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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Internetzuhälter. Wir werden es finden... Es wird vielleicht einige Zeit dauern – und wir werden vielleicht nicht alles aufspüren –, aber
ich
kriege Sie dran, Mr Townsend. Ich vermute mal, es hat mit Ihrer ersten Frau angefangen, die wahrscheinlich die Zurschaustellung vor der Kamera so pikant fand wie Sie und wohl darum bei der Scheidung plötzlich zimperlich wurde. Danach machten Sie sich an Frauen und Kinder heran, die sich gern in Szene setzten. Das erleichterte das Geschäft.«
    »Sie sind ja verrückt«, erklärte Townsend eiskalt. »Wo ist das Geld geblieben?«
    »Ach, das kann doch überall sein. Man kann es ja heutzutage in der ganzen Welt verteilen.« Er sah Townsend fragend an. »Vielleicht gehört diese abhanden gekommene halbe Million dazu? Was ist denn aus der geworden? Hat jemand andrer zuerst zugeschlagen? Oder hat sie vielleicht nie existiert?«
    Townsend ließ den Kopf an die Rückenlehne seines Sitzes sinken und starrte schweigend zum Verdeck des Wagens hinauf.
    Tyler lachte leise. »Sie haben so wenig Neigung zum Sex mit Kindern wie ich. Sie wollen uns das Gegenteil nur einreden. Ein geständiger Pädophiler, der seine Tat bereut und nicht vorbestraft ist – der dem Kind, das er entführt hat, nichts angetan hat – und auch sonst keinem Kind, das seiner Obhut anvertraut war –, wird natürlich eine viel leichtere Strafe bekommen, als ein Mann, der ein Kind zum Zweck der Erpressung raubt.«
    Townsend starrte weiter an die Decke. »Sie reden Blödsinn, Inspector.«
    »Sie hielten sich Amy auf Lager, bis Sie sie brauchten. Vermutlich war die Vorstellung für nächstes Wochenende angesetzt. Aber dann hörten Sie von John Finch, dass Rogerson die Konferenz vorverlegt hatte. Also, nichts wie heim zu Amy. Ich wette, in Ihrem Laptop ist ein interessantes Video von Rogersons Tochter als kleines Flittchen versteckt. Und ich wette weiter, dass Sie ihm dieses Video vor der Konferenz zeigen wollten. Darum waren Sie auch so entsetzt, als Sie hörten, dass er in Haft sei. Womit wollten Sie ihm denn drohen für den Fall, dass er nicht nach Ihrer Pfeife tanzen sollte? Dass Sie die Aufnahmen an den Meistbietenden verkaufen würden? Oder im Internet vorführen?«
    »In meinem Laptop werden Sie höchstens einen Prospekt von Etstone finden«, entgegnete er ruhig.
    »So gut ist niemand, Mr Townsend. Früher oder später werden wir es finden.«
    »Es gibt nichts zu finden. Fragen Sie Amy. Es war alles völlig harmlos.««
    »Im Moment wird sie noch sagen, was Sie ihr aufgetragen haben – aber das wird sich ändern. Sie haben sie vielleicht nicht angerührt, aber Fachleute werden nicht lange brauchen, um herauszufinden, wozu Sie sie überredet haben, um ihrem Vater zu zeigen, welche Macht Sie über sie besitzen. Für mich sind Sie krank, Mr Townsend, aber pädophil sind Sie nicht. So wenig wie Martin Rogerson. Wie Sie bereits sagten, er zieht Frauen vor – und das Gleiche sagt er von Ihnen.« Tyler lachte über Townsends Gesicht. »Ich bring Sie lieber wegen erpresserischer Kindesentführung vor Gericht. Das gibt eine höllisch lange Strafe. Sie sollten nicht die liebevollen Gefühle anderer Menschen für ihre Kinder ausbeuten, Mr Townsend.«
    »Was für liebevolle Gefühle? Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass Martin wegen eines Videos nachgeben würde? Jeder weiß, dass Amy ihm scheißegal ist.«
    »Ja, das sagen Sie immer wieder«, murmelte Tyler. »Und wenn Sie es oft genug wiederholen, wird es Ihnen vielleicht gelingen, die Geschworenen davon zu überzeugen. Aber mit Laura wird das nicht klappen. Kein Mensch wird glauben, dass sie ihr Kind nicht liebt.« Er streckte den Finger gegen den Mann aus.
    »
Dafür
werde ich Sie jagen. Dass sie einem ohnehin unsicheren Kind eingeredet haben, es werde von seiner Mutter nicht geliebt. Ich habe mit der Frau gesprochen... ich habe alle ihre traurigen kleinen Geheimnisse gehört... ihren Schmerz gesehen... und ihre Schuldgefühle. Und Freude hat mir das weiß Gott nicht gemacht! Sie ist sich bewusst, dass sie unvollkommen ist – sie weiß, dass Amy wünscht, sie wäre anders... aber das gibt einem ekelhaften Heuchler wie Ihnen noch lange nicht das Recht, mit den Gefühlen ihres Kindes Schindluder zu treiben.«

30

Im Haus Humbert Street 23
    Sophie kniete neben Jimmy nieder. Das obere Drittel seines Ohrs war vom Kopf abgetrennt, aber er lebte. Er lag bäuchlings in der Tür zwischen Küche und Korridor und nuschelte vor sich hin, den speicheltriefenden Mund auf den

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