Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
vortrefflich bei Laune haltet.«
    »Das Mädchen trägt Amelies Siegel«, sagte er. »Sie ist die Einzige in der Stadt, die es auf die alte Weise trägt, nach den alten Gesetzen. Dadurch ist sie nichts Geringeres als ein Teil von Amelie selbst, Blut gegen Blut..
    Claire hörte auf zu atmen. Es schien, als hätten sich alle Köpfe zu ihr umgewandt, als würde sie jedes Augenpaar anstarren. Shane kam auf sie zu.
    Er kam nicht weit.
    Michael stürzte nach vorne und warf seinen Freund fauchend auf den Steinboden. Dort hielt er ihn fest. Myrnin erhob sich und kam zu Claire; mit einer antiquierten, höfischen Geste bot er ihr seine Hand an.
    Seine Augen waren noch immer dunkel, noch immer überwiegend normal.
    Und aus diesem Grund wusste sie, dass sie ihm niemals wirklich würde vergeben können. Das war keine krankheitsbedingte Faselei.
    Das war einfach Myrnin.
    »Komm«, sagte er. »Vertrau mir, Claire. Bitte.«
    Sie ignorierte ihn und ging allein zum Fuße des Throns; sie starrte zu ihm hinauf.
    »Und?«, fragte sie. »Worauf warten Sie noch? Töten Sie mich.«
    »Dich töten?«, wiederholte er verständnislos. »Warum um alles in der Welt sollte ich so etwas Törichtes tun? Myrnin hat ganz recht. Es ergibt keinen Sinn, dich zu töten, absolut keinen. Ich brauche dich, um die Maschinerie von Morganville zu bedienen. Ich habe bereits erklärt, dass Richard Morrell die Menschen beaufsichtigt. Myrnin erteile ich die Ehre, die Vampire zu regieren, die in meinem Königreich zu bleiben wünschen und mir Treue schwören.«
    Myrnin verbeugte sich leicht aus der Hüfte heraus. »Ich bin Euch natürlich zutiefst dankbar, mein Herr.«
    »Eines noch«, sagte Bishop. »Ich werde Olivers Kopf brauchen.«
    Dieses Mal lächelte Myrnin. »Zufällig weiß ich, wo er zu finden ist, mein Herr.«
    »Dann mach dich an die Arbeit.«
    Myrnin verbeugte sich mit ausschweifenden Armbewegungen und in Claires Augen wirkte es beinahe, als wollte er sich lustig machen.
    Beinahe.
    Während er sich verbeugte, raunte er ihr zu: »Tu, was er sagt.«
    Und dann war er weg, er verschwand einfach, als würde ihn das alles nichts angehen.
    Eve versuchte, nach ihm zu treten, aber er wich ihr lachend aus und drohte ihr dabei mit dem Zeigefinger.
    Sie sahen ihm nach, wie er durch den Saal davonhüpfte.
    Shane sagte: »Lass mich los, Michael, oder beiß mich. Eins von beidem.«
    »Nein«, sagte Bishop und schnipste mit den Fingern, um den fauchenden Michael zurückzupfeifen. »Ich brauche den Jungen vielleicht noch, um seinen Vater unter Kontrolle zu halten. Steckt sie zusammen in einen Käfig.«
    Shane wurde hochgezerrt und abgeführt, aber zuvor sagte er: »Claire, ich werde dich finden.«
    »Ich finde dich zuerst«. sagte sie.
    Bishop brach das Schloss an dem Buch auf, das Myrnin ihm gegeben hatte; dann schlug er das Buch auf und blätterte darin herum, als würde er etwas Bestimmtes suchen. Er riss eine Seite heraus und presste die beiden Enden zusammen, um eine Röhre aus dem Papier, das in einer winzigen Schrift dicht beschrieben war, zu bilden. »Leg es um deinen Arm«, sagte er und warf es Claire zu. Sie zögerte und er seufzte. »Leg es an oder eine der vielen Geiseln deines Wohlverhaltens wird darunter leiden. Verstehst du? Mutter, Vater, Freunde, Bekannte, vollkommen Fremde. Du bist nicht Myrnin. Versuch nicht, Spielchen mir zu spielen.«
    Claire zog den Ärmel aus Papier über ihren Arm und kam sich dabei bescheuert vor, aber sie sah keine Alternative.
    Das Papier fühlte sich seltsam auf ihrer Haut an und dann saugte es sich plötzlich an und klebte wie etwas Lebendiges an ihr. Panik stieg in ihr hoch und sie versuchte, es abzuziehen, aber sie bekam es nicht zu fassen, so fest klebte es an ihrem Arm.
    Nach einem Moment schneidenden Schmerzes lockerte es sich und löste sich von allein.
    Während es auf den Boden flatterte, sah sie, dass die Seite leer war. Nichts stand mehr darauf. Die dichte Schrift, die dagewesen war, befand sich nun auf ihrem Arm - nein, unter ihrer Haut , als wäre sie damit tätowiert.
    Und die Symbole bewegten sich. Das Zuschauen machte sie ganz krank. Sie hatte keine Ahnung, was es bedeutete, aber sie konnte fühlen, wie unter ihrer Haut etwas in Bewegung war, etwas...
    Ihre Angst verschwand. Ebenso ihr Zorn.
    »Schwör mir dir Treue«, verlangte Bishop. »In der alten Sprache.«
    Claire ging in die Knie und schwor in einer Sprache, die sie überhaupt nicht kannte; nicht einen Augenblick lang zweifelte sie daran, ob das

Weitere Kostenlose Bücher