Der Nacht ergeben
der Schicht aus Dreck, mit der sie bedeckt war, noch eine weitere hinzufügte. Was waren schon ein paar ekelhafte Keime mehr? »Ich hätte dich pfählen sollen, als ich die Chance dazu hatte.«
Eine rabenschwarze Braue wölbte sich bei ihrem trotzigen Ton. »Weißt du, Abby, du bist wirklich eine undankbare Göre.«
»Nein, ich bin müde, ich habe Hunger, und ich will einfach nur nach Hause.«
Dantes Gesicht wurde weicher, als er Abby eng an sich zog. Zärtlich streichelte er über ihre zerzausten Locken.
»Ich weiß, Liebste. Ich weiß.«
Vampir oder nicht, Abby bemerkte, dass seine Berührung auf seltsame Weise tröstlich war. Und einfach wunderbar. Ohne bewusst darüber nachzudenken, lehnte sie ihren Kopf an seine Brust.
»Dante, wird diese schreckliche Nacht jemals enden?«
»Das zumindest kann ich versprechen«, versicherte er ihr und zog sie sanft aus der Gasse heraus, bis sie auf einer schmalen Straße standen. »Siehst du das Gebäude an der Ecke? Das ist unser Ziel. Schaffst du es bis dahin?«
Abby betrachtete das unansehnliche Gebäude und kam letztlich zu dem Schluss, dass es in vergangenen Jahren wohl einmal ein Hotel gewesen war. Ein Hotel, das jetzt feucht, verschimmelt und ohne Zweifel voll von ganzen Horden hungriger Ratten war. Sie seufzte schwer, aber nickte Dante widerstrebend zu.
Sie war zu erschöpft, um sich mit ihm zu streiten. Wenn ein paar Ratten und ein verrotteter Stuhl der Preis dafür waren, ihre schmerzenden Füße ausruhen zu können, dann sollte es eben so sein.
»Lass uns gehen«, murmelte sie.
Bereitwillig nahm sie Dantes Hilfe an und humpelte an seinem Arm über die Straße, um das Gebäude herum bis zu dessen Rückseite. Dante ignorierte die schmale Tür, die lose in ihren Angeln hing. Stattdessen berührte er mit der Hand einen der lockeren Backsteine in der Nähe des Fensters. Erstaunlicherweise (nun ja, vielleicht war es gerade an diesem Abend überhaupt nicht so erstaunlich) erfüllte ein silberner Schimmer die Luft. Bevor Abby auch nur fragen konnte, was geschehen war, hatte Dante sie durch den mystischen Schleier in eine riesige Eingangshalle gezogen, in der alles in purpurroten und goldenen Farbtönen gehalten war.
Taumelnd hielt Abby an und blickte sich verblüfft um. Das war einfach unmöglich. An diesem Ort gab es keine Rattenplage. Dafür aber Säulen aus schwarzem Marmor, mit purpurfarbenem Samt überzogene Wände und eine Kuppel, die mit wunderschönen nackten Frauen ausgemalt war.
Es war luxuriös und exotisch und mehr als nur ein wenig dekadent.
»Was ist das für ein Ort?«, fragte sie staunend.
Dante lächelte schief, als er ihren Arm ergriff und sie zu einer versteckten Nische im hinteren Teil des Raumes führte.
»Frag besser nicht.«
»Warum?«
Er ignorierte ihre Frage und schob den hauchdünnen Vorhang beiseite, der mit goldenen Sternen besetzt war. Dann zog er Abby durch einen dunklen Gang, bis sie bei der letzten Tür angekommen waren. Er öffnete sie und wartete, bis Abby eingetreten war, bevor er die Tür fest hinter ihnen schloss und das Licht einschaltete.
Zu ihrer großen Erleichterung erkannte Abby, dass das große Zimmer deutlich gemütlicher war als die pompöse Eingangshalle, die sie hinter sich gelassen hatten. Die Täfelung aus Satinholz und die Ledermöbel, die auf einem elfenbeinfarbenen Teppich standen, strahlten Wärme aus. Eher wie ein englischer Landsitz als wie ein opulentes Bordell, beschloss Abby.
Geistesabwesend lief sie herum, um die in Leder gebundenen Bücher zu studieren, die die Regale an einer der Wände füllten. Sie holte tief Luft, bevor sie sich umdrehte, um Dantes zurückhaltendem Blick zu begegnen.
»Sind wir hier in Sicherheit?«
»Ja, das Gebäude befindet sich im Besitz eines Bekannten von mir. Es liegt ein Zauber darauf, der verhindern wird, dass jemand deine Anwesenheit hier spürt. Ob nun Mensch oder Dämon.«
Ein Zauber? Naja, das klang... weniger eigenartig als alles andere, was an diesem bizarren Abend passiert war. Aber Abby fühlte, dass es noch eine ganze Menge Dinge gab, die er ihr nicht erzählte. Das war immer ein schlechtes Zeichen.
»Und dein Freund?«, fragte sie.
»Was meinst du?«
»Ist er ein Mensch oder ein Dämon?«
Dante hob eine Schulter. »Er ist ein Vampir.«
Abby verdrehte die Augen. »Na toll.«
Mit einer geschmeidigen Bewegung stand Dante plötzlich vor ihr, und sein Gesicht trug im gedämpften Licht einen unerbittlichen Ausdruck.
»Ich würde vorschlagen, dass du
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