagte sie leise und deutlich. »Ich bin an meinem törichten Verhalten selbst schuld. Ich bin bereit, alle Fragen, die Ihnen von Bedeutung erscheinen, zu beantworten.«
»Noch einen kleinen Moment, meine Liebe.« Der Inspektor wechselte ein wenig seine Position, um den Rest der schweigenden Gesellschaft in seine nächste Bemerkung mit einzubeziehen. »Auf eine Sache möchte ich noch hinweisen, meine Damen und Herren«, sagte er ernst. »Wir haben uns hier versammelt, um herauszufinden, warum Miss IvesPopes Handtasche in der Tasche des Toten gefunden wurde und warum sie offensichtlich nicht in der Lage war, diesen Umstand zu erklären. Ob wir nun damit heute morgen Erfolg haben werden oder nicht – auf jeden Fall muß ich Sie bitten, über alles, was hier gesprochen wird,
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