Der Nacht ergeben
hin, der von seinem Platz neben Richard aufstand und herüberschlenderte.
Ganz lässig.
»Myrnin«, sagte Claire. »Sie müssen mir jetzt zuhören, okay? Ich glaube, die Wirkung Ihrer Medizin lässt wieder nach.«
»Mir geht es gut.« Seine Aufregung stieg, das konnte sie erkennen - sein Gesicht war ein ganz klein wenig gerötet, seine Augen begannen zu glitzern, »Du machen Sorgen über Notizbuch.«
Es hatte keinen Sinn, ihm die Anzeichen erklären zu wollen, er würde sie niemals erkennen. »Wir sollten mal das Gefängnis überprüfen«, sagte sie. »Nachschauen, ob dort alles in Ordnung ist.«
Myrnin lächelte. »Du willst mich wohl austricksen.« Seine Augen wurden dunkler, unendlich dunkel, und dieses Lächeln war nicht echt. »Oh, kleines Mädchen, du weißt es nicht. Du weißt nicht, wie es ist, all diese Gäste hier zu haben und all dieses« - er atmete tief ein - »all dieses Blut.« Sein Blick heftete sich auf ihren Hals mit den ausgefransten Bissspuren unter einem Verband, den Theo ihr angelegt hatte, »Ich weiß, dass es dort ist. Das Mal. Erzähl mir, hat François...«
»Stopp. Aufhören.« Claire grub ihre Finger in ihre Handflächen. Myrnin machte einen Schritt auf sie zu und sie zwang sich, nicht zurückzuweichen. Sie kannte ihn und wusste, was er jetzt versuchen würde. »Sie werden mir nichts tun. Sie brauchen mich.«
»So?« Wieder atmete er tief. »Ja, ich brauche dich. Klug, so klug. Ich kann deine Energie spüren. Ich weiß, wie es sich anfühlen wird, wenn ich...« Er blinzelte und Entsetzen blitzte in seinem Gesicht auf. »Was habe ich gesagt? Claire? Was habe ich gerade gesagt?«
Sie konnte es nicht wiederholen. »Nichts. Machen Sie sich keine Gedanken. Aber ich glaube, wir bringen Sie jetzt besser in Ihre Zelle, okay? Bitte.«
Er war am Boden zerstört. Das war das Schlimmste daran, fand sie. Diese Stimmungsschwankungen. Er hatte sich so angestrengt und er hatte geholfen, das hatte er wirklich - aber er würde sich nicht länger zusammenreißen können. Sie sah, wie er sich in Zeitlupentempo in Wohlgefallen auflöste.
Wieder einmal.
Michael lenkte ihn auf das Portal zu. »Gehen wir«, sagte er. »Claire, schaffst du das?«
»Wenn er sich nicht dagegen wehrt«, sagte sie nervös. Sie erinnerte sich an einen Nachmittag, als ihn seine Paranoia übermannt hatte; jedes Mal, wenn sie versucht hatte, das Portal heraufzubeschwören, hatte er die Verbindung unterbrochen, weil er sich sicher war, dass ihn auf der anderen Seite etwas zerstören wollte. »Ich wünschte, wir hätten ein Beruhigungsmittel.«
»Nun, haben wir aber nicht«, sagte Myrnin. »Und du weißt genau, dass ich es nicht mag, wenn du mich mit diesen Nadeln pikst. Ich werde mich benehmen.« Er lachte leise. »Größtenteils.«
Claire öffnete das Portal, aber die Verbindung zum Gefängnis wurde nicht klar hergestellt, sie fühlte, wie sie sich verschob und außer Fokus geriet. »Myrnin, hören Sie auf damit!«
Theatralisch streckte er die Hände aus. »Ich hab doch gar nichts getan.«
Sie versuchte es noch einmal. Die Verbindung krümmte sich, und bevor sie sie wieder gerade biegen konnte, wie sie sie haben wollte, kam ein anderes Ziel ins Visier.
Theo Goldman fiel durch die Tür.
»Theo!« Myrnin fing ihn auf, die Überraschung hatte ihn - wenigstens vorübergehend - aus seiner Launenhaftigkeit gerissen. Er ließ den anderen Vampir hinunter in eine sitzende Position an der Wand gleiten. »Bist du verletzt?«
»Nein, nein, nein...« Theo keuchte, obwohl Claire wusste, dass er keine Luft brauchte, zumindest nicht auf die gleiche Weise wie Menschen. Hier ging es um Gefühle, nicht um Strapazen. »Bitte, ihr müsst helfen, ich bitte euch. Helft uns, helft meiner Familie, bitte...«
Myrnin kauerte sich nieder, sodass sie auf Augenhöhe waren. »Was ist geschehen?«
Theos Augen füllten sich mit Tränen, die dann über sein faltiges, gütiges Gesicht rollten. »Bishop«, sagte er. »Bishop hat meine Familie in seiner Gewalt. Er sagt, er will Amelie und das Buch oder er tötet sie alle.«
14
Theo war natürlich nicht direkt aus dem Common Grounds gekommen; er war zu einem der offenen Portale gebracht - er wusste nicht, wo - und von Bishop gezwungen worden hindurchzugehen. »Nein«, sagte er und hielt Michael auf, der versuchte, näher zu kommen. »Nein, nicht du. Er will nur Amelie und das Buch und ich möchte nicht, dass noch mehr unnötiges Blut vergossen wird, weder deines noch meines. Bitte, Myrnin, ich
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