Der Nacht ergeben
versuchst, dieses ziemlich hässliche Vorurteil zu verbergen, Liebste«, warnte er mit seidenweicher Stimme. »Wir werden wohl Vipers Hilfe brauchen, wenn wir die nächsten Tage überleben möchten.«
Abby wurde mit einem Mal klar, dass sie zu dem Mann, der ihr in den vergangenen Stunden mehr als einmal das Leben gerettet hatte, tatsächlich mehr als nur ein wenig unhöflich gewesen war. Sie biss sich auf die Unterlippe.
»Es tut mir leid.«
Dante strich zärtlich mit den Knöcheln seiner Finger über ihre erhitzten Wangen.
»Es gibt da einiges, was ich erledigen muss. Ich möchte, dass du hierbleibst.« Die Finger glitten unter Abbys Kinn, und er sah ihr tief in die Augen. »Und was auch immer geschehen mag, öffne diese Tür nicht, bis ich zurückkomme. Hast du verstanden?«
Abby lief ein Schauder über den Rücken. Er ließ sie hier zurück? Allein?
Und was war, wenn er nicht zurückkam? Was, wenn irgendein Dämon sie angriff, während er weg war? Was wäre, wenn...
Abby raffte die Reste ihres Mutes zusammen und hob das Kinn. Hör auf, so ein winselnder Jammerlappen zu sein, schalt sie sich selbst. Sie hatte für sich selbst gesorgt, seit sie vierzehn Jahre alt gewesen war. Und nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Mutter, seit diese entdeckt hatte, dass das Leben mit ein er Whiskyflasche einfacher zu ertragen war.
Und das alles ohne die Hilfe eines sündhaft schönen Vampirs.
»Ich habe verstanden.«
Als ob er die Bemühungen, die es sie kostete, tapfer zu wirken, spürte, schlossen sich seine Finger enger um ihr Kinn. Ihre Blicke trafen aufeinander, und dann beugte er sich zu Abby und streifte sanft mit seinen Lippen über ihre. Wieder und wieder. Seine Berührung war leicht wie eine Feder, aber das reichte aus, um Abbys gesamten Körper vor Lust prickeln zu lassen. Prickeln und erbeben und eine ganze Menge anderer aufregender Dinge.
Schließlich richtete Dante sich wieder auf und trat einen Schritt zurück. Noch immer benommen beobachtete Abby stumm, wie er sich umdrehte, um den Raum zu verlassen. Erst als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, erinnerte sie sich daran, dass sie atmen musste.
Nun...
Es schien, als seien ihre Füße nicht annähernd so müde, wie sie gedacht hatte, denn ihre Zehen waren vor Lust gekrümmt.
Der hysterische Drang zu lachen stieg in ihrer Kehle auf, als sie sich auf ein Ledersofa fallen ließ. Vampirküsse, na klar. Sie war wohl verrückt. Das war die einzige Erklärung. Sie war total verrückt, absolut übergeschnappt.
Und zum Glück im Moment zu erschöpft, als dass es ihr etwas ausgemacht hätte.
Abby ließ es zu, dass ihr Kopf auf die Lederkissen fiel, atmete tief ein und schloss die Augen. Zum ersten Mal seit Stunden sah sie weder ständig über die Schulter, um zu prüfen, ob sie von marodierenden Dämonen verfolgt wurde, noch musste sie durch vergammelnden Abfall waten. Es war nicht einmal ein Vampir in Sicht.
Einen Augenblick lang konnte sie sich einfach entspannen.
Entspannen? Ja, sicher, spottete eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf.
Sie holte tief Atem. Nein. Sie konnte das hier. Sie brauchte nur ein wenig Konzentration.
Entspann dich, entspann dich, entspann dich, sang sie im Stillen. Sie schmiegte sich tiefer in die Kissen. Sie atmete langsamer. Sie versuchte sich einen wunderschönen Wasserfall vorzustellen, eine friedliche Wiese, den Klang von Walen (wie zum Teufel die auch immer klingen mochten).
Es war ein sinnloses Unterfangen, das sie aufgab, als ihr eine Gänsehaut über den Körper lief.
Unvermittelt packte sie die Gewissheit, dass sie nicht länger allein war. Ihre Augen öffneten sich flatternd, und sie hob den Kopf von den Kissen. Ihr Herz stand still, als ihr bewusst wurde, dass ihre Instinkte recht gehabt hatten.
Ein Mann stand mitten im Raum.
Nein, kein Mann, korrigierte sie sich rasch. Jetzt, nachdem sie die Wahrheit über Dante erfahren hatte, konnte sie erkennen, was diese allzu perfekten Züge und diese äußerst elegante Erscheinung bedeuteten.
Allerdings kam sie schnell zu dem Schluss, dass dieser Vampir nicht gerade ein Ebenbild von Dante war. Er war größer und schlanker, mit harten Muskeln, die sich unter dem purpurroten Samtmantel, der fast bis zu seinen Knien reichte, und der schwarzen Satinhose abzeichneten. Sein Haar im hellen Silberton des Mondlichtes trug er lang, und seine Augen waren überraschenderweise so schwarz wie eine dunkle Nacht. Und obwohl sein Gesicht unwiderstehlich schön war, besaß es
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